Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
irgendwo gut versteckt eine kleine Meldung. Der Stachel indes ist gesetzt! Wer das heute googelt, findet immer wieder diese Geschichten und Schlagzeilen. Die Berichtigungen indes findet man leider nicht …
Von solchen Geschichten konnten wir Ende der 90er-Jahre natürlich nichts ahnen. Wir hatten mit einem Mal zwar andere Farben auf unseren Kutten, in unseren Köpfen und Herzen aber waren wir einfach nur ein paar Jungs, die das Leben als Motorradrocker liebten und einfach nur ihre Freiheit genießen wollten. Diese Freiheit jedoch ging leider immer mehr verloren, was mitunter aber auch clubinternen Vorgängen geschuldet war. Dazu später mehr.
Zunächst einmal flogen Armin als El Secretario, Les als Vice-Presidente, Diesel als Sargento de Armas und ich als Chapter-Präsident im Jahr 2000 offiziell als Bandidos in die Vereinigten Staaten. Bis dahin waren wir bei unseren USA-Reisen immer bei den Outlaws zu Gast gewesen, und nun stand also die Antrittsreise zu unseren neuen Brüdern an – und dementsprechend waren wir natürlich auch gespannt.
Unsere erste Station führte uns nach Houston/Texas zu einem Bruder mit dem Namen »Nomad Trash«. Ein ganz verrückter Typ und ein Bandido der ersten Stunde. Und dieser Kerl fühlte uns ordentlich auf den Zahn, schließlich waren wir die Neuen aus Germany, die man in den USA, dem Mutterland der Bandidos, noch gar nicht kannte.
Nomad Trash hauste in einem total abgefahrenen Haus, in dem er morgens die Eier fürs Frühstück briet, um wenig später im selben Raum seine Karre neu zu lackieren. Die Bude war Werkstatt, Garage, Küche und Wohnzimmer in einem. An ein Mindestmaß von Wohnkultur oder gar Körperpflege war in dieser schrägen Umgebung nicht einmal ansatzweise zu denken. Wir machten im Grunde ähnliche Erfahrungen wie bei unseren früheren Reisen zu den Outlaws. Während die Brüder in Deutschland unter der Woche in der Regel einer Arbeit nachgingen und als Beschäftigte oder Selbstständige ihr Geld verdienten, trafen wir in den Staaten sehr oft auf Männer, die nur einen »Job« kannten: den Club.
Das waren Jungs, die sich voll und ganz ihrem Club verschrieben hatten und anscheinend nicht im Geringsten dazu bereit waren, auch nur ansatzweise an einer einfachen bürgerlichen Existenz zu schnuppern. Wir hatten unser Colour und nannten uns Bandidos – diese Typen waren zum Teil wirkliche Banditen, und zwar im besten Wortsinn.
Unsere Reise dauerte 17 Tage und führte uns von Texas bis nach New Orleans. Die Fahrt war ursprünglich mit Motorrädern geplant, aber nachdem eine Karre nach der anderen verreckte, wichen wir auf einen Van aus. Wir fuhren von Bruder zu Bruder und eine Unterkunft war interessanter als die andere. Man traf auf Typen wie Smithie, der einige Zeit später wegen seines dritten Drogendeliktes zu 33 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, und lernten Brüder aus San Antonio kennen – echte Tacos –, in deren Augen man nichts als eisige Kälte entdeckte. So war auch der Blick von Richard Merla, der vier Jahre später den IBF-Boxweltmeister im Superfliegengewicht, Robert Quiroga, in San Antonio erstochen hat. Auch der hing in New Orleans herum und knallte sich die Birne zu.
Dann wieder kamen wir in gepflegten Häusern oder Villen mit Swimmingpool unter. Die gehörten Bandidos wie Galveston-John, einem Zwei-Meter-Klotz, der sich als Käfigkämpfer ein kleineres Vermögen verdient hat, oder Wolfman, der sich auf seinem Anwesen einen Tiger hielt. Vier verrückte Deutsche fuhren also durch den Süden der USA und trafen auf die beklopptesten Typen, die man sich nur vorstellen konnte. Gleichzeitig war dieser Trip wie ein Einführungsseminar in die wirkliche, ursprüngliche Welt des Bandidos MC.
Einmal hieß es, wir würden eine Tabledance-Bar besuchen und müssten hierfür rasch noch Alkohol besorgen. Wir sahen uns fragend an: Weshalb musste man Bier und Schnaps kaufen, wenn man in eine Bar ging? Nun, darauf bekamen wir keine wirklich gehaltvolle Antwort – das war eben so. Und vor dem Laden bekam jeder von uns noch eine Knarre in die Hand gedrückt – das war wohl auch so. In der Tabledance-Bar war dann richtig gut die Hölle los. Sie war voll mit älteren Texanern, die allesamt aus einem Western entstiegen zu sein schienen: Cowboystiefel, Cowboyhut und Gürtelschnalle so groß wie eine Teflonpfanne. Unsere Jungs erklärten dann, dass der Texaner an sich keine Schwarzen leiden könne. Auf der Bühne stand eine schwarze Schönheit, die sich im Takt der
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