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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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für uns den Reiseführer spielen würde … Der Polizist kassierte ein paar Scheine für die Geschwindigkeitsübertretung und ließ uns nach ein paar Minuten weiterfahren. Glück gehabt!
    Während wir uns im Jahr 2003 in Las Vegas/Nevada aufhielten, um dort ein Dragster-Rennen zu besuchen, trat ein Bandido – verhüllt mit einer Maske – im Fernsehen auf und erklärte öffentlich, dass er jeden Angler erschießen würde, der seinen Fuß auf den Boden von New Mexico stellte. Les und ich sahen uns erstaunt an. Eine Kriegserklärung an die Angler im Fernsehen? So etwas war wohl nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erlaubt.
    In Las Vegas trafen wir uns im Hotel des Hardrock-Café mit einem Zocker aus Gelsenkirchen: Klappi! Der war regelmäßig in Vegas und führte uns in den einen oder anderen Zockerladen ein – in einem trafen wir dann sogar den Basketballstar Dennis Rodman und seine Bodyguards. Rodman sah aus wie Doktor Schiwago, ganz in Weiß gekleidet und unfassbar cool.
    Wir hatten uns in all den Jahren, seit wir als Rocker auf den Straßen Deutschlands unterwegs waren, einen Namen gemacht – daran bestand eigentlich kein Zweifel. Wir hatten uns immer als knallharte Rocker gefühlt und auch als solche gelebt. Was wir jedoch in den USA kennenlernten, sprengte unsere Vorstellungskraft doch ein wenig. Und es wurde recht deutlich, dass der Begriff »knallhart« von Land zu Land sehr unterschiedlich war.
    Aber solche Erlebnisse bleiben uns heute leider verwehrt. Meine letzte Reise in die Staaten war nur ein halbes Jahr danach. Ich war bis dahin im Laufe der Jahre völlig problemlos fünfmal in die USA gereist, und als ich von Freunden ein paar Nächte in Las Vegas – im Bellagio-Hotel, das man aus dem Film Ocean’s Eleven kennt – geschenkt bekommen hatte, war der Flug schnell gebucht. Ein fabelhaftes Geschenk von einmaligen Kumpels, die in der Tat wussten, wie sie mir eine Freude machen konnten.
    Der Flug über den Atlantik war an der Seite meines Kumpels Jagger ruhig und entspannt, und auch in Minneapolis, wo wir zwischenlanden mussten, war anfangs noch alles in bester Ordnung. Ich war auf dem Weg zur Immigration, als vier Beamte auf uns zukamen. Und skeptisch wurde ich endgültig, als ich von gänzlich humorlosen Beamten in einen kargen Nebenraum geführt wurde, wo man mich eingehend musterte. Mir wurden Fragen gestellt, die ich überhaupt nicht einordnen konnte: wann ich zuletzt die USA bereist hätte, was der Zweck meiner Reise sei und so weiter. Ich erzählte schön brav, dass ich auf dem Weg nach Las Vegas sei, um dort ein paar schöne Tage mit meinem Kumpel Jagger im Bellagio zu verbringen. Irgendwann klärte sich die Sache auf: Der Computer, so hieß es, habe im Zusammenhang mit meinem Namen das Stichwort »Gunfight« ausgespuckt, und deshalb könne man mich nicht einreisen lassen. Ich überlegte fieberhaft, wie es zu diesem schwachsinnigen Eintrag hatte kommen können, bis mir schließlich die Sache in Ulm wieder einfiel. Diese Geschichte hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, lag sie doch Jahre zurück und konnte getrost als Jugendsünde abgelegt werden.
    Das sahen die Beamten leider nicht so und belegten mich kurzerhand mit einem Einreiseverbot. Nach ein paar Stunden in der Arrestzelle auf dem Flughafen ging es also zurück nach Deutschland. Das Bellagio habe ich leider nie gesehen. Außer in Ocean’s Eleven , aber das ist ja irgendwie dann doch nicht dasselbe. Und seit diesem Tag sind mir Reisen in die USA leider verwehrt. Auf welchen Wegen, das frage ich mich seitdem, ist diese lächerliche Geschichte aus Ulm wohl in die Computer der US-Behörden gewandert?
    Jagger ist natürlich mit mir zurückgeflogen, obwohl er hätte einreisen dürfen. Aber als Bruder hielt er zu mir. Ich war zu jener Zeit bereits Vice-Presidente Europe und vermutlich auch aufgrund meiner Position nicht mehr in den USA erwünscht. Auch heute noch ist es Amtsträgern der Bandidos nicht erlaubt, in die Staaten einzureisen.
    Sicher, ich hätte wohl immer noch die Möglichkeit, über Mexiko reinzukommen. Wenn ich an einen Grenzbeamten, der unter der Schlafkrankheit leidet, geraten oder mich hinten auf einen schäbigen Kleinlaster unter die vielen illegalen mexikanischen Erntehelfer mischen würde, die Tag für Tag in die USA geschmuggelt werden. Aber jetzt mal ganz unter uns: Auf diese Art von Abenteuer bin ich in meinem Alter nun wirklich nicht mehr scharf.

Im Club
von Les H.
    Im Februar 2000, also nur ein paar Wochen

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