Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
nach unserem Farbenwechsel, durften wir bereits das erste neue Chapter in Deutschland begrüßen. Jungs aus Allersberg mit ihrem Präsidenten »Käse« an der Spitze machten damals den Anfang, und viele weitere Clubs sollten ihnen im Laufe der Jahre noch folgen. Na ja, und unser Bruder Käse ist heute wie Peter und Kralle einer von drei Vice-Presidentes Europe in Deutschland, also gewissermaßen auch ein Mann der ersten Stunde.
Die Etablierung der Bandidos hatte, wie bereits erwähnt, in der deutschen Rockerszene, aber auch in Behörden- und Medienkreisen ordentlich viel Staub aufgewirbelt. Wir standen plötzlich im Fokus und ich persönlich einmal auch im Focus . Und da stellte mir ein Journalist unglaublich investigative Fragen wie: »Sind Sie jetzt als Bandidos gefürchteter?« Oder ob wir etwas mit Prostitution, Schutzgeld, Drogen- oder Waffenhandel zu tun hätten … Da steht man dann da und soll offizielle Erklärungen abgeben zu Fragen, die nur wenig Recherchehintergrund offenbaren. Die üblichen Stereotype waren das, aber gleichwohl musste man sich als einfacher Rocker, der ich nun mal war, auch an solche Dinge erst einmal gewöhnen.
Innerhalb des Clubs zeigte die Entwicklung ganz deutlich in eine Richtung: nach oben. Wir hatten nicht nur gute Zuwächse, sondern es wurde in der Szene auch relativ schnell deutlich, dass wir nicht mit der Arroganz auf den Plan getreten waren, wie es die Vertreter eines anderen großen amerikanischen Clubs vorgemacht hatten. Die Farben hatten sich geändert, nicht aber die Köpfe, die sie trugen.
Wir sind beispielsweise seit 30 Jahren mit der »Road Gang« und deren Chef Walla aus Saarbrücken sehr eng befreundet und das änderte sich natürlich auch nicht, als wir zu den Bandidos wechselten. Da gab es keinen Dünkel und auch keine Arroganz – diese Jungs konnten wir als Ghostrider gut leiden und deshalb blieben sie unsere Freunde, auch nachdem wir Bandidos geworden waren – und zwar ohne dass die Saarbrücker Jungs bei uns den Supporter-Club oder dergleichen spielen mussten.
Ich denke, das hat man in Rockerkreisen gewusst, und aus diesem Grund hatten auch die wenigsten etwas zu befürchten, nachdem die Bandidos in Deutschland gegründet worden waren. Wenn wir Zoff mit jemandem hatten, dann hatten wir das, weil wir Rocker waren und unsere Rockerehre zu verteidigen hatten. Da ging es nicht um Gebietsansprüche oder um irgendwelche Geschäfte, wie man es in den Medien immer wieder vorgekaut bekommt. Die Bandidos waren nie ein Businessclub und werden es auch nie sein. Wer sich mit Businessclubs beschäftigen möchte, sollte mit den Anglern reden, denn die wissen darüber garantiert etwas zu erzählen. Die 81er sind der FC Bayern unter den Motorradclubs und die Bandidos noch am ehesten der FC Schalke 04 oder Borussia Dortmund. Der Arbeiterclub mit anständigen, aufrechten Rockern, die in dem Club sind, weil sie die Bruderschaft schätzen und gerne Harley fahren.
Natürlich gibt es in jedem Club – ob Tennis, Golf oder Schützenverein – immer auch ein paar schwarze Schafe. Dafür kann zunächst einmal der Club nichts und über diese Typen sollte ein Club auch niemals definiert werden. Auch in unseren Reihen gab es einen solchen Vogel, und der gehörte ausgerechnet auch noch zu den Gründungsmitgliedern.
Diesel haben wir im Zusammenhang mit unserer ersten USA-Reise zu den Bandidos bereits erwähnt. Er war mein Sargento – mit ausgeprägter Neigung zur großen Clubkarriere. Daran ist ja grundsätzlich nichts auszusetzen, solange es eben aufrecht und ehrlich zugeht. Nur genau das war ganz offenkundig Diesels größtes Problem. Aber nun der Reihe nach.
Es fing eigentlich damit an, dass sich aus Dänemark immer wieder Stimmen mehrten, Deutschland solle einen zweiten Vice-Presidente installieren. Dazu muss man sagen, dass ich eigentlich nie derjenige war, der es für sein persönliches Ego gebraucht hätte, unbedingt in der ersten Reihe stehen zu müssen. Ich war seinerzeit eben als Chef der gelben Ghostrider automatisch für die ganzen Vorgespräche mit den Bandidos mitverantwortlich, und als es dann so weit war, hieß es: Mach du es! Besagter Diesel war zu jener Zeit mein Vize und bester Freund von Jim, dem Presidente Europe.
Deshalb fiel aus den Reihen der Dänen immer häufiger der Name Diesel, was wiederum einigen Brüdern in Deutschland überhaupt nicht schmeckte, weil sie mit ihm nicht gut zurechtkamen. Ich kam eigentlich ganz gut mit ihm klar und hatte bei den
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