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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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durchzukommen.
    Gleichwohl bleibt dieser schale, unglaublich feige Beigeschmack. Dass dieser Angler unseren Bruder erschossen hatte, war schlimm genug. Dass er sich dann jedoch auch noch in einer unglaublich perfiden Art und Weise hinter einer angeblichen Notwehr verstecken wollte, verrät einiges über diesen Feigling.
    Eschli wurde im Kreise seiner Familie fünf Tage lang aufgebahrt. Einer Familie, die nur zwei Jahre vor dieser feigen Tat an Eschli dessen jüngere Schwester zu Grabe tragen musste. Dem Mädchen hatte irgendjemand an seinem 18. Geburtstag in einer Diskothek Drogen ins Glas geschmissen – vermutlich Ecstasy-Pillen –, und das Kind, das nie etwas mit Drogen zu tun gehabt hatte, ist an diesem Zeug gestorben. An seinem 18. Geburtstag! Das ist eigentlich mehr, als eine Familie für den Rest des Lebens verkraften kann.
    Und auch die Beerdigung werden wir nie vergessen können. Hunderte von Bandidos aus ganz Europa, unzählige Jungs von der Gelsen-Szene, Hooligans und viele befreundete Clubs aus der gesamten Republik säumten das Grab unseres Bruders, den wir immer in unseren Herzen tragen werden. Eschli war auch ein Mitglied der Gelsen-Szene, und man muss sich einmal vorstellen, dass zu seiner Beisetzung – neben einigen Kollegen aus Nürnberg – auch Hools aus Dortmund kamen. Dortmunder Hooligans, die »Erzfeinde«, erwiesen unserem Bruder die letzte Ehre! Diese Geste werden wir immer in Erinnerung behalten.
    Aber eines werden wir auch nie vergessen! Nämlich dass an diesem Tag »Brüder« aus seinem damaligen Chapter Oberhausen, allen voran deren »Präsident«, und »Brüder« aus Berlin an Eschlis Grab standen und offen Rache und Vergeltung schworen. Genau die »Brüder«, die später einfach die Fronten wechselten und zu den Rot-Weißen übertraten. Mit dieser verlogenen und erbärmlichen Geste ist Eschli damals ein zweites Mal gestorben und sein Tod noch sinnloser geworden. Das ist eine Form der menschlichen Enttäuschung, die man nie für möglich gehalten hätte und die sich auf alle Ewigkeit in unser aller Erinnerung eingebrannt hat!

Die Annäherung
von Peter M.
    Frieden zu machen ist gar nicht so schwer – ihn zu halten jedoch fast unmöglich. Das könnte – auf eine Kurzformel gebracht – im Grunde das Fazit nach dem »Rockerfrieden« von Hannover sein.
    Notwendig schien er allemal zu sein, hatten sich doch die Differenzen zwischen Bandidos und Anglern in Deutschland im Laufe der Jahre deutlich verstärkt. Es war zu Überfällen gekommen, es hatte Verletzte gegeben – und unzählige Member auf beiden Seiten saßen zum Teil langjährige Haftstrafen ab.
    Natürlich war der Druck der Behörden mit jeder weiteren Auseinandersetzung gestiegen. Eine Razzia jagte die nächste und von Fall zu Fall wurden ganze Chapter – oder bei den Anglern eben Charter – zugemacht und Innenminister diskutierten mal wieder über bundes- oder landesweite Verbote beider Clubs. Wir waren zum Spielball geworden, und das wollten wir endlich abstellen. Einmal davon abgesehen, dass jeder Verlust eines Bruders unerträglich ist, machte die ganze Sache so, wie sie sich gestaltete, nicht einmal ansatzweise so viel Spaß wie in unseren Anfängen.
    Bei Geschichten wie dem berühmten Handschlag von Hannover liegt es in der Natur der Sache, dass es immer mindestens zwei Versionen geben wird: die der Rot-Weißen und unsere. Denn da ist etwas geschehen, was nicht nur die ganze Szene verwunderte, sondern auch große Teile der Republik, und kundige Beobachter oder auch Kenner der deutschen Rockerszene fragten sich natürlich sofort, wer denn nun den ersten Schritt getan haben mag.
    Das ist in Rockerkreisen tatsächlich die entscheidende Frage, denn sie beinhaltet unter der Oberfläche und zwischen den Zeilen, dass eine der beiden Parteien Schwäche gezeigt haben könnte, und Schwäche ist ein Wort, das ein Rocker normalerweise nicht zu seinem Vokabular zählt. Derjenige, der bei den Vorgesprächen, die diesem Friedensschluss vorausgegangen waren, den ersten Schritt machte, hätte gleichsam mit dem weißen Fähnchen gewedelt, so musste die gängige Interpretation dieser Ereignisse am Ende lauten.
    Es steht also letztlich jedem Leser frei, unserer Version dieser Geschichte Glauben zu schenken oder eben nicht, denn die Rot-Weißen werden garantiert das Gegenteil behaupten …
    Das Datum kann ich nicht mehr nennen, aber irgendwann erhielten wir einen Anruf von Lobo, einem Angler, den wir schon an die 30 Jahre kennen und trotz

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