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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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Weise attraktiv …
    Frank und Peter vereinbarten also ein paar Eckpunkte, die unseren Motorradclubs im Alltag das Leben erleichtern und den anderen – Behördenleitern und Berichterstattern – ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen sollten. Zu diesen Punkten zählte, dass beide Clubs vereinbarten, in Zukunft nicht mehr in die Städte der Konkurrenten einzudringen. Das hieß: Wo einer der beiden Clubs bereits ein Chapter oder »Charter« hatte, blieb der andere außen vor, da es sich herausgestellt hatte, dass es auf engem Raum immer wieder zu kleineren und größeren Zwistigkeiten gekommen war.
    Dabei ging es selbstverständlich nicht – wie immer mal wieder kolportiert wird – um geschäftliche Beweggründe. Der Waffenhandel in Nürnberg oder Castrop-Rauxel braucht keinen Friedensvertrag, weil es diesen Waffenhandel schlichtweg nicht gibt! Und wenn es ihn gäbe, glaubt denn dann wirklich einer daran, dass so etwas nicht schon längst aufgeflogen wäre?
    Es ging einzig und allein darum, das alltägliche Streitpotenzial zu verringern. Wenn ich erst 100 Kilometer in die nächste Stadt fahren muss, um einem 81er zu begegnen, ist ganz einfach ein Großteil der Auseinandersetzungen beseitigt.
    Ein weiterer Punkt in diesem Vertrag regelte, dass die Clubs künftig darauf verzichteten, ehemalige Mitglieder der anderen aufzunehmen, denn auch diese Sache barg immer wieder Konfliktpotenzial. Solche Männer wurden von den ehemaligen Brüdern als Verräter betrachtet, und wenn wir ganz ehrlich sind, ist ein solcher Farbenwechsel eigentlich auch gar nicht möglich. Darüber haben wir an anderer Stelle in diesem Buch bereits geschrieben. Tatsächlich gibt es nur eines, was schlimmer ist als ein Member vom anderen Club: ein ehemaliger Bruder in den Farben des anderen Clubs. Das sind Leute, mit denen man im Einzelfall mehrere Jahre lang zusammen gefeiert, Urlaube verbracht und Ausfahrten gemacht hat. Männer, die einen ins Vertrauen gezogen haben und denen man auch selbst vertraut hat. Und diese Männer gehören von einem Tag auf den anderen zum »Feind«? Das geht gar nicht!
    Umgekehrt war es für mich auch immer recht schwierig und kostete mich in so manchen Situationen große Überwindung, einen ehemaligen Angler in unserem Colour zu sehen. Diese Typen hatten ihre ehemaligen Brüder verraten – wann würden sie es vielleicht wieder tun?
    Es mag sein, dass man da einzelnen guten Kerlen Unrecht tut und der eine oder andere vielleicht wirklich feststellt, dass er mit der Ausrichtung seines Clubs nicht mehr zurechtkommt, sein Rockerleben aber noch nicht an den Nagel hängen will. Und wenn du einmal in einem Weltclub bist, willst du auch nicht mehr zurück zum »Hinterdorfinger MC Niederbayern«.
    Wir haben an anderer Stelle beschrieben, wie sich einmal zwei komplette Bandidos-Chapter von uns abwandten und zu den 81ern wechselten. Die Gründe waren damals für mich durchaus nachvollziehbar, aber am Ende des Tages bist du dann nach einem Wechsel eben ein Angler und sollst gegen einen ehemaligen Bruder deinen Mann stehen? Eine komische Vorstellung!
    Es mag ja den einen oder anderen Zeitgenossen geben, der über Nacht ohne Weiteres seine Farben wechseln kann. Ob er bis zu diesem Wechsel mit Leib und Seele bei seinem Club gestanden hatte, vermag ich nicht zu beurteilen. Selbstverständlich kommt es bei fast jedem Member irgendwann einmal zu einem Punkt, an dem er am liebsten alles hinschmeißen möchte. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben. Mal ist es die »Politik« eines Clubs, mal ist es der Präsi eines einzelnen Chapters, der einem die Freude am Rockerleben ordentlich verleiden kann. Solche Situationen kennt jeder – gleichwohl bedeutet es aus meiner Sicht einen gewaltigen Schritt, mal eben die Seiten zu wechseln.
    Auf Chapter-Ebene kam es aus oben beschriebenen Gründen mitunter zu Abspaltungen. Das sind häufig jene Fälle, in denen man pro Stadt mehrere Chapter hat. Ich persönlich halte von vielen kleinen Chaptern wenig. Ich glaube, dass ein großes Chapter deutlich mehr zustande bringen kann. Das beinhaltet letztlich auch die Größe und Ausstattung des Clubheimes. 15 Member eines Chapters bringen eben weniger Beiträge auf als 30 oder 40.
    Aber durch diese Abspaltungen entstehen immer auch neue Posten und Titel. Auf diesem Weg können Member zum Präsi oder Sergeant werden, die in ihrem alten Chapter nicht unbedingt an der Reihe gewesen wären. Was auch immer davon zu halten ist, am Ende des Tages ist es immer

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