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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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habe.
    Von dieser Sache wusste ich noch gar nichts, da bekam ich also schon die Nachricht von der Konkurrenz. Dann musste ich diesen Bruder kontaktieren, er musste mir die Angler-Farben übergeben und ich mit H. einen Übergabetermin machen … Und für so was war man dann Vice-Presidente Europe? Sollte man sich tatsächlich ständig irgendwo auf halber Strecke treffen, um Colours auszutauschen, die unsere Jungs sich gegenseitig abjagten? Nein, das konnte es beileibe nicht sein.
    Man kam sich vor wie ein Vater, der jede Woche mindestens einmal in die Schule zitiert wird, weil der Kleine im Unterricht mal wieder Scheiß gemacht hat. »Ja, Herr Lehrer, ich spreche mit meinem Jungen. Nein, Herr Lehrer, es kommt bestimmt nie wieder vor. Ja, das versprechen ich Ihnen …« Geht’s eigentlich noch? Wir waren doch ein Rockerclub und kein Kindergarten. Und wie hätte das denn auf Dauer mit mehr als 700 Membern funktionieren sollen? Da hätten wir gleich eine Schlichtungsstelle oder einen Mediator einstellen können. Das war Schwachsinn und so kamen wir bei weiteren Gesprächen überein, dass wir uns diese Telefonate künftig nur sparen könnten, wenn wir direkt einen richtigen Frieden machen würden …

Der Handschlag
von Les H.
    Ich selbst bin auf den unzähligen Fotos, die im Mai 2010 durch die Medien gingen, glücklicherweise kaum zu sehen. Die Nachricht vom sogenannten Rockerfrieden kam sogar in den Fernsehnachrichten und man musste sich eigentlich schon fragen, ob es nichts Wichtigeres auf der Welt gab als ein Frank H. von den deutschen Anglern und Peter Maczollek vom Bandidos MC Germany, die in der Kanzlei eines Rechtsanwaltes aus Hannover ein Friedensbündnis vereinbaren.
    Frank H. und Peter – der natürlich in Abstimmung mit dem anderen deutschen Vice-Presidente handelte – hatten sich also getroffen, um ein paar Dinge zwischen den beiden Clubs zu regeln. Peter und ich sind da für die Bandidos hin, weil wir eben von Anfang an mit Lobo zusammen die Verhandlungen geführt hatten. Hätte Vice-Presidente Käse 1%er mit dem 81er Lutz aus Stuttgart verhandelt, wäre es eben der Handschlag von Stuttgart geworden – die beteiligten Köpfe spielten also letztlich nicht die größte Rolle.
    Bei dem Friedensschluss ging es vor allem darum zu versuchen, dem seit Jahren bestehenden Konfliktpotenzial ein wenig die Luft zu nehmen. Beide Clubs hatten in den Wochen und Monaten zuvor feststellen müssen, dass diese ständigen Scharmützel auf der Straße im Grunde nur einer Seite geholfen hatte: den Behörden, die uns im Visier hatten, und den Medien, die – dankbar für jede Schlagzeile – über jede noch so kleine Schlägerei und jede kleine Razzia willfährig berichteten.
    Es hatte sich eben erwiesen, dass man mit den »Rockerbanden« wohl ganz gut Staat machen konnte. Und man sollte hierbei auch bedenken, dass dies noch vor dem Auffliegen der Zwickauer Terrorzelle NSU geschehen ist. Zu jener Zeit galt es in Behörden wie auch Medienkreisen als opportun, in regelmäßigen Abständen Rocker oder Hooligans unter die Lupe zu nehmen. Festnahmen und Razzien in Rockerkreise bieten immer eine recht gute Show für Behörden und Medien. Da gibt es richtig was zu sehen und die Symbolkraft und Macht der Bilder ist nun einmal nicht zu unterschätzen. Wenn schwarz maskierte SEK-Beamte große, starke und tätowierte Rocker in Handschellen abführen, macht das schon was her. Diese Bilder und Filmaufnahmen gehen sofort durchs Land.
    Wenn jedoch eine Gruppe Albaner oder Osteuropäer verhaftet wird, die einen Mädchenhandel betrieben hat, hält man sich auch aus Gründen der Political Correctness naturgemäß zurück. Solche Bilder sieht man nicht in der Tagesschau oder den Nachrichten von RTL. Bei Motorradclubs indes gibt es keine Zurückhaltung oder gar Zensur. Zehn gefesselte Motorradrocker, im Hintergrund ein paar schwere Maschinen und couragierte Ermittler vor den Mikrofonen versenden eine klare Botschaft: Hier sind Behörden am Werk, die bedingungslos ihren Job machen.
    Ähnlich verhält es sich auch mit Einsätzen im Hooligan-Milieu. Auch dort wird mit den Kameras voll draufgehalten – eine TV-Reportage jagt die nächste und immer wird der Eindruck vermittelt, dass der Staat mit aller Macht gegen Motorradrocker und Hooligans vorgeht. Beide Gruppen stellen aus meiner Sicht jedoch keine wirklich große Gefahr für den Landesfrieden dar, aber irgendwie sind sie anscheinend für Berichterstatter und Ermittler auf eine seltsame Art und

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