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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Universum hat aufgehört zu sein, und die Geister, Gespenster, die Elfen und Dämonen treiben frei umher.
    »Majestät … Majestät … Majestät …«
    Jetzt greifen sie in ihre Kostümgewänder und bringen kleine Gegenstände hervor, die sie vor mir niederlegen: eine Kugel, einen Stab, eine Schnur ineinandergefügter Bälle … Also doch keine Maskerade, sondern ein Spiel? Was wird von mir verlangt? Soll ich das Rätsel dieser Spielzeuge ergründen? Sollte ich auch selbst eine Maske tragen?
    Und wieso nennen sie mich Majestät? Der Titel gebührt mir nicht. Der Rom baro ist über derlei Pompösität erhaben. Meine Leute nennen mich Yakoub. Und all diese erhabenen Lords können von mir aus gern das gleiche tun.
    Der Krokodilskopf zieht aus den Tiefen seiner Fummel etwas, das aussieht wie ein Kurzschwert in seiner Scheide. Polarca neben mir wird steif und macht sich bereit, ihn anzuspringen. Ich bedeute ihm mit kaum merklicher Fingerbewegung, er solle stillhalten. Und der Krokodilsschädel legt Schwert und Schwertgehänge zu meinen Füßen nieder: feiner purpurner Samt, der prachtvoll und üppig leuchtet. Das Krokodil legt seine Pelzhand auf den Griff der Waffe und beginnt sie langsam aus der Scheide zu ziehen.
    Es ist aber keine Waffe.
    Ich weiß, was es ist. Ich habe das oft und oft gesehen, wenn ich zu Gast in der Hauptstadt des Universums war. Es ist das Zepter der Macht, der Stab der Höchstbefugnis, und der Kaiser hält dies in der Hand, wenn er auf dem Thron am Ende der Kristallstufen residiert.
    Was soll denn das? Ja, was ist denn das?
    »Wollt Ihr es aufnehmen, Majestät?«, bittet der Krokodilschädel.
    »Dieser Stab gehört nicht mir.«
    »Er wird der Eure sein, sobald er Eure Hand berührt«, sagte er.
    Ich hatte mir eingebildet, dass ich mein Höchstmaß an heiliger Ehrfurcht erlebt hätte, als ich die rote Zigeunersonne sah; aber jetzt bebe und zittere ich vor Scheu und Ehrfurcht bis ins Mark. Was treiben diese wahnwitzigen Gaje denn da, aufgedonnert in ihren albtraumhaften Kostümen und um meine Füße herumkriechend? Was für ein absurdes unerhörtes Ritual ist denn das? Kein Rom hat je davon gehört noch es gesehen … eine derartige Proskinese von Truggestalten und Wahnbildern. Und diese Darreichung des Stabes der Herrschaft?
    Wollen die etwa mich zum Kaiser machen? Mich?
    »Ihr habt alle den Verstand verloren«, sagte ich.
    Und Krokodilsschädel stammelt: »Majestät …«
    »Majestät«, dies vom Geweihträger.
    »Wir bitten Eure Majestät untertänigst …« Der Froschkopf, fast auf dem Bauch kriechend.
    »Steht auf! Ihr alle!« Ich funkle sie – trotz meiner Verwirrtheit – herrscherlich an. »Auf die Füße! Und nehmt diese widerwärtigen Masken ab!«
    »Majestät …«
    »Runter damit! Demaskiert euch! Sofort!« Und ich greife nach ihrem Gajeschen Amtsstab und fuchtle damit durch die Gegend. »Ich will hier drin keine Albträume haben! Also – runter mit den Masken!«
    Sie wenden sich einander zu, machen bestürzte flüchtige Bewegungen mit ihren Klauen und Pfoten und Flossen. Bestürzung. Ungewissheit. Zögern. Dann nimmt der Löwenköpfige die Maske ab, und das Gesicht eines mir unbekannten Mannes von Vietoris erscheint. Der Froschkopf enthüllt ein Copperfield-Gesicht, rot und wind- und sonnenverbrannt. Der Hirschköpfige hat das goldene Haar und die helle Haut eines Mannes von Ragnarök. Neun Imperialwelten brachten diese neun ranghohen Pairs hervor. Aber ohne ihre Gesichtsmasken wirken sie in ihren Kostümierungen einfach lächerlich, wie kleine Kinder, die man mitten beim Sichverkleiden überrascht hat, und es ist irgendwie dümmlich, fast peinlich.
    »Was soll denn das?«, frage ich und wedle mit meinem Stecken umher. »Wieso kommt ihr denn in so einer Aufmachung zu mir? Was bezweckt ihr damit?«
    »Die Tradition …«, flüstert einer. »Es handelt sich nur um einen kleinen historischen Mummenschanz, Eure Majestät. Um dem uralten esoterischen Ritual ein paar humoristische Glanzlichter aufzusetzen …«
    »Welchem Ritual?«
    »Der Ernennung des Kaisers, Majestät.«
    Doch. Ich hatte mich nicht geirrt. Hier war der Wahnsinn ausgebrochen.
    »Habt ihr alle den Verstand verloren? Ich bin ein Rom! Was glaubt ihr denn, was ihr tut, wenn ihr mit so was einfach zu einem Rom kommt?«
    »Der Thron steht leer. Die drei Erzlords sind – nicht mehr. Die Schiffe liegen nutzlos in den Interstellarhäfen. Die Welten sind hilflos und am Ende.« Das sagte der Mann von Ragnarök.
    »Die Zeit ist

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