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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht. Außer, ja, außer den Augen. Das waren Shandors Augen, wild und funkelnd. Meine Augen. Ich fühlte, wie mir ein leises Schaudern den Rücken hinablief.
    Ich zog ihn fest an mich und küsste ihn auf unsere Romaweise.
    Chorian sagte: »Man hat ihn auf Galgala gefunden, in Shandors Feldlager, und sie haben ihn hierher verfrachtet, noch kurz bevor die Interstellarschiffe blockiert wurden. Aber es hat sich bisher noch keine Gelegenheit ergeben, ihn dir zu präsentieren. Erst jetzt.«
    »Yakoub …«, sagte ich, um zu prüfen, wie der Name sich mit meiner Stimme anhöre. Denn ganz so weitverbreitet ist der Name ja nun wirklich nicht. Es ist kein gemeiner Name, und es haftet ihm ein uraltes Erbe an, o ja. Aber unser sind heute nur noch sehr wenige. Er weinte und lächelte gleichzeitig, der Junge, das Kind. Nach mir war er benannt. Und was, überlegte ich, sagt dir das nun über deinen Sohn Shandor? Ein hübscher Kleiner, auf seine Weise. Vielleicht so um die fünfzehn? Vielleicht jünger. Shandors Sohn mit jener Gaje-Frau, die er sich zugelegt hatte. Ein Bastard, ein poshrat, ein Halbzigeuner. Ach, was machte das schon. Ich begann mich ja selbst bereits wie ein halber Gajo zu fühlen, seit ich ihr Kaiser war. Es war höchste Zeit, dass wir alle ein paar der altangestaubten Vorurteile ablegten. Der Kleine da, in dem verbanden sich beide Rassen. Gut so. Und er trug auch meinen Namen, und der würde ihm bleiben. Gut. Gut. Ich überlegte mir, wie viel er wohl von Shandor in sich haben mochte. Shandors Energie, seine Schlauheit, vielleicht. Aber nichts von Shandors Bösartigkeit, von seiner Hinterhältigkeit, wie? Man konnte vielleicht hoffen. Ich lächelte so. »Kommt alle mit mir, du, Yakoub, und du, du, mein Polarca. Und Julien und Chorian. Ich brauche – na ja – frische Luft …«
    Draußen unter den Sternen begann der widerwärtige Brandgeruch allmählich zu schwinden. Immerhin, es waren Tage vergangen, seit die Kämpfe beendet waren, und die meisten Brände waren erloschen. Aber der Himmel strahlte überhell.
    Ich spähte hinauf, suchte unseren Stern.
    »Könnt ihr ihn sehen?«, fragte ich. »Er muss da droben, irgendwo nordwärts stehen, oder?« Ich kniff die Augen zusammen. Ich blinzelte, ich spähte, strengte mich an, runzelte die Stirn. Und dann sagte ich leise: »Wisst ihr, ich war nämlich dort. Während ich auf meinem Geistertrip war. Ich bin den ganzen weiten Weg zurückgegangen, und ich hab dem König die Hand gegeben. Dem letzten König des Sterns der Roma, und was war das für ein großer Mann!« Alle starrten mich an. »Ihr glaubt mir nicht? Na ja, das macht nichts. Macht gar nichts. Aber ich war dort. Ich habe geschworen, dass ich mich nicht unterkriegen lassen würde, nicht sterben würde, ehe ich nicht den Fuß auf den Zigeunerstern gesetzt habe, und ich habe meinen Schwur erfüllt.« Komisch eigentlich, dass ich den Stern dort oben nicht auszumachen vermochte, nachdem ich ihn doch in beinahe allen Nächten meines Lebens gesehen hatte. Der große rote feurige Stern. Wo war er? Wieder einmal Augenprobleme, altersbedingt? Vielleicht. »Seht ihr ihn?«, bat ich. »Polarca? Und du, Chorian?«
    Aber auch sie sahen meinen Stern anscheinend nicht. Und so standen wir da in der Dunkelheit und schauten und spähten angestrengt und mit zusammengekniffenen Augen hinauf. Ich hörte das Lied des Mulesko Chriklo süß und seltsam durch die Nacht erschallen.
    »Ich war dort an dem allerletzten Tag«, sagte ich zu meinen Leuten. »Als die Wehen der Sonne einsetzten. Und ich sagte zu dem König, dass wir zurückkehren würden, dass ich die Heimkehr anführen würde. Ich versprach es ihm feierlich. Wie ich es mir mein ganzes Leben lang versprochen habe, wie ich es euch versprochen habe.«
    Polarca sagte: »Yakoub, ist es denkbar, dass wir an der falschen Stelle suchen?«
    »Aber – der Stern – steht doch sonst immer – genau dort «, sagte ich. »Aaach, ihr Heiligen und Dämonen!«, sagte ich.
    »Was siehst du, was siehst du?«, fragte Chorian.
    »Dort!«, sagte ich. »Da, jetzt sehe ich ihn, unseren Stern, unsere Sonne. Aber nicht mehr rot. Dort oben, das ist sie, der helle Stern dort. Der blaue. Seht ihr's denn nicht? Das ist der Stern der Zigeuner. Das ist unsere Sonne. Sie verändert sich. Sie schwillt an. Die Dritte Schwangerschaft der Sonne hat begonnen. Seht ihr es denn nicht?«
    »Ich kann den Stern nicht ausfindig machen, den du siehst«, sagte Chorian.
    »Aber dort … dort oben!« Ich deutete, und

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