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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Symbionten genauer zu studieren. Es lagen zu viele praktische Aufgaben vor ihm.



»Wenn sie zu früh kommen, kann ich meine letzten Untersuchungen nicht mehr zu Ende führen«, sagte Mirny auf englisch.
    Afriel nahm seine Infrarot-Schutzbrille ab und knotete die Haltebänder ums Genick. »Irgendwo gibt es eine Grenze, Galina«, sagte er gähnend. »Ohne Ausrüstung kann man nur eine bestimmte Zahl von Daten auswendig lernen. Wir können nichts mehr tun als ruhig abzuwarten, bis sie uns holen. Ich hoffe nur, daß die Investierer nicht zu schockiert sind, wenn sie mich sehen. Die Kleidung hat mich ein Vermögen gekostet; jetzt ist alles weg.«
    »Es ist so langweilig, seit der Paarungsschwarm weg ist und wir unsere Versuche einstellen mußten, damit Ihre Vene heilen kann. Wenn es nicht diese neuen Wachstumsformen in den Kammern der Flügler gäbe, würde ich mich zu Tode langweilen.« Sie schob sich ihr fettiges Haar aus dem Gesicht. »Wollen Sie schlafen?«
    »Ja, wenn ich kann.«
    »Haben Sie keine Lust mitzukommen? Ich sage Ihnen doch dauernd, daß diese neuen Formen wichtig sind. Ich glaube, sie sind eine neue Kaste, jedenfalls keine Flügler. Sie haben Augen wie Flügler, kleben aber an den Wänden.«
    »Wahrscheinlich gehören sie überhaupt nicht zu den Schwärmern«, sagte er müde. Da er sie aber nicht verletzen wollte, fuhr er fort: »Wahrscheinlich sind es Parasiten, Nachahmungen von Flüglern. Wenn Sie wollen, schauen Sie nach; ich bleibe hier und warte auf Sie.«
    Er hörte, wie sie wegglitt. Ohne seine Infrarotbrille war die Dunkelheit doch nicht vollständig undurchdringlich. Aus der Kammer unter ihm glomm ein schwacher Schimmer von den schwankenden, wachsenden Schwämmen herauf. Der vollgestopfte Arbeiter an der Wand bewegte sich raschelnd und glucksend. Afriel schlief ein.
    Als er aufwachte, war Mirny immer noch nicht zurückgekehrt. Er war darüber aber nicht beunruhigt, sondern schaute im ersten Luftschleusentunnel nach, bei dem die Investierer ihn zurückgelassen hatten. Eigentlich war das überflüssig – die Investierer hielten ihre Abmachungen immer ein – trotzdem hatte er Angst, daß sie eines Tages landen und ohne ihn wieder abfliegen würden, wenn er nicht pünktlich zur Stelle wäre. Die Investierer mußten zwar etwas warten, weil er nach ihrer Ankunft noch blitzschnell in die Brutkammer flitzen mußte, um dort einem Ei die lebenden Zellen zu entnehmen. Mirny sollte sie die paar Augenblicke lang ablenken; die Eizellen sollten so frisch wie möglich sein.
    Später aß er etwas. Während er den Schwamm in einer der äußeren Kammern mampfte, erschienen die beiden Sprungschwänze, die Mirny gezähmt hatte. »Was wollt ihr?« fragte er sie in ihrer Sprache.
    »Futter-Mutter nicht gut«, quiekte der Größere und wedelte verstört mit seinen Vorderläufen. »Nicht arbeiten, nicht schlafen.«
    »Nicht bewegen«, fügte der andere noch hinzu und fragte hoffnungsvoll: »Gleich essen?«
    Afriel gab ihnen etwas von seinem Schwamm. Sie schlangen ihn offensichtlich mehr aus Gewohnheit als aus wirklichem Hunger herunter, was ihn beunruhigte. »Bringt mich zu ihr!« befahl er.
    Die beiden Sprungschwänze schwirrten ab; er folgte ihnen, wobei er sich geschickt durch das Gewühl der Arbeiter auf den Gängen schlängelte. Sie führten ihn mehrere Meilen durch das Labyrinth, zur Kammer der Flügler. Dort hielten sie verwirrt an. »Weg!« sagte der Größere.
    Die Kammer war leer. Afriel hatte sie noch nie leer gesehen; es war für die Schwärmer äußerst ungewöhnlich, einen so großen Raum ungenutzt zu lassen. Furcht überkam ihn. »Sucht Futter-Mutter! Folgt Geruch!«
    Die Sprungschwänze schnüffelten ziemlich lustlos an einer Wand. Sie wußten, daß er kein Futter für sie hatte; und ohne sofortige Belohnung taten sie eigentlich nie etwas. Schließlich nahm einer von ihnen die Duftspur auf, oder tat jedenfalls so, und folgte ihr über die Decke zu einem Seitentunnel.
    Afriel hatte große Schwierigkeiten in der verlassenen Kammer etwas zu erkennen, weil es nicht ausreichend Infrarotstrahlung gab. Trotzdem stieß er sich ab und folgte den Sprungschwänzen.
    Er hörte den Schrei eines Kriegers und das erstickte Quieken des Sprungschwanzes. Aus der Tunnelöffnung flog er ihm entgegen; aus dem zerspaltenen Kopf quoll dicker Schleim. Hilflos rollte er durch den Raum, bis er an der gegenüberliegenden Wand anstieß. Er war bereits tot.
    Der zweite Sprungschwanz schrie vor Schmerz und Schrecken auf und

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