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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Atem war so regelmäßig wie der einer Maschine. Die Augen öffneten sich und schlossen sich wieder. »Nur eine neue, junge Rasse.«
    »Wer oder was bist du?«
    »Ich bin Schwärmer; das heißt, einer seiner Ausformungen. Ich bin ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck; meine Spezialität ist die Intelligenz. Ich werde nicht oft gebraucht. Was für ein schönes Gefühl, jetzt wieder gebraucht zu werden.«
    »Bist du hier die ganze Zeit über gewesen? Warum hast du uns nicht begrüßt? Wir hätten uns sicher mit dir einigen können; schließlich führten wir nichts Böses im Schild.«
    Aus dem feuchten Maul am anderen Ende der Leitungen kam Gelächter. »Ich habe ebensoviel Sinn für Humor wie Sie«, sagte er. »Sie sitzen ganz schön in der Falle, mein lieber Hauptmann und Doktor. Sie hatten die Absicht, die Schwärmer für sich und Ihre Rasse arbeiten zu lassen. Sie wollten uns beobachten, züchten und ausbeuten. Ein ausgezeichneter Plan! Leider hatten wir ihn schon, ehe Ihre Rasse entstanden war.«
    Afriel geriet in Panik. Seine Gedanken überschlugen sich. »Sie sind doch ein intelligentes Wesen«, sagte er. »Warum wollen Sie uns umbringen? Sprechen wir lieber über alles. Wir können Ihnen helfen.«
    »Allerdings«, meinte Schwärmer. »Sie werden uns eine Hilfe sein. Dem Gedächtnis Ihrer Partnerin entnehme ich, daß wir uns wieder in einer dieser scheußlichen Perioden befinden, in denen die Intelligenz in der Galaxis überhand nimmt. Intelligenz ist eine große Plage. Wir haben immer nur Ärger damit.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sind eine junge Rasse und verlassen sich ganz auf Ihre eigene Klugheit. Dabei übersehen Sie – wie üblich –, daß Intelligenz kein Überlebensmerkmal ist.«
    Afriel wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Bisher sind wir damit gut gefahren«, sagte er. »Wir sind hierher in friedlicher Absicht gekommen. Sie sind nicht zu uns gekommen.«
    »Genau darauf beziehe ich mich«, sagte Schwärmer liebenswürdig. »Dieser Drang zur Ausbreitung, zur Erforschung, zur Erschließung ist es, der euch auslöschen wird. Sie gehen ganz naiv davon aus, daß Sie Ihre Neugier unendlich lange stillen können. Immer dieselbe Geschichte! Schon unzählige Rassen vor Ihnen haben diesen Wahn gehabt. Innerhalb von tausend Jahren – vielleicht ein bißchen mehr – wird ihre Art verschwinden.«
    »Haben Sie vor, uns zu vernichten? Ich warne Sie. Das wird keine leichte Aufgabe …«
    »Sie haben immer noch nicht kapiert. Wissen ist Macht! Glauben Sie wirklich, daß Ihre zerbrechliche Lebensform – diese primitiven Beine, diese lächerlichen Ärmchen und Hände, Ihr winziges, kaum gewundenes Gehirn – eine solche Macht aushalten kann? Mit Sicherheit nicht! Ihre Rasse geht doch jetzt schon durch das Fachwissen Ihrer eigenen Leute zu Bruch. Die ursprüngliche menschliche Gestalt ist überflüssig geworden. Ihre Gene sind manipuliert worden. Sie, Doktor, sind ein undurchdachtes Experiment. In hundert Jahren werden Sie wieder Neandertaler sein; in tausend Jahren wird nicht einmal mehr die Erinnerung an Sie vorhanden sein. Ihre Rasse wird den gleichen Weg gehen wie schon Tausende vor ihr.«
    »Und was für ein Weg ist das?«
    »Das weiß ich nicht.« Das Ding am Ende des Fühlers gab glucksende Laute von sich. »Ich habe sie aus dem Auge verloren. Sie haben alle etwas entdeckt oder entwickelt, wodurch sie über meinen Horizont hinausgegangen sind. Vielleicht sind sie sogar über ihr Sein hinausgegangen. Wie dem auch sei; ich kann ihre Gegenwart nicht mehr spüren. Offensichtlich tun sie nichts mehr, mischen sich nirgends mehr ein, sind also praktisch tot. Verschwunden. Vielleicht sind sie Götter oder Geister geworden? Ich habe jedenfalls nicht den Wunsch, ihr Schicksal zu teilen.«
    »Also dann – dann haben Sie …«
    »Intelligenz ist ein sehr zweischneidiges Schwert, Doktor. Sie hilft nur bis zu einem bestimmten Punkt. Sie ist für das Leben sehr hinderlich. Leben und Intelligenz sind nicht miteinander vereinbar. Sie gehören überhaupt nicht zusammen, wie Sie in Ihrem naiven Kinderglauben annehmen.«
    »Aber, Sie – Sie sind ein vernünftiges Wesen!«
    »Ich bin ein Werkzeug, wie ich schon sagte.« Das mutierte Etwas am Ende des Fühlers seufzte laut. »Als Sie mit Ihren Pheromon-Experimenten begonnen haben, stellte die Königin sehr schnell die chemische Störung fest. Sie löste bestimmte genetische Reflexe in ihrem Körper aus, worauf ich geboren wurde. Mit dem Problem der chemischen Sabotage kann

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