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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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hier gewesen? Hatte er an diesem Tisch gesessen? Es war derselbe Tisch. Alles in dieser Küche war genauso wie vor der Renovierung.
    »Wer hat mit den Malern gesprochen?«, fragte Winter.
    »Bitte?«
    »Die Maler, die hier renoviert haben, als Paula ermordet wurde. Wer hat mit ihnen geredet?«
    »Scheiße, wenn ich das wüsste, Erik. War das nicht Bergenhem?«
    »Könntest du das bitte feststellen?«
    »Klar. Aber wenn Bergenhem was rausgekriegt hätte, wüssten wir es. Dem entgeht doch nichts.«
    Winter antwortete nicht. Ein Sonnenstrahl reichte weiter als die anderen und beleuchtete eine der Schranktüren über dem Herd. Sie leuchtete wie die Sonne selbst.
    »Meinst du, die haben was gesehen, was wir wissen sollten?«, fuhr Halders fort.
    »Sie waren hier«, sagte Winter. »Ich weiß nicht, wie viel sie beiseite räumen mussten, bevor sie anfangen konnten zu arbeiten. Aber sie waren vor uns hier.«
    Was gab es Beruhigendes auf dieser Welt? Sie versuchte an etwas zu denken, das einen beruhigenden Effekt haben könnte. Beruhigend. Wieder dachte sie an das Wort, an dem sie sich fast festklammern konnte.
    Das Telefon hatte wieder geklingelt, und sie hatte sich gemeldet und nur das Summen in der Leitung gehört.
    Sie hatte aufgelegt und das Telefon angestarrt. Es war ein älteres Modell, das sie von zu Hause mitgenommen hatte.
    Von dem Telefon ging etwas Beruhigendes aus.
    Doch nicht jetzt. Sie hatte Angst, es zu berühren.
    Ob sie es in den Abfallkeller bringen sollte?
    Würde ihre Angst dann verschwinden?
    Sie würde nichts in den dunklen Keller tragen. Er war wie eine Grube. Die Beleuchtung funktionierte fast nie. Wenn sie eine Abfalltüte in den Müllschlucker warf, konnte sie hören, wie tief hinunter es ging.
    Der Regen klatschte gegen die Fensterscheiben. Dann muss ich nicht rausgehen, dachte sie. Ich muss sowieso nichts einkaufen. Ich habe alles, was ich brauche.
    Wieder klingelte das Telefon.
    Sie streckte die Hand aus, hob jedoch nicht ab.
    Das Telefon klingelte, klingelte.
    Es verstummte.
    Sie starrte darauf wie auf einen fremden Gegenstand.
    Es begann wieder zu klingeln.
    Sie riss den Hörer hoch. »Ich weiß, wer du bist!«, schrie sie.

24
    Im Besprechungszimmer war es genauso hell wie in Paulas Wohnung. Die Novembersonne hing über dem Ullevi, als hätte sie sich in der Jahreszeit getäuscht. Niemand hatte die Jalousien heruntergelassen, und Halders trug eine Sonnenbrille.
    Aneta Djanali nahm die Hand von den Augen, ging zum Fenster und ließ eine Jalousie herunter. Winter war am Fenster stehen geblieben. Er verfolgte am freundlichen Himmel ein Flugzeug auf dem Weg nach Süden. Die Menschen hatten immer noch genug Verstand abzuhauen, das Gehirn war ihnen nicht eingefroren im Schädel.
    So würde es nicht bleiben. Die Sonne würde wieder zur Vernunft kommen und genau wie die Menschen weiterziehen nach Süden.
    Ringmar räusperte sich diskret, und Winter drehte sich um.
    »Du hast Redefreiheit«, sagte er.
    »Ergebensten Dank«, sagte Halders.
    Sogar Ringmar lächelte. Und Halders hatte Recht. Es war ein blöder Ausdruck. In diesem Teil der Welt hat die Freiheit der Rede sozusagen Tradition, dachte er. Weiter südlich ist das anders.
    »Na, dann nutzt die Freiheit auch«, sagte Aneta Djanali und stieß Halders mit dem Ellenbogen an.
    »Wir haben es offenbar mit jemandem zu tun, der von Hotels besessen ist«, sagte Halders.
    »Eher darauf versessen, Leute in Hotels umzubringen«, sagte Bergenhem.
    »Zimmer Nummer zehn«, sagte Aneta Djanali.
    »Was?«
    »Paula lag in Zimmer Nummer zehn«, wiederholte sie, an Halders gewandt, »und … Börge … Ellen Börge war auch in Zimmer Nummer zehn.«
    Sie warf Winter, der sich immer noch nicht gesetzt hatte, einen Blick zu. Während der Besprechungen stand er oft am Fenster. Es war gut, etwas abseits zu stehen, die Wortfindung funktionierte besser, wenn sie ein bisschen weiter fliegen mussten, vielleicht auch die Gedanken. Das war schließlich der Sinn der Sache.
    »Ja, ja, Ellen Börge«, sagte Halders. »Sie ist nach wie vor verschwunden, soweit ich weiß.«
    »Geistert sie immer noch im Hintergrund dieser Ermittlung herum?«, fragte Bergenhem.
    »War sie jemals Teil dieser Ermittlung?«, fragte Halders zurück. »Erik? Denkst du noch an sie?«
    »Seit einer Weile nicht mehr«, sagte Winter.
    »Es war ein Zufall«, sagte Halders.
    Winter schwieg.
    »Für uns ist sie jedenfalls weg«, sagte Halders.
    »Das ist Elisabeth Ney auch«, gab Aneta Djanali zu

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