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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Fotografie vor sich.
    »Du hast den Fall Ellen Börge nie losgelassen«, sagte Halders. »Und du hast Recht gehabt.«
    »Ich habe ihn losgelassen«, erwiderte Winter.
    »Dann hat er dich nicht losgelassen«, sagte Halders. »Oder uns.«
    »Ich habe ihn zu früh losgelassen«, sagte Winter.
    »Erik …«
    »Ich hab nicht durchgeblickt.« Er drehte sich zu Halders um. »Ich hab den Leuten nicht richtig zugehört.«
    »Hör auf, Eri…«
    »Das hast du selbst gesagt, Fredrik«, unterbrach ihn Winter. »Hier gibt es etwas, das wir nicht sehen, aber es ist da.« Er hob den Blick von Ellens Gesicht. »Oder war.«
    »Woran denkst du?«
    Winter sah auf die Uhr. Es war immer noch nicht Mitternacht.
    »Ich fahre zu Börge«, sagte er.
    »Jetzt?«
    Winter antwortete nicht.
    »Willst du nicht vorher anrufen?«
    »Das spielt wahrscheinlich keine Rolle mehr für ihn, oder? Er will doch bestimmt wissen, was mit seiner Frau passiert ist.«
    Halders schaute wieder in Ellen Börges Gesicht. »Vielleicht weiß er es.«
    Winter nickte.
    »Willst du deswegen zu ihm fahren?«
    »Vielleicht.«
    Winter entfernte sich von der verdammten Stahlbank. Er hatte schon öfter dort gestanden. Es war das Schlimmste an seinem Job. Schlimmer als Fotografien.
    »Was machen wir mit Mario?«, fragte Halders.
    »Wo ist er jetzt?«
    »Zu Hause.« Auch Halders trat einen Schritt zurück von der Bank. »Wir haben ihm noch nicht auf den Zahn gefühlt, aber Frölunda beschattet ihn diskret.« Halders kam auf Winter zu. »In der Wohnung ist Licht. Sie können ihn von draußen sehen. Ich hab vor zehn Minuten mit der Wache geredet.«
    »Wir warten ab«, sagte Winter. »Zuerst fahr ich zu Börge.«
    »Brauchst du Verstärkung?«
    »Willst du nicht heim zur Familie?«, fragte Winter.
    »Und du?«
    »Von Börges Wohnung aus kann ich zu Fuß nach Hause gehen«, sagte Winter.
    »Das ändert natürlich alles.«
    Winter musste lächeln. »Aber du kannst gern mitkommen, Fredrik.«
    »Ich an deiner Stelle würde nicht allein fahren«, meinte Halders.
    Sie standen im Korridor. Das Licht war hier genauso kalt wie drinnen, als sollte sichergestellt werden, dass man den Anblick des Todes nicht so schnell vergaß.
    »Es braut sich was zusammen«, unkte Halders. »Sei auf der Hut.«
    Winter bekam einen Anruf, bevor er wegging.
    »Hallo, hier ist Pia.«
    »Ja?«
    »Sie hat starke Verletzungen an den Hand- und Fußgelenken«, berichtete Pia Fröberg.
    »Was genau bedeutet das?«
    »Sie ist lange Zeit gefesselt gewesen. War irgendwo festgebunden.«
    »Herr im Himmel.«
    »Mit einem dünneren Strick.«
    Winter schwieg.
    »Sie war furchtbar ausgemergelt«, fügte Pia Fröberg noch hinzu.
    Sie fuhren durch die Dunkelheit. Die Nacht war leer, in Nebel gehüllt, die Straßenbeleuchtung kraftlos. Als hätte das Meer die Herrschaft über die Stadt übernommen. Die wenigen Autos, die noch unterwegs waren, fuhren stadtauswärts, direkt hinein in den Nebel wie Schiffe. Winter hielt bei Rot, und drei Männer mittleren Alters betraten den Übergang. Sie waren gut gekleidet, trugen ihre Mäntel offen, einem hing das weiße Hemd aus der Hose. Plötzlich blieben sie mitten auf dem Fußgängerüberweg stehen, machten eine obszöne Geste zu Winter und Halders. Die Männer lachten, als die Ampel umsprang, blieben stehen.
    »Wäre vielleicht anders, wenn wir in einem Streifenwagen säßen«, sagte Halders.
    Winter ließ den Wagen langsam auf die Männer zurollen. Sein Mercedes war das einzige Auto auf der Allén.
    »Fahr sie doch über den Haufen«, sagte Halders. »Ich verspreche, ich mache die Augen zu. Ich hab nichts gesehen.«
    »Ein andermal«, sagte Winter, riss das Steuer herum und schoss auf zwei Rädern an den Männern vorbei in Richtung Park.
    Halders drehte sich um. Er lachte. »Die haben sich vor Angst in die Hosen gemacht. Hoffentlich werden sie von einer Bande Jugendlicher ausgeraubt, bevor die Nacht zu Ende ist.«
    Winter bog nach links ab. Sie kreuzten den Vasaplatsen.
    »Bei dir ist Licht.« Halders spähte schräg an der Hausfassade hinauf.
    »Lilly lernt gerade laufen«, erzählte Winter.
    »Um diese Uhrzeit?«
    »Sie kann überhaupt nicht aufhören.« Winter bog in die Vasagatan ein. »Das ist offenbar das Schönste, was sie bisher erlebt hat.«
    Er parkte das Auto am Rinnstein vor Börges Haus. Winters Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Hallo, Winter. Hier Östensson.«
    »Was ist, Lars?«
    »Wir haben weitergegraben.«
    »Ja?«
    »Einen halben Meter tiefer haben wir ein Hundeskelett

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