Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
gewöhnliche Marke. Aber wo waren Börges Schuhe jetzt?
    Börge drehte sich plötzlich um, als hätte Winter ihn angesprochen. Winter sah, dass er auf Socken ging.
    »Sie haben sie gefunden, oder?«
    Winter saß auf Börges Sofa. Es war dasselbe Sofa. Die Luft war zum Schneiden dick, als wäre auch sie noch dieselbe von damals. Die Gedanken in Winters Kopf überschlugen sich förmlich. Börge hatte sich nicht hingesetzt. Er stand hinter einem Sessel, wie zum Sprung bereit. Nein. Das war nur einer von Winters Gedanken.
    »Ich kann es nicht glauben«, stammelte Börge.
    Winter schwieg. Er hatte gesagt, weshalb er hergekommen war. Aber er hatte nicht die ganze Geschichte erzählt, noch nicht. Sie hatte noch keinen Schluss.
    »Nach all diesen Jahren«, sagte Börge. »Das ist unmöglich.«
    »Ich bin direkt zu Ihnen gekommen«, sagte Winter.
    »Das ist unmöglich«, wiederholte Börge.
    Er streckte sich, zog die Schultern hoch und sackte wieder in sich zusammen. Winters Blick fiel auf den Nebel draußen vor dem Fenster hinter Börge. Die feuchte Nachtluft bildete eine Wand dort draußen, genau über der Straße, wie eine Mauer.
    »Warum?«, fragte Winter.
    »Was? Was?« Börge sah ihn an, als hätte er erst jetzt begriffen, dass Winter hier war. Dass er diese Nachricht mitgebracht hatte.
    »Sie haben gesagt, dass es unmöglich ist.«
    »Es ist unmöglich«, wiederholte Börge zum dritten Mal.
    »Was ist unmöglich?«
    »Wie kann man jemanden … finden, der verschwunden ist?«, antwortete Börge. »Das … passt nicht zusammen.«
    Winter erhob sich.
    »Glauben Sie, ich habe gelogen?«, fragte Börge.
    Winter antwortete nicht.
    »Glauben Sie, dass ich …« Börge machte zwei Schritte auf Winter zu.
    »Was glauben Sie, das ich glaube?«
    Börge antwortete nicht. Sein Blick flackerte zwischen Winter und dem Bücherregal hin und her, das immer noch dastand, wo es damals gestanden hatte. Börge hatte dort gelehnt, mit dem Nachschlagewerk in der Hand. Winter war zu ihm gegangen. Dort war dieses Foto, eins von dreien. Ich hatte es zuvor noch nicht gesehen, vielleicht hatte es auch vorher nicht dort gestanden. Börge war betrunken gewesen oder war auf dem besten Weg, es zu werden. Das weiß ich noch genau. Jetzt ist er nicht betrunken. Er sieht nicht aus wie ein Trinker. Vielleicht hatte er beim letzten Mal absichtlich getrunken. Vielleicht wusste er, dass ich unterwegs zu ihm war. Er hat mich vom Bus aus gesehen, aber nichts gesagt. Vielleicht hat er mich auch heute Nacht dabei beobachtet, wie ich aus dem Auto stieg. Und Fredrik. Aber ihn kennt Börge nicht. Ich erinnere mich, dass Ellen und ihre Schwester auf dem Foto lächelten. Sie müssen ungefähr fünfzehn Jahre alt gewesen sein, daran erinnere ich mich auch. Wie hieß Ellens Schwester noch? Ein Name mit E. Die beiden Mädchen sahen sich nicht besonders ähnlich. Nur die Augen, das Haar. Aber das konnte man verändern. Sie waren Halbschwestern. Warum erinnere ich mich nicht, wie sie hieß? Börge sieht jetzt verdammt müde aus, vielleicht scheint das auch nur so bei dem Licht. Er kann meinem Blick nicht standhalten. Der Name. Börge hat gesagt, dass sie verschiedene Namen benutzte. Eva. Sie hieß Eva. Heißt Eva.
    Winter schaute zum Bücherregal. Bestimmt standen die drei Fotos immer noch da, vermutlich auf demselben Bord. Er trat an das Bücherregal. Börge folgte ihm mit Blicken, sagte aber nichts.
    Das Foto, das er suchte, war noch da. Es war dasselbe Bild. Die Mädchen schienen in einer Art Laube zu stehen, sie waren von dichten Büschen umgeben, hielten einander umschlungen, vier Arme, vier Hände.
    Winter betrachtete die Gesichter.
    Es gab eine Ähnlichkeit.
    Jesus!
    Wie hatte ihm das entgehen können? Ja, damals hat er es nicht wissen können. Aber jetzt. Das musste etwas bedeuten, er wusste es.
    Es konnte alles bedeutete.
    Das Mädchen neben Ellen war Elisabeth Ney.
    Sie waren Schwestern.
    »Herr im Himmel«, sagte Ringmar. »Schwestern.«
    »Das hat Börge jedenfalls gesagt.«
    »Und du hast sie erkannt.«
    »Elisabeth«, sagte Winter. »Sie ist es. Sie hat sich nicht sehr verändert.«
    Das Telefon auf dem Tisch klingelte. Winter hob ab, meldete sich, lauschte, legte auf. »Das war Möllerström. Er hat eine Tante in Halland gefunden. Ellens Schwester hieß Elisabeth. Unter anderem.«
    »Unter anderem?«
    »Sie nannte sich auch Eva. Den Namen hat Börge mal erwähnt.«
    »Hat damals jemand mit ihr geredet?«, fragte Ringmar.
    »Damals, als Ellen

Weitere Kostenlose Bücher