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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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weil sich einige der frisch gebackenen Eltern auch weiterhin trafen, als sie keine frisch gebackenen Eltern mehr waren. Und dann war Lilly gekommen, und alles hatte von vorn angefangen, vielleicht mit nicht mehr ganz so vielen frisch Gebackenen.
    Angela.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Entweder ruft sie in fünf Minuten an oder ich rufe sie an. Er hob das Glas zum Mund. Das Telefon klingelte, als ihm gerade der erste Schluck durch den Hals in den Magen rann.
    »Hauptquartier«, meldete er sich.
    »Stell dir vor, es wäre jemand anders gewesen«, sagte sie.
    »Mein Hauptquartier ist dort, wo ich meinen Hut aufhänge.«
    »Du hast doch gar keinen Hut.«
    »Das ist eine Redensart.«
    »Das ist ein Anglizismus. Außerdem heißt es Zuhause. Zu Hause ist dort, wo ich meinen Hut aufhänge.«
    »Hier bin ich zu Hause.« Winter sah sich um.
    »Wie ist es zu Hause?«, fragte Angela.
    »Einsam. Wie ist es bei euch?«
    »Ziemlich heiß. Aber gestern hat es geregnet. Die Leute haben auf der Straße getanzt. Hier hat es anscheinend im August neunzehnhundertdreiundzwanzig zuletzt geregnet.«
    »Mein Geburtsjahr.« Winter nippte an seinem Whisky, der nach gebranntem Torf duftete, der nach fünf Grad kaltem Atlantikwasser und nach Wildkräutern aus Nordeuropa schmeckte. Einen Kontinent von der Costa del Sol entfernt. Angela und die Mädchen waren bei Siv geblieben, seiner kettenrauchenden Mutter. Er war bereits vor zehn Tagen nach Hause gefahren, braun gebrannt und mit einem leichten Kater von den vielen trockenen Martinis seiner Mutter. In den letzten Jahren hatte sie jedoch das Trinken eingeschränkt. Vielleicht hing das mit Elsas Geburt zusammen. Vielleicht wollte sie ein bisschen länger leben. Das Leben an der Sonnenküste war anstrengend zwischen Golfplätzen, Galerien und gelangweilten Steuerflüchtlingen, die schon am frühen Nachmittag ihrem Dasein durch Cocktailpartys zu entfliehen suchten.
    Angela mochte Siv. Sie hatte Winters alte Mutter sogar dazu gebracht, nach Jahrzehnten am Mittelmeer in Salzwasser schwimmen zu gehen. Vor Estepona hatten sie einen schönen Strand entdeckt. Wer suchte, fand in der Nähe des Puerto Banús auch kleine Buchten. Elsa und Lilly plantschten, lachten, Elsa lief hin und her, in den Schatten unter dem Sonnenschirm und wieder darunter hervor, wurde braun wie Schokolade.
    Plötzlich herrschte Leben in dem kreideweißen Haus oben in Nueva Andalucía, Lachen, Kindergeschrei, Geschepper und Lärm in der Küche, und jetzt nicht mehr nur vom Shaker, der lange Zeit Sivs Lieblingsgerät gewesen war. Elsa spielte unter der Palme im Garten, die einjährige Lilly lernte gerade laufen. Manchmal hatte Angela die Wohnung am Vasaplatsen satt. Manchmal sprach sie es aus. Sie besaßen ein Grundstück am Meer, südlich von Billdal. Doch etwas hielt ihn zurück, hielt ihn fest im Zentrum der Stadt. Die Wohnung war groß. Kinder spielen gern in großen Wohnungen. Das sagte er Angela. Vielleicht teilte sie sogar seine Meinung. Aber der Balkon war kein Garten. Und das Grundstück am Meer könnte zunächst für ein Sommerhaus taugen.
    »Fühlst du dich wieder alt, Erik?«, hörte er ihre Stimme. Es sirrte in der Leitung, als könnte er die Zikaden bis hoch in den Norden hören.
    »Ich habe an die ersten Jahre gedacht«, sagte er.
    »Die zwanziger Jahre?«
    »Als ich in diesem verdammten Job angefangen habe.«
    »Ist es heute Abend so schlimm?«
    Er erzählte kurz von Paula Neys Schicksal.
    »Das hat dich also bei deiner Rückkehr zu Hause erwartet.«
    »Ich hätte bleiben sollen.«
    »Wer soll die wachsende Familie ernähren?«
    »Ich natürlich. Du hast doch noch nicht mit denen in der Klinik in Marbella gesprochen?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Willst du es denn tun?«, fragte er.
    »Ich würde mehr verdienen als wir beide zusammen, Erik.«
    »Ich hoffe, du machst Witze.«
    »Nicht über den Verdienst.«
    »Ich könnte aufhören, und wir würden trotzdem zurechtkommen.«
    »Meine Rede.«
    »Ich meine, Geld ist da, abgesehen vom Job in der Klinik.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Dann brauchst du ihn also gar nicht erst anzunehmen.«
    »Ich möchte eigentlich auch nicht. Aber ein halbes Jahr hier unten … die Kinder sind im richtigen Alter, wir brauchen nicht an Schule zu denken … ein Winter in der Sonne … tja …«
    »Und was soll ich mit meiner Zeit anfangen?«
    »Mit den Kindern zusammen sein natürlich.«
    Das klang so einfach. Und selbstverständlich.
    Es war zu einfach und zu selbstverständlich.
    Er schaute

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