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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sagen.« Ringmar folgte dem Auto mit Blicken, als es in die Skånegatan einbog.
    »Vielleicht ist das ihre Art, es zu tun«, sagte Winter.
    »Mhm. Oder auch nicht.«
    Das Gefühl, verfolgt zu werden. Woher kam es nur? Es musste doch eine reale Ursache geben?
    Das Gefühl, Wind im Nacken zu spüren, wie einen Atemhauch.
    Als sie sich umdrehte, war da kein Wind. Es gab gar nichts, nur den Alltag und alles, was zum Alltag gehörte. Das Wirkliche. Aber Alltag war eine andere Wirklichkeit, eine, die ihr bekannt vorkam.
    Dies war ihr unbekannt.
    Da? Oder dort? War da etwas? Stand dort jemand und sah sie an, als sie vorbeiging?
    Stand jemand vor ihrem Haus? Vor ihrer Tür?
    Gestern Abend hatte sie am Fenster gelehnt und hinausgeschaut. Kein Licht in der Wohnung. Die Beleuchtung draußen war schwach, eher ein gelber Nebel, wie eine Haut, die sich über den Herbst gezogen hatte. Ein Auto kam den Berg herauf. Sie bemerkte die Scheinwerfer, ehe das Auto auftauchte. Es fuhr zu den Garagen, jemand kam heraus, zog die schwere Tür herunter und ging in die andere Richtung zu den Häusern, die den Hang hinunterzurutschen schienen. Manchmal sah man sie als halbe Häuser, und manchmal sah man sie gar nicht. Ihr kam es vor, als wollten sie lieber im Zentrum stehen als hier oben. Ein komischer Gedanke.
    Hieran war gar nichts komisch, jetzt im Dunkeln zu stehen und hinauszustarren. Bin ich hysterisch? Habe ich … plötzlich Angst vor allem? Sogar vor mir selber? Vielleicht sollte ich wegziehen, die Stadt verlassen. Es gibt andere Städte. Es gibt auch andere Länder.
    Da!
    Es war ein Gesicht.
    Himmel, das ist kein Gesicht.
    Was ist es dann?
    Jetzt ist es nichts.
    Wenn du den Baum weiter so anstarrst, kann alles Mögliche aus ihm werden. Vielleicht fängt er an zu laufen. Er kann … sich in ein Gesicht verwandeln. Deine Phantasie kann alles Mögliche aus ihm machen.
    Das Telefon klingelte. Ihr Telefon! Sie zuckte zusammen. Riss fast den Vorhang herunter, an den sie sich offenbar geklammert hatte, ohne es zu merken. Sie sah die Scheinwerfer eines Autos hinter dem Hügel, Strahlen wie von zwei Stablampen, und dann waren sie weg. Aber sie hörte die Sirene. Es musste ein Krankenwagen sein. Vielleicht war er unterwegs zum Sahlgrenska.
    Rasch ging sie durchs Zimmer und hob den Telefonhörer ab. »Hallo? Hallo?«
    Am anderen Ende kein Laut. Aber es war jemand in der Leitung, in der es rauschte wie Wind.
    »Hallo? Wer ist da? Hallo?«
    Wieder hörte sie die Sirene, die sich jetzt entfernte.
    Aber sie hörte sie auch hier drinnen.
    Die Sirene heulte am anderen Ende der Leitung.
    Eine Nachricht wartete auf Winters Tisch.
    In Birgerssons Büro war ein Husten zu hören, ehe er an die Tür klopfte.
    Birgersson saß hinter seinem Schreibtisch. Das war ungewöhnlich.
    »Setz dich, Erik.«
    »Ich glaube, jetzt stelle zur Abwechslung ich mich mal ans Fenster.«
    Birgersson lächelte nicht. »Mario Ney hat mich vor einer halben Stunde angerufen.«
    »Ja?«
    »Er sagt, Bertil und du, ihr beiden hättet den Nervenzusammenbruch seiner Frau heraufbeschworen.«
    »Hat er sich wirklich so ausgedrückt? Heraufbeschworen?«
    »Was ist passiert?«, fragte Birgersson.
    »Wir haben einen Fehler gemacht, aber nicht gestern. Wir hätten dafür sorgen sollen, dass Elisabeth Ney sofort in Behandlung kam.«
    »Er will uns anzeigen. Dich.«
    »Tja, was soll ich dazu sagen?«
    »Du kannst einen Vorschlag machen, wie wir das der Presse erklären sollen.«
    »Wir? Das werde wohl ich übernehmen müssen, wie üblich.«
    »Warum seid ihr wieder zu ihnen gefahren, Erik? Ohne euch vorher anzumelden?«
    »Das fragst du mich?« Winter trat an den Schreibtisch und beugte sich darüber. »Ist das nicht auch eine deiner Methoden? Nicht vorher anrufen. Einfach an der Tür klingeln.«
    »Kommt drauf an«, sagte Birgersson.
    »Hier kam’s wirklich drauf an«, sagte Winter. »Mit der Familie Ney stimmt was nicht, das müssen wir herausfinden. Bald, am liebsten sofort. Bertil und ich haben ihm ja kein Haar gekrümmt. Seine Frau hat uns hereingelassen. Wir haben ein paar Fragen gestellt. Sie war einverstanden. Er ist von was weiß ich wo nach Hause gekommen und auf uns losgegangen, als wären wir Einbrecher.«
    »Wo ist er gewesen?«
    »Wir haben ihn nicht gefragt.«
    »Wie geht es seiner Frau jetzt?«
    »Sie schläft. Wir werden wieder versuchen, mit ihr zu sprechen. Das müssen wir, Sture.«
    »Hm.«
    »Ich glaube nicht, dass er uns anzeigt. Das glaubst du doch auch nicht.«
    »Er hat

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