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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Anzeige erstattet. Bei mir.«
    »Dann behalt sie bei dir.«
    Birgersson nickte.
    Winter streckte den Rücken und wollte gehen.
    »Erik?«
    »Ja?«
    »Äh … worüber wir uns kürzlich unterhalten haben … das vergessen wir, was?«
    »Was?«
    »Genau.«
    »Ach so«, sagte Winter an der Tür. »Das war ja nur ein kleiner Schwatz übers Leben.«

13
    Bei der Morgenbesprechung ging es um Paulas Einsamkeit. Die Liste ihrer Bekannten war kurz. Das brauchte nicht zu bedeuten, dass sie ein einsamer Mensch gewesen war, aber keiner von denen, die sie befragt hatten, schien ihr nahe gestanden zu haben.
    »Höchstens Nina Lorrinder«, sagte Halders.
    »Scheint aber nicht wirklich so zu sein«, meinte Ringmar.
    »Ich will heute Nachmittag mit ihr reden«, kündigte Halders an.
    »Worüber?« Das war Bergenhem.
    »Ihr bestes Pastarezept«, antwortete Halders.
    »Ich meine es ernst«, sagte Bergenhem.
    »Glaub doch nicht immer das Schlechteste von allen.« Das war Aneta Djanali.
    »Ich glaube, sie weiß mehr, als sie sagt, über Paula und über ihren Freund. Oder ihre Freunde«, sagte Halders.
    »Es könnte sich auch um Frauen handeln«, sagte Aneta Djanali. »Vielleicht war es so. Vielleicht war sie deshalb so verschwiegen.«
    »Im einundzwanzigsten Jahrhundert?« Halders sah sich in der Gruppe um. »Schämt sich heute noch jemand wegen so was? Quatsch, die Schwulen und Lesben stehen doch Schlange, um sich zu outen!«
    »Vielleicht war Paula anders«, gab Aneta Djanali zu bedenken. »Vielleicht wollte sie sich nicht in die Schlange drängen.«
    »Wir haben doch mit ihren Kollegen gesprochen«, sagte Halders. »Auch von dort keinerlei Andeutung.«
    Aneta Djanali zuckte mit den Schultern. »Wir haben festgestellt, dass sie ziemlich einsam wirkte«, sagte sie.
    »Genau darüber will ich Nina Lorrinder ausquetschen«, sagte Halders.
    »Quetsch nicht zu fest«, sagte Bergenhem.
    »Bist du immer noch ernst, Lars?«
    Bergenhem nickte.
    »Und wann hast du dein Coming-out?«
    Bergenhem zuckte zusammen. Er öffnete den Mund.
    »Jetzt hör aber auf, Fredrik!«, sagte Winter.
    »Ich hab doch bloß Spaß gemacht«, sagte Halders.
    Sofort nach der Besprechung verdrückten sich Winter und Ringmar. Winter schlug einen Platz vor, an dem sie reden konnten, vielleicht denken.
    Ringmar fuhr nach Gullbergsvass und parkte unter der Gasuhr. Von der Tabakfabrik roch es stark nach Kautabak.
    Sie überquerten die Straße und gingen auf dem Kai weiter. Im Wasser türmten sich die rostigen Fahrzeuge. In einigen hatten sich Aussteiger der Gesellschaft häuslich eingerichtet. Ringmar deutete auf ein Hausboot, das möglicherweise einmal ein Segelschiff gewesen war. Jetzt war es rot von Rost und nicht mehr bewohnt. Die Luken gähnten leer und schwarz. Eine Möwe flog mit heiserem Geschrei vom Deck auf und ans andere Flussufer. Im Hintergrund zog ein Lastkahn vorbei. Es begann leicht zu regnen. Winter schlug den Mantelkragen hoch. Er schaute hinauf und sah, dass sich der Himmel von Norden her aufhellte, als die Regenwolke südwärts weiterzog. Der Regen hörte auf. Winter zündete sich einen Corps an. Der Rauch schwebte davon, dem Regen hinterher.
    »Da drüben wohnte der Stripper, dem Bergenhem verfallen war«, sagte Ringmar, als sie am halb gesunkenen Hausboot vorbeikamen.
    Winter nickte. Bergenhem war gefallen, hart und mehrere Male, in dem Boot, auf den Fußboden einer Bar, auf einem Feld. Er war fast gestorben. Ein Fall, der immer wieder in Winters Gedanken auftauchte, in der letzten Zeit immer häufiger. Ein schrecklicher Fall. Winter hatte weitergemacht, alle hatten weitergemacht. Manchmal verstand er nicht, warum. Es war, als wären sie mitten im Krieg gewesen und hätten ihn überlebt, wären wieder in den Krieg gezogen und hätten wieder überlebt.
    »Du solltest bei unseren Besprechungen vielleicht etwas energischer durchgreifen.« Ringmar wandte sich an Winter. »Wenn es um die Besprechungsdisziplin geht.«
    Winter nahm den Zigarillo aus dem Mund. »Du denkst an Halders?«
    »Ja … und Bergenhem.«
    »Halders kann besser denken, wenn er seinem Mundwerk freien Lauf lässt.« Winter lächelte. »Sieh dich und mich an.«
    »Er wird zu persönlich«, sagte Ringmar. »Bergenhem war verletzt.«
    »Mhm.«
    »Halders hat die Grenze überschritten.«
    »Ist Bergenhem schwul?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das ist ja auch seine Sache«, sagte Winter.
    »Genau, Halders’ Sache ist es auf keinen Fall.«
    »Lars ist ein junger Mann auf der Suche, aber ich

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