Zirkus zur dreizehnten Stunde
nichts davon mit. Keiner von ihnen hatte scheinbar Mias Verschwinden bemerkt.
Plötzlich nahm ein Schatten Substanz an.
„Damian?“ Lillian wich automatisch zurück.
„Eva!“, schrie der Magier plötzlich und einen Moment geriet alles ins Stocken. Die Frau, die angesprochen wurde, lächelte feindselig und im nächsten Moment blitzte es in der Dunkelheit über ihnen auf.
„Vorsicht!“ Aramis schrie aus Leibeskräften als lange Eisspeere auf sie herabkrachten. Er wurde weiter von Eva attackiert. Lillian richtete sich schwankend auf, wollte gerade zu ihrem Geliebten, als sie ein Schatten umschlang.
Sie keuchte, versuchte sich zu befreien. Wütend fuhr der Feuerkünstler herum, sah den Angriff der Fremden nicht kommen.
Eva rammte ein Eisschwert durch seine Schulter und nagelte ihn an die Wand. Ihm stockte der Atem. Lillian gab einen erstickten Laut von sich.
Die Sukkubus lächelte höhnisch in ihre Richtung. Lillian wurde von Damian herumgerissen. Der Magier griff sie fest unterm Kinn und zwang sie ihn anzusehen. Aus den Augenwinkeln sah sie noch wie etwas an Aramis sich veränderte. Es schien als wäre eine innere Blockade gebrochen. Etwas wurde freigesetzt. Funken stoben von ihm weg.
Aramis riss die freie Hand nach vorne, krallte sie in Evas Bauch. Einen Moment lächelte sie noch, dann riss sie die Augen entsetzt auf.
Etwas in dem Feuerkünstler schien zu brodeln. Etwas schien dort zu sein, was zuvor nicht da war. Seine Augen veränderten sich, wurden zu einem flammenden Inferno und plötzlich …
… riss er sie mit Leichtigkeit zur Seite und schleuderte sie mit einem gewaltigen Feuerball davon.
Auch Damian drehte sich nun um, hielt Lillian jedoch weiterhin fest. Das Knurren des Inkubus übertönte alles. Seine Augen waren nicht mehr annähernd menschlich. Die Bestie war frei!
Abgelenkt von dem Anblick des Feuerkünstlers vergaß Damian einen Moment Lillian. Sie nutzte ihre Chance. Ihr Kopf ruckte nach vorne, verwandelte sich. Die Schnauze wurde länger, die Augen schmaler. Die Zähne schossen aus ihrem Kiefer hervor und gruben sich in Damians Kehle.
Der Magier strauchelte, versuchte den Kiefer des Tieres auseinanderzubiegen. Das Knurren von Lillian riss nicht ab und noch weniger bewegten sich ihre Zähne aus seinem Fleisch. Damian verfiel in ein widerliches Gurgeln und stolperte nach hinten. Erst als er schwächer wurde, ließ sie kurz locker und bohrte erneut ihre Zähne in seine Kehle.
Der Körper des Zauberers sackte zusammen. Lillian ließ immer noch nicht los. Das Blut sprudelte aus den Wunden heraus. Der Blick von Damian wurde immer matter und erstarb schließlich ganz. Sein Herz hörte auf zu schlagen.
Sie blieb immer noch darin verbissen, als würde sie nicht wagen ihn jetzt schon gehen zu lassen. Ihr Körper zitterte.
„Kein Inkubus findet die Liebe!“ Der Schrei durchdrang alles. Eva tauchte wieder auf. Gewaltige Eiszapfen brachen aus dem Boden und bewegten sich auf Lillian zu.
Sie war zu langsam. Im nächsten Moment würde sie aufgespießt, ihr Körper zerfetzt und die Seele aus ihrem Leib geprügelt werden.
Dieser winzige Augenblick, in dem sie noch begreifen würde, dass alles vorbei war und …
„Nein!“ Ihr Schrei zerriss die Nacht. Im letzten Moment hatte Aramis sie zur Seite gestoßen und sich in die Falle aus Eisdornen geworfen.
Stille brach herein. Aramis hing an einem der gewaltigen Splitter. Seine Schulter war durchbohrt. Sein Blut färbte alles dunkel. Kleine Flammen brachen aus seinem Körper. Er stand noch, regte sich nicht, fixierte seine Gegnerin.
„Aramis“, flüsterte Lillian, die sich zurückverwandelt hatte. Plötzlich erwachte der Nebel und umhüllte ihren Liebsten. „Ihr werdet niemals –“ begann Eva. Der Nebel raste auf sie zu, Aramis in sich beherbergend. Mit einem Mal tropfte Blut aus ihrem Mundwinkel. Ein kurzes Keuchen erklang.
Verwirrt starrte Eva auf den Mann, der sich aus dem Nebel schälte. Seine Hand hatte sich durch ihren Körper gebohrt. Er hatte sie erwischt.
Er hatte –
Geisterhafte Arme waren an ihren Schultern zu sehen. Etwas hatte sie offenbar festgehalten.
Unglauben und Entsetzen zeigte sich auf dem Gesicht von Eva, dann riss Aramis die Hand herum.
Ein Schrei erklang und mit einem dumpfen Laut fiel der Körper zu Boden.
Lillian sank auf die Knie. Ein Klirren erklang, das Eis verwandelte sich in kleine Splitter und schmolz. Der Körper von Aramis sackte zu Boden. Lillian wollte zu ihm, doch ihre Beine gaben nach. Sie kroch
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