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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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Der Weg, den sie zurücklegten interessierte Jack offenbar nicht mehr.
    „Denk immer daran, Jack, diese leichten Frauen, die sich in den Nächten hervorschleichen, sind böse. Sie verraten dich, genau wie deine kleine Freundin.“
    Sein Kopf ruckte und er starrte zu Mary hoch. „Nur deine Mutter ist gut“, sie berührte sein Gesicht. „Deine Mutter bringt dir alles bei, was du wissen musst.“
    Ein Knurren ertönte aus seiner Kehle. Es klang zufrieden, fast wie das Schnurren einer Katze.
    Der Wagen hielt mit einem Ruck. Mary schob den Vorhang ein wenig zur Seite.
    In einer Seitengasse stand eine Frau. Einen langen, schwarzen Mantel um die Schultern. Ihr Kleid ebenfalls schwarz, genau wie das Korsett, dass ihre Vorzüge hervorzuheben versuchte. Jeden ihrer Schritte begleitete ein metallenes Klacken. Sie schien ein wenig ungeduldig zu sein. Ihre Arme waren vor ihrem Bauch verschränkt, lösten sich jedoch als die Kutsche hielt. Noch einmal rückte sie alles zurecht und ging auf das Gefährt zu.
    „Viel Spaß damit“, meinte Mary und öffnete die Türe.
    „Was soll’s denn sein?“ Die Frau war angekommen und blickte neugierig in den Wagen. Da es in der Kutsche dunkel war, konnte sie vermutlich nicht sehen, wen oder was sie vor sich hatte.
    „Er bevorzugt die hintere Gasse dort.“ Mary versuchte ihre Stimme ein wenig dunkler klingen zu lassen. Sie deutete hinter die Prostituierte.
    „Meinetwegen.“ Sie wandte sich von der Kutsche ab und ging los.
    Jack sah fragend zu Mary, die ihm mit einem aufmunternden Lächeln zunickte. Das war das Zeichen. Er sprang aus dem Wagen und war hinter der Frau her.
    Diese wartete bereits in der Sackgasse auf ihn und nestelte an sich herum.
    Einen Moment starrte er sie an. Dann rannte er auf sie zu und schlug auf sie ein.
    Die Hure prallte zurück. Mit verstörtem Blick sah sie auf, riss die Arme hoch und versuchte sich zu schützen, als Jack ihr die Fäuste ins Gesicht rammte. Wimmernd spuckte sie ein paar Zähne aus und versuchte verzweifelt, seinen Schlägen zu entkommen. Jack ließ es nicht zu, er drückte mit seiner Hand direkt auf ihr Gesicht und versuchte sie unten zu halten.
    Ihm lief der Geifer aus seinem Maul, wobei er grauenvoll hechelte.
    „Jack!“ Die strenge Stimme von Mary ließ ihn kurz aufsehen. „Bring es zu Ende!“ Sie hatte seinen Hass wohl ein wenig zu sehr angestachelt.
    Jack sah auf die Frau unter sich.
    Ihre Augen quollen vor Angst hervor, sie versuchte, sich zu wehren. Statt eins der scharfen Skalpelle zu ziehen, griff der Junge nach seinem eigenen, nicht ganz so scharfen Messer und schnitt ihr die Kehle durch. Das Opfer hatte noch einen Moment gezuckt, die letzten Lebensgeister wurden regelrecht aus ihrem Körper gerüttelt, dann starb sie mit entsetztem Gesichtsausdruck.
    Er hätte wohl nicht mehr innegehalten, wenn Mary nicht seinen Arm festgehalten hätte.
    „Du musst noch einiges lernen“, meinte sie und zog ihn mit sich. Ein Geräusch ertönte. Ein Karren? Sie mussten weg, bevor jemand sie sah.
    Zurück im Wagen starrte Jack seine blutbesudelten Hände an. Er gluckste leise, rieb die Hände aneinander und leckte schließlich die Finger ab.
    „Das nächste Mal, Jack“, sagte Mary streng, „benutze dein Geschenk!“
    Jack sah auf, die Augen funkelten. Langsam glitt seine Hand zu dem Etui, das sie ihm gegeben hatte. Ein Lächeln überzog sein Gesicht und er nickte euphorisch.
    „Nächstes Mal“, grunzte er. „Frauen.“
    Mary musste lachen und lehnte sich erfreut zurück. Sie hatte es geschafft. Sie hatte etwas geschaffen, was der Welt gefehlt hatte. Ihre Gedanken schweiften zurück.
    Vor zwei Tagen hatte sie in ihrem neuen Zuhause gesessen. Jack war neben ihr gewesen, hatte sich wieder den einzelnen Organen gewidmet. Er hatte gelernt. Das gute Kind! Sie seufzte.
    Eine Legende erschuf man nicht alle Tage. Alles musste perfekt geplant und umgesetzt werden.
    Sie saß an dem Schreibtisch und mit einem genüsslichen Grinsen tauchte sie eine Feder in blutrote Tinte. Sie datierte den Brief auf den 25. September 1888, obwohl dieser Tag schon vorbei war. Ganz langsam streifte sie die Feder ein wenig ab und setzte sie aufs Papier.
    Lieber Boss, hatte sie begonnen und ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Ein kurzer Blick auf Jack, dann schrieb sie weiter. „Ich höre ständig, dass mich die Polizei geschnappt hätte, aber sie werden mich so schnell nicht festsetzen. Ich musste lachen, als sie sich so altklug darüber unterhielten, dass sie auf der

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