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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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war.
    Hier war eben alles anders. Faith sah auf. Die Sonne kroch langsam hinter den Horizont. Einige Zeit war vergangen und sie spürte, wie sich ihr Rücken schmerzhaft meldete. Das meiste war aufgesammelt und wurde von Mischka sortiert.
    Faith brachte ihren letzten Korb zu ihr. „So, das sollte alles sein.“
    „Danke“, die Schneiderin nickte. „Ruh dich aus. Heute wird sich ohnehin nichts mehr machen lassen.“ Sie seufzte und sah sich um. „In den nächsten Tage werden aber einige Waschorgien stattfinden müssen.“
    Ein kurzer Blick genügte, um Faith erneut schlucken zu lassen. Es war wirklich alles voller Wäsche. Das konnte ewig dauern, alles wieder sauber zu kriegen. Doch sie sagte nichts. Ein Nicken in Mischkas Richtung und Faith ging wieder. Sie verzichtete heute auf das Essen. Ihr schlechtes Gewissen hätte sie ohnehin nicht viel schlucken lassen.
    Viele waren schon im Begriff, schlafen zu gehen, nur wenige waren noch auf den Beinen. Jeder Muskel schmerzte Faith und sie wankte auf den Wagen zu, den sie mit Sina und Kate bewohnte, und wollte nach der Klinke greifen.
    Ein dumpfer Laut. Sie fuhr herum. Hinter ihr stand Jack. Scheinbar war er vom Wagen herabgesprungen und kam nun langsam auf sie zu.
    „Jack“, sie seufzte seinen Namen.
    „Faith, Hunger?“, er setzte sich vor sie hin und hielt ihr ein Brötchen hin. Keines der schmutzigen. Er war also zumindest beim Abendessen gewesen.
    „Danke“, allmählich verflog ihre Wut wieder. Immerhin kümmerte er sich um sie. Wie sollte man jemandem, der sich so bemühte, auch lange böse sein? Sie setzte sich ebenfalls und knabberte an seiner Gabe.
    „War es schlimm bei Antigone?“, fragte sie schließlich.
    „Jack verloren“, meinte er nur und wandte den Blick ab.
    „Verloren?“, Faith hielt inne und sah ihn an. „Was hast du verloren?“
    Einen Moment geschah gar nichts. Er starrte einfach nur zu Boden. Als hoffte er, dass dort etwas auftauchen würde, das ihm diese Antwort ersparte. Doch nichts erschien. Dann ruckte sein Kopf nach oben und starrte in den Himmel. Immer noch blieb er still.
    „Jack?“, vorsichtig rutschte sie ein wenig nach vorne und versuchte ihm in die Augen zu blicken.
    Sein Blick schien den Himmel abzusuchen, dann starrte er direkt auf den Mond, der als halbvolle Kugel über ihnen thronte. Immer noch war er ruhig. Allmählich jagte er Faith einen Schauer über den Rücken. Etwas stimmte nicht. Was war nur –
    Sein Gesicht ruckte wieder zu ihr und er griff nach ihrer Hand
    „ Wa –“
    „Alles Gute!“, meinte er nur und schloss sie in die Arme.
    „Jack.“ Sie war überrascht. Er gratulierte ihr! Er …
    Ihr Geburtstag! Sie hatte es selbst fast vergessen. War schon wieder ein Jahr vergangen? Und Jack war wieder der Erste, der daran dachte. Sie hätte es wissen müssen. Er hatte es nie vergessen. Er hatte nie den genauen Zeitpunkt verpasst.
    „Danke“, sie atmete aus und gab die Umarmung zurück. Ein Augenblick verging, dann spürte sie, wie seine Kraft plötzlich zunahm. Jacks Hände krallten sich in ihre Haut.
    „Jack?“, erschrocken versuchte sie, ihn zurückzudrängen, um ihn ansehen zu können. „Was ist denn?“
    „Ver … loren …“, flüsterte er nur und wirkte wieder niedergeschlagen.
    „Was meinst du denn?“
    „Das hier!“, eine weitere Stimme mischte sich ein.
    Faith erkannte Antigone, als sie sich umdrehte. Die Frau hielt eine Hand ausgestreckt und offenbarte ein gefaltetes Stück Papier.
    Jack ließ Faith los und starrte zu ihr. Das Papier war etliche Male gefaltet und stellte einen kleinen Vogel dar. Die Details waren grandios. Er wirkte dabei so sanft und zerbrechlich und …
    Plötzlich flog er von Antigones Hand und kam direkt zu ihr. Als hätte ein Lufthauch ihn erfasst und zu ihr getragen. Faith streckte die Hand aus. Vorsichtig ließ sich das kleine Kunstwerk darauf nieder.
    „Er hat es dir schenken wollen“, meinte Antigone. „Er hat mit Lydia geübt, aber dann den Falschen erwischt.“ War ein Stocken in ihren Worten gewesen? Ein kleines, kaum merkliches Stocken? Sicher war es nur Einbildung. Faith sah auf das kleine Geschenk und lächelte.
    „Jack“, Faith spürte wie sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl. Die Freude musste geradezu aus ihren Augen strahlen. „Danke. Aber nächstes Mal“, sie zwinkert ihm zu, „machst du nicht einen solchen Aufriss, wegen so etwas.“
    Der Blick von Jack ging kurz zu Faith, dann zu dem Vogel und schließlich zu Antigone. Ein Nicken:

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