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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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Gesicht erschien.
    Ein Augenblick, der so sanft war und dabei so unscheinbar blieb. Faith lächelte ebenfalls.
    Die Musik erklang und ihre Hände lösten sich.
    Lillians Auftritt begann. Die rot-weißen Kleidungsstücke wogten bei jeder Bewegung mit.
    Aramis war hinter den Vorhang zurückgekehrt und Faith bemerkte, dass sein Blick bei der Füchsin blieb.
    Um Lillian tanzten Schleier, die den Anschein von Nebel erweckten. Dann sah Faith genauer hin und erkannte, dass sich tatsächlich Nebel auf die Schleier gelegt hatte. Die Umrisse eines Baumes, von Gebäuden, diverse Tiere schienen aufzutauchen, die langsam in ihrer Wolkenform nach oben stiegen und vergingen. Der letzte Nebel formte sich zu einer Kugel, stieg ebenfalls hinauf, sank wieder nach unten und umhüllte Lillian. Als er sich mit einem Paukenschlag verzog, stand Maurice in der Manege und erntete den letzten Applaus des Abends. Er dankte dem Publikum für sein Hiersein.
    Faith hörte nicht mehr genau zu. Ihre Augen suchten Aaron.
    Donnernder Applaus lenkte ihre Aufmerksamkeit noch einmal zurück zur Manege. Maurice hatte mit seiner Rede geendet und die meisten der Darsteller hatten sich noch einmal im Rund versammelt und verbeugten sich nach allen Richtungen. Die Menge stand, applaudierte und schrie voller Begeisterung. Unter lauter Musik verließen die Artisten die Manege und die Planen vor dem Eingang wurden wieder aufgezogen. Der Zauber verflog ein wenig, aber viele der Zuschauer nahmen unübersehbar einen Teil davon mit sich. Vielleicht auch Aaron?
    Aaron!
    Sie musste zu ihm. Faith lief zum Hinterausgang und folgte dem Zelt zum Haupteingang. Die Menschen strömten heraus wie Ameisen aus ihrem Hügel. Aaron war nicht zu sehen. Erst als der Strom langsam versiegte, tauchte er schließlich auf. Als er Faith entdeckte, zeigte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht.
    „Ihr habt eine phantastische Show“, begrüßte er sie.
    „Vielen Dank, die Leute geben sich die größte Mühe.“
    „Schade, dass du keinen Auftritt hattest“, meinte er schließlich.
    „Ich?“ Faith war verwirrt und hob abwehrend die Hände. „Ich habe leider nichts, womit ich mich mit denen, die auftreten, vergleichen könnte.“
    „Dann muss ich mich eben mit deiner Vorstellung als Zirkusführerin begnügen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Sofern das Angebot noch steht.“
    „Sicher“, freute sich Faith. Nur darauf hatte sie schließlich gewartet.
    „Gut, dann zeigen Sie mir noch mehr Ihrer Wunder, werte Lady.“ Er hielt ihr einladend den Arm hin, in den sie sich fast schon automatisch einhakte.
    Faith vergaß alles um sich herum und zeigte ihm jeden Winkel des Zirkus. Sie fanden sich schließlich auf der Hinterseite des großen Zeltes wieder. Faith hatte einen Tee von Reiko besorgt und die beiden zogen sich in ein ruhiges Eckchen zurück.
    Er erzählte von seinem Medizinstudium, das sich dem Ende zuneigte, und von seinen Eltern, die er auf dem Land besucht hatte. Auf dem Rückweg nach London war er auf sie gestoßen und hatte sie aus dem Wasser gezogen. Seine Eltern waren Kaufleute und er wollte in seinem Heimatdorf eine Praxis eröffnen.
    Mit jedem Wort versank sie tiefer in seinen Augen. Vertieft in ihr Gespräch hatten sie das weite Voranschreiten der Sonne nur am Rande bemerkt.
    Jemanden außerhalb des Zirkus kennenzulernen, war ein faszinierendes Gefühl. Faith wollte mehr von dieser Welt da draußen erfahren, wollte ein zu Hause, eine richtige Familie, einen Alltag, bei dem sie nicht jeden Morgen aufwachte ohne zu wissen, wo sie genau war oder wohin es gehen würde.
    Die kühle Luft machte ihr schließlich die fortgeschrittene Stunde klar.
    „Es scheint schon recht spät zu sein.“ Die Geräusche des Festes waren abgeklungen. Die meisten waren längst wieder auf dem Weg nach Hause. Faith starrte zum Horizont, wo die Sonne immer weiter verschwand. Der rote Feuerball schickte seine letzten Strahlen über die Erde und tauchte die Felder, die vor ihr lagen, in rotes Licht. Als würde das Blut einer ganzen Schlacht über die Wiesen hereinbrechen und alles langsam verschlingen. Der Schein kam immer näher, bis zu ihnen beiden, bald würde er sie erreichen, nur noch ein winziges Stück …
    Das Klappern von Holz holte Faith schließlich zurück. Die Buden wurden geschlossen.
    „Ein Königreich für deine Gedanken“, meinte er sanft und sein Gesicht wirkte wie ein Anker der Zuversicht in einer Welt des Chaos. Das letzte rote Licht streifte sein Antlitz, entstellte es nicht, sondern

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