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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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greifen.
    „Reicht dir der Nebel, der hier ist, nicht aus?“ Die Stimme unterbrach ihre Gedanken. Das Bild des Herzens sackte in sich zusammen.
    „Wie?“ Sie war verwirrt, sah sich um und entdeckte Aramis einige Meter hinter sich. Er lehnte an einem Wagen und starrte in die Ferne.
    „Der Nebel“, er sah sie nun doch an. „Er scheint auch noch das letzte bisschen Leben aus dem Zirkus zu saugen.“ Ein Seufzen trat ihm über die Lippen. „Nur meines … löscht er nicht …“ Seine letzten Worte waren leise, fast nur an sich selbst gerichtet.
    „Sei froh, dass du nicht auch noch ausgelöscht wirst“, Lillian biss die Zähne zusammen. Er war gekommen, hatte sie gerettet, hatte ihr geholfen. Warum?
    „Der Tod im Nebel wäre dem, den andere erleiden mussten, definitiv vorzuziehen.“ Seine Stimme klang bitter.
    Die Füchsin schluckte und wandte den Blick einen Moment ab. Wenn er auch noch gestorben wäre, wie hätte sie das überstehen sollen?
    „Aber kein Tod ist dem Leben vorzuziehen“, meinte sie und versuchte, die Bilder von vergangenem wie zukünftigem Sterben aus ihrem Geist zu verdrängen.
    Ein verbittertes Schnauben war die einzige Antwort, die sie erhielt. Aramis stieß sich ab und ging ein paar Schritte. Sein Blick schien einen Moment von einem Schleier bedeckt, ehe sich ein Feuer hindurchbrannte und seine Augen regelrecht aufflammen ließ. „Wenn ich mir ansehe, wie das Leben im Zirkus allmählich zerfällt, bin ich mir da nicht so sicher.“
    „Was kann der Zirkus für das, was Damian getan hat?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. Sie sah, wie etwas in Aramis brodelte, etwas, das versuchte, auszubrechen, und das nicht ungefährlicher war als das, was in Damian gewohnt hatte. Doch sie wollte nicht, dass er auf ähnliche Weise endete, sie wollte nicht, dass diese Augen ebenfalls von Hass und Gier zerfressen wurden, wie die des Magiers.
    Sie wollte nicht, … dass er ging?
    „Der Zirkus sammelt diese ganzen verlorenen Existenzen an, es ist doch kein Wunder, dass irgendwann alle durchdrehen“, Aramis’ Feuer flackerte auf. Was war nur mit ihm? Was hatte ihn so tief verletzt, dass er diese Wut empfand?
    „Der Zirkus versucht allen ein Zuhause zu geben“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen.
    „Ein Zuhause?“ Der Feuerkünstler lachte kurz und bitter auf. „Du bist nicht wie die meisten hier. Du weißt nicht, wie manche hier leiden.“ Aramis fuhr auf, verschränkte dann die Arme. Lillian sah ihn an. Das Brennen in seiner Aura nahm zu. Es schien als würden ihn Wut und Angst verzehren.
    „Sind es hier nicht alle Wesen, die in der normalen Welt keinen Platz finden?“, fragte sie schließlich sanft.
    Sein Blick traf sie, krallte sich an ihr fest. Einen Moment schien die Wut abzuebben und seine Aura ruhiger zu werden. „Sicher, das ist eine Seite“, meinte er schließlich und drehte sich ruckartig wieder weg. „Die andere Seite ist, dass viele, die hierher kommen nicht wissen, was sie sind. Und es auch nie erfahren.“ Wieder dieses bittere Auflachen. „Und was dabei herauskommt, haben wir an Damian gesehen. Er hat experimentiert ohne zu wissen, worauf er sich einlässt und ging so weit, dass es schließlich einen von uns das Leben kostete.“ Sie sah seine Hand, die sich zur Faust ballte. Es nahm ihn mehr mit, als sie vermutet hatte.
    „Glaubst du, er hätte es nicht getan, wenn er gewusst hätte, was er ist?“ Allmählich näherte sie sich ihm. Etwas zog sie zu ihm, ohne dass sie sagen konnte, was es war.
    „Wenn man es weiß, kann man dagegen ankämpfen“, meinte er und wieder flammte es auf. Es brannte, loderte und seine Aura schien nach allem zu greifen, was um ihn war. Alles an ihm leuchtete. Etwas in ihr begann sich zu regen. Sie wollte nicht …
    Sie wollte nicht, dass ihm etwas geschah. Sie wollte nicht, dass jemand erneut starb, dass sich jemand in seinem Erbe verstrickte. Ihre Gedanken gingen zurück in ihre Heimat. Ihre Mutter hatte sich nach einem Mann gesehnt, hatte ihn gesucht, gefunden. Und sie war gestorben.
    „Die wahre Liebe wartet auf jeden“, hatte sie immer zu Lillian gesagt. Jetzt begriff sie es plötzlich, das Schicksal ihrer Mutter. Ihr Leben hatte geendet als diese ihren Mann verlor.
    Das Schicksal einer Füchsin. Entweder man starb daran oder man verwehrte es sich, zu lieben.
    Warum war sie noch hier? Sie hätte damals sterben müssen. Unter dem Baum, in der Kälte.
    „Wir sterben durch unsere Liebe oder aus Mangel daran.“ Sie sah ihre Mutter. Die Stimme

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