Zirkus zur dreizehnten Stunde
ihre Sohlen auf Eisen trafen. Stufen? Etwas führte nach oben.
Er folgte ihr langsam, spürte eine kalte und nasse Wand. Tatsächlich, es waren einige Sprossen darin eingelassen. Ein raues Schaben erklang und ein wenig Licht fiel herein. Er zog sich nach oben an die frische Luft.
Eine Stadt war um ihn herum aufgetaucht. Es musste London sein und sie waren in einem der dreckigsten Viertel überhaupt. Er hörte, wie sich Huren anboten, Männer betrunken grölten. Die Frau ging ein paar Gassen entlang zum Fluss. Die Themse floss ruhig vor sich hin. Der Weg führte unter eine Brücke, dort bleib sie stehen und betrachtete die Mauer. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als er fragend die Augenbrauen hob.
Ihre Hand wischte sanft über den nassen Stein. Leuchtende Linien erschienen. Kurz darauf ein Durchgang.
„Sehr elegantes Versteck.“ Seine Stimme klang ein wenig höhnisch. Sie betraten einen neuen Raum. Überall erhoben sich die Wände so weit in die Höhe, dass er kein Ende erkennen konnte. Der Besucher sah sich um. Gestalten saßen, lagen oder standen überall herum. Ein Tisch, etwas auf der Seite, war mit abstoßenden Dingen gedeckt. Augen lagen in einer seltsamen grünen Suppe, Finger reihten sich an abgeschnittene Hände und an eine Schale mit diversen Innereien.
Ein Junge griff mit seinen langen Fingern nach einer Hand und schöpfte sich eine seltsame rote Brühe in einen Becher, trank und aß.
„Ein Neuzugang?“ Der Besucher sah abfällig auf den Jungen.
„Was geht es dich an?“ Die Stimme kam von einer alten Frau. Teile von ihr waren mit Ranken verwachsen, die hinter ihr am Mauerwerk nach oben krochen. Ihre Finger und Arme schienen aus Holz zu bestehen.
Nur das noch menschliche Gesicht war aus Fleisch, Haut und Knochen. Ihre Zehen muteten an wie Wurzeln, die sich bei jedem Schritt in die Ritzen der Steinplatten fraßen und sich darin festzukrallen schienen. In den Haaren wuchsen Blätter. Ihre zum Teil sichtbare Haut wirkte wie die Rinde eines Baumes.
„ Bajah, empfängt man so einen Gast?“ Er deutete eine hämische Verbeugung an.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dich eingeladen zu haben“, erwiderte die Pflanzenfrau kalt.
In den Ecken wurde ein Zischen laut. Ein Wesen mit bleicher Haut, langen Armen und rotglühenden Augen kroch aus den Schatten.
„Ruf dein Schoßhündchen zurück“, meinte der Besucher nur. „Siehst du nicht, dass ich in Begleitung hier bin.“
„Ich sehe es, aber das ist mein Reich“, erwiderte die Hexe harsch.
„Spiel dich nicht so auf, alte Frau“, ergriff die Begleiterin das Wort. Ihre langen rotblonden Haare funkelten im Licht der Flammen. Ihre Augen verbreiteten Kälte. „Er hat einen Pakt mit mir. Und ich gewähre ihm Unterschlupf.“
„Seit wann hast du deine Nächstenliebe entdeckt, Eva?“ Die Frau schlurfte näher. „Er gehört hier nicht her. Er folgt diesem Zirkus.“ Das letzte Wort spie sie aus.
„Der Zirkus ist bald Vergangenheit.“ Der Besucher hustete.
„Genauso wie du“, ein Lächeln legte sich auf die Züge von Eva. „Du hast eben keine Chance gegen einen aus unserer Rasse.“ Sie wirkte überheblich.
„Er hat mich nur unvorbereitet erwischt.“ Eine abwehrende Geste. „Aber ihr werdet mich nicht sterben lassen.“
„Was macht dich so sicher?“, die alte Frau mischte sich wieder ein. „Du hast vielleicht einen Pakt mit ihr. Aber eine Sukkubus ist nicht für ihre Heilfähigkeiten bekannt. Warum sollte dir außer ihr sonst jemand bei uns helfen?“
„Ihr braucht mich.“ Er lächelte. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Doch seine Selbstsicherheit verließ ihn nicht.
„Was soll das heißen? Wer bist du, dass du glaubst, wir würden deine Hilfe benötigen?“ Die Frau reckte ihm ihr Kinn entgegen.
„Wer ich bin?“ Er richtete sich auf. „Jemand, der es euch ermöglichen kann, diesen Zirkus zu vernichten. Ich bin Damian, ehemaliger Magier, jetzt Paktschreiber der Dämonen.“
Leises Gemurmel war zu hören, Blicke wurden ausgetauscht.
„Der Zirkus ist vielen ein Dorn im Auge, Bajah“, mischte sich Eva wieder ein. „Und wie ließe er sich besser zerstören, als mit einem ehemaligen Mitglied?“
„Sieht er deshalb so aus?“ Bajah kam näher, beugte sich vor und sah sich die Wunden an. „Scheinbar hat man ihn sehr effektiv vertrieben.“
„Die Anführerin wird nicht offen zugeben, dass sie mich verloren hat“, Damian blieb arrogant. „Und selbst wenn, bin ich derjenige, der euch die Schwachpunkte nennen
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