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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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getötet.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass weder ich noch meine Schwester etwas damit zu tun haben. Aber ich bringe ein gewisses Verständnis für denjenigen auf, der Bülent umgebracht hat.«
    »Haben Sie eine Idee, wer es gewesen sein könnte?«
    »Absolut nicht, nein. Fragen Sie in seiner Teestube nach, da hat er sich rumgetrieben, wenn er nicht am Computer gesessen hat.«
    Sie nannte ihm die Adresse.
    »Was hat Ihr Schwager denn gearbeitet? Offenbar hatte er eine ganze Menge Zeit.«
    » Bülent Topuz , der ewige Student. Maschinenbau hat er studiert, im gefühlten 146. Semester.«
    »Und wie hat er das finanziert?«
    »Bis vor vier Jahren hat er nebenbei gearbeitet, im Laden seiner Eltern in Bettenhausen. Die sind dann bei einem Autounfall in der Türkei ums Leben gekommen. Soweit ich weiß, hat er eine Menge geerbt, davon haben Petra und er in den letzten Jahren gelebt.«
    »Was war das für ein Laden?«
    »Ein großer türkischer Einkaufsmarkt. Bülents Vater hat wohl als einer der ersten Gastarbeiter erkannt, dass Gastarbeiter am liebsten bei ihresgleichen einkaufen, und den Laden eröffnet.«
    Irgendwo in seinem Hinterkopf konnte Lenz sich an die Schlagzeilen in der Lokalpresse von vor ein paar Jahren erinnern. Der Unfalltod des Ehepaares beim Heimaturlaub war seinerzeit der große Aufmacher im Sommerloch gewesen.
    »Und wie war das, als Sie und Ihre Schwester heute Morgen nach Hause gekommen sind?«
    »Gruselig. Ich hatte Petra hierher gebracht und wollte eigentlich gleich weiter, aber sie hat mich zu einem Kaffee überredet. Wir haben Hassans Schreie schon im Hausflur gehört, sind in die Wohnung gestürmt und gleich ins Schlafzimmer, wo er in seiner Pisse und seiner Scheiße gelegen hat. Petra ist total fuchsig geworden, weil sie dachte, dass Bülent ihn einfach sich selbst überlassen hat und weggegangen ist. Wir haben den Kleinen gewickelt und ihm was zu futtern gegeben, danach ist Petra ins Wohnzimmer gegangen, weil sie den Rollladen hochziehen wollte. Dabei hat sie ihn gefunden.«
    »Und gleich die Polizei gerufen?«
    »Sofort, ja. Und den Notarzt. Aber mir war klar, dass er den nicht mehr brauchen würde. Ich bin Arzthelferin.«
    »Aha«, machte Lenz.
    »Hat Herr Topuz in der letzten Zeit mit irgendwem Ärger gehabt?«, mischte Hain sich ein.
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber er war, na ja, ein ziemlich schwieriger Charakter. Der konnte schon aus der Haut fahren, wenn ihn jemand schief angeschaut hat. Und das ist öfter passiert, weil er so eine provozierende Art hatte.«
    »Wie meinen Sie…?«
    Der Oberkommissar wurde von der Türklingel unterbrochen. Frau Hilbert sprang erschreckt auf, rannte in den Hausflur, wo ein kurzes Gemurmel entstand, und kam mit einem kreidebleichen Heini Kostkamp im Schlepptau zurück.
    »Ihr müsst hochkommen«, erklärte er kurz angebunden, drehte auf dem Absatz um und war auch schon verschwunden.
    Lenz und Hain sahen sich verwundert an, entschuldigten sich bei den beiden Frauen und verließen die Wohnung. Kostkamp erwartete sie in Bülents Flur.
    »Haltet euch fest, Jungs, was jetzt kommt, hat die Welt noch nicht gesehen«, orakelte der Spurensicherer.
    Lenz baute sich vor ihm auf.
    »Was hat die Welt noch nicht gesehen, Heini?«, fragte er mit deutlich unfreundlichem Unterton.
    Kostkamp deutete auf eine Klarsichthülle auf dem Schreibtisch in Bülents Arbeitszimmer.
    »Hat Martin in der Schreibtischschublade gefunden. Klingt wie ein Bekennerbrief.«
    Er griff in die Schublade und zog eine Pistole mit Schalldämpfer heraus.
    »Lag auf diesem hübschen kleinen Spielzeug.«
    Lenz und Hain schossen mit den Köpfen nach vorne und betrachteten wie hypnotisiert die Waffe, die Kostkamp nun in einen Beutel gleiten ließ.
    »Eine Beretta FS, 9 mm Para . Bevor euch die Augen aus dem Kopf kullern, solltet ihr vielleicht besser erstmal lesen, was der gute Bülent Topuz so alles angestellt hat, bevor er selbst kaltgemacht wurde.«
    Er reichte Lenz die Klarsichthülle. Darin steckte ein mit wenigen Sätzen bedrucktes DIN-A4-Blatt. Hain griff danach und fing an zu lesen.

     
    An die Deutsche Presse-Agentur
    Ich habe Reinhold Fehling erschossen.
    Er musste sterben, weil er mich beleidigt hat. Er hat so viele Menschen beleidigt, dass es bestimmt für alle eine Freude sein wird, dass er tot ist.
    Der Mörder

     
    Lenz nahm seinem Kollegen das Schreiben aus der Hand und las den Text noch einmal. Dann griff er geistesabwesend zu der Tüte mit der Waffe und nahm sie hoch.
    »Das

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