Zirkusluft
habe eigentlich heute Nachmittag einen Zahnarzttermin«, erklärte Gecks seinem Vorgesetzten. Lenz bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick.
»Schon gut. Ich ruf an und sag ab.«
»Sollten wir nicht mal mit dieser Sabine Schramm klären, ob sie etwas mit dem Namen Reinhold Fehling anfangen kann?«, fragte Hain, als die beiden an Elfriede Hilberts Tür vorbeihasteten. Lenz stoppte, dachte kurz nach und legte den Finger auf die Klingel.
»Gute Idee.«
Sabine Schramm wickelte den kleinen Hassan, als die Polizisten das Wohnzimmer betraten.
»Kleinen Moment, bitte, ich bin gleich so weit«, bat sie die Beamten. »Übrigens hat gerade meine Schwester angerufen. Die haben ihr im Krankenhaus eine Spritze verpasst und sie ruhiggestellt . Wenn sie will, kann sie jederzeit nach Hause, haben die Ärzte ihr gesagt.«
»Vielleicht wäre es besser, sie bliebe über Nacht in der Klinik«, gab Hain zu bedenken.
»Hab ich ihr auch gesagt.«
»In welches Krankenhaus wurde sie denn gebracht?«, wollte Lenz wissen.
»In die psychiatrische Ambulanz in Wilhelmshöhe .«
Sie stellte den Kleinen auf die Beine, zog ihm die Hose hoch und nahm ihn auf den Arm.
»Fertig.«
Hain zog seinen Notizblock aus der Tasche und blätterte darin.
»Kennen Sie einen Reinhold Fehling, Frau Schramm?«
Sie dachte kurz nach.
»Nein, tut mir leid, den Namen habe nie gehört.«
»Britta Fehling?«
Wieder überlegte sie.
»Nein. Ich kannte mal eine Britta Rehner , aber eine Britta Fehling kenne ich nicht.«
»Wissen Sie, wo Ihr Schwager gestern Morgen zwischen sieben und acht Uhr gewesen ist?«
»Nein, keine Ahnung. Meine Schwester hat mir erzählt, dass er um sieben aus dem Haus gegangen ist.«
»Ziemlich früh, nicht?«, wollte der Oberkommissar wissen.
»Ja, finde ich auch. Aber Bülent hatte immer komische Zeiten. Meistens hat er bis spät in die Nacht am Computer gesessen und ist dann morgens schlecht aus dem Bett gekommen. Zu anderen Zeiten ist er dafür um fünf aufgestanden und zu irgendeiner Demo gefahren.«
»Hat Ihr Schwager gejoggt?«, wollte Lenz wissen.
Sie lachte laut auf.
» Bülent ? Nein, nie. Für den war jede Form der körperlichen Betätigung ein Gräuel. Petra und ich gehen manchmal ins Studio. Bülent hat sich darüber nur lustig gemacht.«
Lenz wandte sich zu Elfriede Hilbert.
»Ihnen sagen die Namen auch nichts, nehme ich an.«
Die Frau zuckte mit den Schultern.
»Nein, Herr Inspektor, da kann ich Ihnen leider nicht helfen, diese Leute kenne ich nicht.«
»Und Sie haben letzte Nacht auch nichts gehört im Treppenhaus oder aus der Wohnung?«
»Nichts. Gar nichts. Ich muss aber dazusagen, dass ich nicht mehr so gut höre und deswegen dieses Ding da trage, wenn ich, so wie gestern, abends fernsehe.«
Sie deutete auf einen Funkkopfhörer neben dem Fernseher.
»Na dann«, erwiderte Lenz mit einem freundlichen Lächeln.
Britta Fehling empfing die Beamten in einem schwarzen Kleid, schwarzen Strümpfen und schwarzen Schuhen.
Ihre Mutter stand in der Küche am Herd und kochte. Lenz kam sofort zur Sache, zog das Foto des Türken aus der Tasche und legte es auf den Tisch.
»Kennen Sie den Mann auf diesem Foto, Frau Fehling?«
Sie beugte sich nach vorn, sah sich das Bild genau an und schüttelte den Kopf.
»Nein. Den habe ich noch nie gesehen. Wer soll das sein? Hat er etwas mit dem Mord an Reinhold zu tun?«
»Das versuchen wir herauszufinden. Es deutet einiges darauf hin; allerdings wurde der Mann letzte Nacht selbst das Opfer eines Gewaltverbrechens.«
Sie sah den Kommissar verstört an.
»Heißt das…dass er…wurde er auch umgebracht?«
Lenz steckte das Foto zurück in die Jacke, zog die Augenbrauen hoch und holte tief Luft.
»Das heißt es, ja.«
»Aber warum sollte er Reinhold das antun? Kannte er Reinhold überhaupt?«
»Er hat in einem Schreiben behauptet, Ihr Mann hätte ihn beleidigt. Und er hätte viele weitere Menschen beleidigt«, mischte Hain sich ein.
Die Frau griff zum Tisch, hielt sich daran fest und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Was reden Sie denn da? Reinhold hat niemanden beleidigt, das weiß ich ganz genau. Wie kommt dieser Mann dazu, so etwas zu behaupten?«
Lenz beugte sich nach vorn und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Zunächst einmal ist davon noch gar nichts bewiesen, Frau Fehling. Wir haben einen weiteren Toten, der in einem Schreiben behauptet, Ihr Mann habe ihn beleidigt und er hätte ihn deswegen erschossen. Aber wir haben im Moment keine Ahnung,
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