Zirkusluft
den Zugang zum Internet gehabt haben, gibt es gar keine Verbindungsdaten. Die sind in diesem Fall nicht mehr notwendig.«
»War da nicht irgendwann mal was mit Vorratsdatenspeicherung?«, fiel Lenz ein.
»Kannst du vergessen. Die greift, wenn überhaupt, für Internetprovider frühestens zum 1. Januar. Und nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar oder März sieht es für das ganze Gesetz nicht gut aus.«
Lenz stand auf und streckte sich.
»Tut mir leid, Thilo, aber mir raucht jetzt schon der Kopf. Viel mehr Informationen über Internetzugänge und Provider vertrage ich heute nicht. Also lass uns Arbeitsteilung vereinbaren: Ich kümmere mich darum, dass Topuz ’ Computer neben den von Fehling kommt, und du sorgst dafür, dass wir alles erfahren, was die beiden so damit getrieben haben.«
»Wenn es wirklich so war, wie ich vermute. Noch mal, Paul, das ist bis jetzt nur ein ganz vager Verdacht.«
»Der aber ziemlich logisch klingt. Und es kostet uns nichts, ihm nachzugehen.«
Hain nickte. »Dann besorg mir die andere Rechenmaschine, und ich sehe, was aus der Geschichte wird.«
»Und du gibst mir die Adresse der Teestube, die seine Schwägerin dir genannt hat.«
Hain nannte ihm die Adresse aus dem Kopf.
Der Hauptkommissar nickte anerkennend und schrieb sich Straße und Hausnummer auf einen Zettel.
»Das muss am Alter liegen, dass du dir das alles merken kannst. Bis später dann.«
Als Lenz schon fast aus dem Raum war, rief sein Kollege ihn noch einmal zurück.
»Schau doch mal nach, ob du die Abrechnungsunterlagen bei Topuz findest. Normalerweise heben die Leute so was auf, also kram in den Ordnern, die im Büro stehen. Und dann fährst du bei Frau Fehling vorbei und bittest sie, dir den Provider ihres Mannes zu nennen, das vereinfacht die Sache für mich ein bisschen. Wenn sie eine Rechnung rausrückt, umso besser, wenn nicht, ist es auch gut.«
»Ich tue mein Bestes«, gab Lenz zurück und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
15
»Wie, der Tote in der Westendstraße ist der Mörder von dem Kerl auf dem Radweg? Geht da nicht eure Fantasie ein bisschen mit euch durch?« Uwe Wagner sah seinen Freund und Kollegen ungläubig an.
Lenz gab einen Schuss Milch in seinen Kaffee und rührte um.
»Ganz und gar nicht, wie es aussieht. Er hatte einen Bekennerbrief vorbereitet und deutliche Schmauchspuren an der Hand. Heini sagt, es gibt keinen Zweifel, dass er eine Waffe abgefeuert hat.«
Lenz gab ihm in kurzen Worten den Inhalt des Schreibens wieder.
»Und diese ominösen Beleidigungen reichen dir als Motiv? Ist das nicht ein klein wenig Wunschdenken?«
Lenz zuckte mit den Schultern.
»Nun lass uns doch erst mal unsere Arbeit machen, dann sehen wir weiter. Thilo hat eine Theorie, aber ich habe jetzt keine Lust, dir das zu erklären. Wenn du mehr darüber wissen willst, ruf ihn an, er sitzt in seinem Büro.«
»Mach ich. Mal angenommen, dieser Türke ist wirklich der Mörder vom Radwegjogger. Bleibt immer noch die spannende Frage, wer wiederum ihn ins Jenseits befördert hat, noch dazu in Form eines Copykills ?«
»Möglicherweise ein Komplize, was weiß ich. Natürlich arbeiten wir auch daran, seinen Mörder zu finden, aber bis Heini und seine Jungs die Wohnung freigeben, können wir uns zunächst um den ersten Mord kümmern.«
»Der Gedanke an einen Komplizen liegt nahe, vielleicht zu nahe. Gibt es am Tatort Hinweise, dass Fehling von einem Duo gekillt wurde?«
»Bis jetzt nicht. Aber es könnte immerhin sein, dass der Zweite im Wagen gewartet hat.«
»Stimmt.« Wagner fing an zu grinsen.
»Aber wir sind vorhin von Thilo so unsanft unterbrochen worden, dass du mir gar nicht zu Ende erzählen konntest, wie Maria Zeislinger sich das Ende ihrer Ehe mit dem alten Despoten Erich Zeislinger so vorstellt.«
»Wenn er die Wahl im März verliert, lässt sie sich scheiden.«
Wagner überlegte einen Moment.
»Und wenn nicht?«
»Dann wird neu verhandelt. Ich finde ihre Idee auf jeden Fall gut.«
»Mag sein, dass die Idee für euch einen gewissen Charme hat, aber habt ihr schon mal darüber nachgedacht, was dann in der Stadt los sein wird? Das ist ein gefundenes Fressen für jeden Schreiberling und jeden Kameramann.«
Er sah Lenz ernst an.
»Wenn es um irgendeine Scheiße geht, die deinen Job betrifft, kannst du immer mich vorschieben. Das wird in diesem Fall allerdings schlecht gehen. Du wirst wahrscheinlich für ein paar Wochen der regionale Medienmann Nummer eins sein, mein lieber
Weitere Kostenlose Bücher