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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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etwa?«
    »Ich musste um 17.30 Uhr weg, weil ich einen Nachhilfeschüler hatte. Wann er gegangen ist, weiß ich nicht.«
    Lenz sah, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.
    »Wo ist das passiert? Ich meine, wie…?«
    »Zu Hause, in seiner Wohnung. Ich kann Ihnen aus ermittlungstaktischen Gründen keine Einzelheiten sagen, hätte aber noch die eine oder andere Frage.«
    Er sah dem Jungen in die Augen.
    »Meinen Sie, das geht?«
    Özönder nickte mit zusammengepressten Lippen.
    »Natürlich.«
    »Wissen Sie zufällig, wo Herr Topuz gestern Morgen zwischen sieben und acht Uhr war?«
    Der Türke dachte einen Moment nach.
    »Ich nehme an, zu Hause. Wir haben uns um 10.30 Uhr in der Uni getroffen. Was er vorher gemacht hat, weiß ich nicht.«
    »Er hat auch nichts erwähnt oder eine Andeutung gemacht?«
    »Nein, warum?«
    »Kam er Ihnen irgendwie verändert vor? Oder hat er vielleicht angespannt auf Sie gewirkt?«
    Wieder dachte Özönder einen Moment nach.
    »Nein, gar nicht. Er war wie immer.«
    »Ist er oft hier gewesen?«
    »Eigentlich…«
    Irgendwo im Raum klingelte gedämpft ein Mobiltelefon.
    Der junge Türke hob die Hand, ging zu einem Rucksack, der neben einem Tisch stand, griff hinein, sah auf das Display und nahm das Gespräch an. Zuerst hörte er nur zu, dann sprach er selbst in seiner Muttersprache. Lenz hatte den Eindruck, dass der Anrufer ihn über Bülent Topuz ’ Tod informieren wollte. Özönder nickte mehrmals, wiederholte dabei immer das Gleiche und legte auf.
    »Ein Freund, der an seinem Haus vorbeigekommen ist und erfahren hat, was los ist.«
    Er dachte einen Moment nach.
    »Aber Sie wollten wissen, ob er oft hier gewesen ist. Ja, natürlich, fast jeden Tag eigentlich. Seit er einen Sohn hat, etwas weniger, aber immer noch oft.«
    »Kennen Sie seine Frau?«
    »Ich habe sie ein paar Mal gesehen, aber kennen ist zu viel gesagt. Sie ist keine Türkin, verstehen Sie?«
    »Nein, verstehe ich nicht.«
    »Na, ja, Bülent ist Türke. Alle haben erwartet, dass er eine Türkin heiraten würde, aber er wollte unbedingt diese Frau. Sie konnte mit uns nie was anfangen, und wir hätten wahrscheinlich auch mit ihr nichts anfangen können.«
    Lenz sah sich um.
    »Frauen haben hier keinen Zutritt?«
    »Doch, doch, natürlich. Aber es kommen nie welche.« Er zuckte die Schultern. »Ist halt so.«
    »Was machen Sie denn, wenn Sie sich hier treffen?«
    Özönder setzte sich auf die Kante eines Tisches.
    »Tee trinken, Tavla spielen, reden. Unsere Kultur pflegen.«
    »Aha«, machte der Kommissar. »Gibt es hier einen Computer?«
    »Nein. Manchmal habe ich mein Laptop dabei oder Bülent , aber hier gibt es keinen.«
    »Hat Herr Topuz Feinde gehabt, von denen Sie wissen? Oder irgendwelchen Ärger?«
    Der junge Mann atmete tief durch.
    »Manchmal hat er schon Ärger gehabt. Er war ein bisschen aufbrausend, deshalb hatte man es nicht leicht mit ihm, auch ich nicht.«
    »Aber dass er konkret mit einer Person Ärger hatte, davon wissen Sie nichts?«
    »Nein. Weiß man schon, wer es gewesen ist?«
    »Dazu kann ich Ihnen nichts sagen.«
    Özönder stand auf und kam auf den Kommissar zu.
    »Hoffentlich gibt das keinen Ärger. Es hat bis jetzt immer Ärger gegeben, wenn ein Türke ermordet wurde, egal wo es passiert ist.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Wenn sich herausstellen sollte, dass er von einem Deutschen umgebracht wurde, kann das böses Blut geben. Wir Türken sind sehr impulsiv.«
    Lenz drehte sich um und ging Richtung Tür.
    »Das habe ich jetzt besser nicht gehört, es klang nämlich wie eine Drohung. Wir versuchen, den Mörder Ihres Freundes so schnell wie möglich zu finden, brauchen allerdings keine wie auch immer geartete Unterstützung dabei.«
    Er schob die Tür auf.
    »Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
    Özönder nickte.
    »Auf Wiedersehen.«

     
    Während er sich in den Verkehr auf der Holländischen Straße einfädelte, dachte er über die Worte des jungen Türken nach. ›Wir Türken sind sehr impulsiv‹, klang es ihm in den Ohren.
    Fünf Minuten später klingelte er bei Britta Fehling, wurde von ihrer Mutter an der Tür empfangen und in die Küche geführt. Dort saß neben der jungen Witwe ein Herr am Tisch, der ohne Zweifel Bestatter sein musste. Vor ihm ausgebreitet lagen Kataloge und Broschüren.
    » Setafilo «, stellte er sich mit leichtem italienischem Akzent vor. Der Kommissar reichte dem grau melierten, nach Zigarettenrauch stinkenden Mann die Hand.
    »Lenz. Ich wollte gar nicht lange

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