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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Paul.«
    »Die Alternative wäre, dass wir beide bis zum Ende unseres Lebens so weitermachen wie bisher. Da ist mir die öffentliche Variante deutlich lieber, auch wenn sie mit ein paar Schwierigkeiten verbunden ist.«
    »Unser Dienstherr wird begeistert sein.«
    »Das nehme ich auch an, kann es aber nicht ändern. Sie werden mich schon nicht rausschmeißen.«
    »Nein, das werden sie bestimmt nicht. Aber deinem Fanklub beitreten werden sie auch nicht.«
    Lenz stellte seine Tasse auf den Schreibtisch und stand auf.
    »Du kannst es dir wahrscheinlich schwer vorstellen, aber ich freue mich drauf.«
    Wagner schüttelte resigniert den Kopf.
    »Du musst wissen, was du machst. Alt genug bist du, und meinen Segen hast du ohnehin.«
    »Danke für den Kaffee und für deine Freundschaft. Ich fahre jetzt zu der Teestube, in der Topuz seine karge Freizeit verbracht haben soll. Wir sehen uns später.«

     
    Die Adresse lag im Norden der Stadt. Lenz fuhr an der Universität und am Hauptfriedhof vorbei, verließ die breite Ausfallstraße in Höhe eines türkischen Lebensmittelmarktes und bog nach links ab. Zwei Minuten später parkte er den Wagen auf dem Bürgersteig und stieg aus.
    An dem flachen Gebäude bröckelte der Putz von der Wand, und die Gardinen hinter den Fenstern im Erdgeschoss waren ockergelb. Über dem Eingang hing ein improvisiertes, selbst gemaltes Schild mit dem Banner der Türkei. Çay Evi stand darauf. Ein in die Scheibe links neben der Tür eingesetzter Ventilator drehte sich müde und quietschend. Aus dem Innern drang gedämpft orientalisch klingende Musik.
    Lenz zog am großen Griff der Eingangstür, doch sie war verschlossen. Er ging einen Schritt zurück, sah sich um, trat wieder nach vorne und klopfte laut. Ein paar Sekunden später wurde das Gesicht eines Mannes sichtbar, der sich zwischen den schweren Sichtschutzvorhang und die Tür drängte.
    »Ja?«, fragte er kurz.
    Lenz kramte seinen Ausweis hervor und hielt ihn dem dunkelhaarigen Mann mit dem imposanten Schnauzbart entgegen.
    »Ich bin von der Polizei, kann ich kurz hereinkommen?«
    »Polizei?«, fragte der Mann, als ob er nicht richtig verstanden hätte.
    Dann zwängte sich ein weiterer, wesentlich jüngerer Mann daneben, sah den Kommissar groß an, griff zum Schlüssel, der von innen steckte, und öffnete die Tür einen Spalt.
    »Ja, bitte«, sagte er freundlich.
    »Mein Name ist Lenz, ich bin von der Polizei und habe ein paar Fragen zu einem Mann, der hier angeblich verkehrt. Sein Name ist Topuz . Bülent Topuz .«
    Der Jüngere öffnete die Tür komplett und machte eine einladende Geste.
    »Mein Name ist Tayfun Özönder . Bitte, Herr Lenz, kommen Sie herein«, antwortete er akzentfrei.
    Die Teestube bestand aus einem einzelnen, großen Raum. An der rechten Stirnwand war ein großer Flachbildfernseher montiert, in dem ein stummes Fußballspiel lief. Aus zwei großen Lautsprechern an der Wand kam die Musik, die Lenz von draußen gehört hatte. Links gab es eine kleine Theke, dazwischen einen Durchgang, von wo aus man vermutlich zur Küche gelangte. Im Raum verteilt standen etwa acht Tische, die aussahen, als hätten sie schon in diversen Kneipen und Lokalen Dienst getan. Auf einem in der hinteren Ecke erkannte Lenz einen modern aussehenden Computer. Die Luft roch so intensiv nach kaltem Rauch, dass dem Kommissar übel wurde. Özönder ,
  schmächtig und mit tiefschwarzen, gegelten Haaren, ging bis zur Mitte des Raumes und blieb dann stehen. Sein Kollege bewegte sich nicht vom Eingang weg.
    »Worum genau geht es? Ist irgendetwas mit Bülent nicht in Ordnung?«
    Lenz steckte seinen Ausweis weg und sah ihn ernst an.
    »Sie kennen ihn?«
    »Natürlich, er ist ein guter Freund von mir. Wir studieren zusammen.«
    »Herr Topuz wurde leider in der vergangenen Nacht das Opfer eines Gewaltverbrechens.«
    Der Junge schluckte.
    »Das ist ja furchtbar! Wie geht es ihm? Ist er schwer verletzt?«
    Lenz schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber er ist tot.«
    Özönder riss die Augen auf und legte die rechte Hand vor den Mund.
    »Tot…? Bülent ? Das ist unmöglich!«
    Der Mann an der Tür fragte etwas auf Türkisch. Özönder
antwortete leise, ohne ihn anzusehen.
    »Definitiv nicht, es gibt keinen Zweifel. War Herr Topuz gestern hier?«
    Das Blut war komplett aus dem Gesicht des Türken gewichen. Kreidebleich nickte er abwesend.
    »Ja, gestern Nachmittag. Wir waren zusammen an der Uni und danach hier.«
    »Wie lange

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