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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Sache befasst und brauche noch ein wenig Zeit.«
    Lenz nickte.
    »Die sollen Sie kriegen.«
    Er sah ernst in die Runde.
    »Ich will nur der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass wir nicht nur einen Polizistenmörder suchen, sondern auch noch den Mörder zweier weiterer Personen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich hierbei um ein und denselben Täter handelt, also seid extrem vorsichtig, denn wenn ich recht habe, ist das ein ganz ausgeschlafener und gefährlicher Zeitgenosse. Verstanden?«
    Alle nickten.
    »Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, sehen wir uns morgen früh um zehn Uhr hier wieder. Hat jeder meine mobile Nummer?«
    Wieder kollektives Nicken.
    »Dann los!«

     
    »Die IP haben wir«, stellte Hain erfreut fest, nachdem er seine Mails durchgesehen hatte. »Jetzt suchen wir uns einen Staatsanwalt, der die dazugehörigen Daten liefert.« Er griff zum Telefon, ließ sich mit der Staatsanwaltschaft verbinden und schilderte dem Diensthabenden sein Problem. Fünf Minuten später hatte er die Zusicherung, dass der Mann sich darum kümmern würde.
    »Dauert vielleicht ein bisschen, wir werden sehen«, ließ er Lenz wissen und schaltete die noch immer auf seinem Schreibtisch stehenden Computer von Fehling und Topuz ein.
    »Was machst du?«, fragte der Hauptkommissar.
    »Ich suche noch immer nach Verknüpfungen zwischen den beiden. Irgendwo auf den Rechnern finde ich sie vielleicht. Hast du eine bessere Idee?«
    »Nein. Ich fahre zu dem jungen Türken, diesem Tayfun Özönder , den ich gestern in der Teestube befragt habe und der danach mit seinen Kollegen vor dem Haus von Topuz demonstriert hat. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber vielleicht kennt er jemanden, der dem Phantombild ähnlich sieht.«
    Hain rollte mit seinem Stuhl zurück und hob den Kopf.
    »Wäre es dir lieber, wenn ich mitkommen würde?«
    »Nein, lass mal. Wenn ich Hilfe brauche, melde ich mich.«

     
    Lenz stellte den Dienstwagen an der gleichen Stelle ab wie am Tag zuvor. Äußerlich hatte sich an der Teestube nichts verändert, akustisch dafür umso mehr. Der Hauptkommissar hörte die erhitzte Diskussion auf Türkisch, noch bevor er den Eingang erreicht hatte. Er blieb einige Sekunden rechts neben der Tür stehen und hörte der fremden Sprache zu. Mindestens vier Männer schrien durcheinander, und für einen Moment dachte der Polizist darüber nach, ein paar weitere Beamte kommen zu lassen, entschied sich aber dagegen. Mit einem kraftvollen Ruck zog er die Tür auf und kämpfte sich durch den schweren Vorhang, dessen Enden großzügig überlappt von der Decke hingen. Die Anwesenden waren durch ihre Diskussion so abgelenkt, dass sie den Fremden nicht bemerkten. Insgesamt hielten sich acht Personen im Gastraum auf. Wieder lief im Hintergrund der große Fernseher, auf den jedoch ebenfalls niemand achtete.

     
    Sechs Männer, alle mit brennenden Zigaretten in den Händen, saßen an zwei zusammengeschobenen Tischen und sahen gebannt zwei weiteren zu, die sich erhoben hatten, in drohender Haltung voreinander standen und sich anschrien . Der eine war der schmächtige Tayfun Özönder , den anderen hatte Lenz noch nie gesehen. Allerdings war er mindestens einen Kopf größer als Özönder , wesentlich älter und kämpfte offensichtlich in einer ganz anderen Gewichtsklasse. Wenn Lenz auf den Ausgang eines bevorstehenden Faustkampfes hätte wetten müssen, wäre der Größere sein eindeutiger Favorit gewesen.
    Noch immer hatte ihn niemand wahrgenommen, und der Kommissar bedauerte zutiefst, dass er nicht verstehen konnte, was die beiden sich an den Kopf warfen. Dann jedoch stand einer der mit dem Rücken zu Lenz Sitzenden auf, drehte sich um und sah ihn irritiert an. Sein Stocken schien den anderen aufzufallen, denn bis auf die beiden Schreihälse reckten nun alle die Köpfe in seine Richtung. Lenz hob entschuldigend die Hände und wartete darauf, dass auch Özönder und der andere ihn wahrnahmen. Als das geschah, war schlagartig Ruhe im Saal. Der Kommissar ging einen Schritt auf die Männer zu und setzte ein möglichst freundliches Gesicht auf.
    »Guten Tag, die Herren. Ich hoffe, ich störe nicht.«
    Özönders dunkler Teint wechselte in Richtung kalkweiß, seine Lippen bewegten sich tonlos. Sein Kontrahent war als Erster wieder sprechbereit, nachdem er von dem jungen Türken zu Lenz und zurück geschaut hatte.
    »Wer sind Sie, was wollen Sie hier?«, blaffte er den Kommissar an. Özönder schluckte deutlich sichtbar, richtete

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