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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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und zog die Tür nach außen.
    »Komm, ich erklär dir, wie das alles funktioniert.«
    Kommol drängte sich neben seinem neuen Chef ins Innere des Containers und machte ein interessiertes Gesicht, obwohl ihm die Hitze und der Gestank fast die Luft zum Atmen nahmen. Wegen des Lärms musste Heilmann nun schreien, was ihm jedoch keine Schwierigkeiten bereitete.
    »Also, nebenan ist das Heizöl im Tankcontainer. Der ist aufgebaut wie eins von diesen modernen Containerschiffen, also doppelwandig. Über eine Leitung kommt das Öl in den Brenner. Der ist im hinteren Teil und vollständig gekapselt.«
    Er deutete auf die Decke des Containers.
    »Wir saugen in jeder Minute Tausende von Litern Frischluft an, jagen sie durch den Brenner und erhitzen sie dabei auf 110 Grad.«
    Kommol pfiff anerkennend durch die Zähne.
    »110 Grad!«, brüllte er, »da verbrennt man sich aber gehörig den Hintern, wenn man zu nahe drankommt.«
    Heilmann winkte ab.
    »Kein Problem. Auf dem Weg ins Zelt kühlt die Luft sich schon wieder so weit ab, dass niemand Brandblasen kriegt. Ist nämlich alles haarklein ausgetüftelt worden von ein paar Spezialisten. Und funktioniert!«
    »Gibt’s einen, der sich mit der ganzen Technik auskennt, ich meine, wenn mal was damit ist?«
    »Vergiss es, das Ding funktioniert wie eine Heizung zu Hause. Wenn wir an einem neuen Spielort ankommen, entlüften wir das System, schalten die Pumpen ein und den Brenner, und das war’s auch schon.«
    »Echt geil!«, begeisterte sich Kommol .
    Heilmann öffnete einen kleinen Schrank unter einer Werkbank und nahm eine Cognacflasche heraus. »Mein Geheimfach!«, brüllte er, zog mit den Zähnen den Korken heraus, spuckte ihn in die Hand, nahm einen kräftigen Schluck und reichte Kommol die Flasche. Der trank, verzog das Gesicht und schüttelte sich. »Ist noch zu früh.«
    Heilmann stellte die Flasche zurück, schob ihn aus dem Container und warf die Tür zu.
    »Das hält kein Mensch auf die Dauer aus da drin, ich jedenfalls nicht. Was den meisten Krach macht, ist das Gebläse, aber ohne das Ding würden wir die warme Luft nicht ins Zelt kriegen, so einfach ist das.«
    Er schloss die Tür ab und rieb mit den Händen fest seine Ohren. »Früher hat mir so ein Krach nichts ausgemacht, das kannst du mir glauben. Jetzt kriege ich schlechte Laune, wenn ich diese Lautstärke aushalten muss.«
    Kommol nickte.
    »Geht mir genauso. Wir sind halt keine 20 mehr, da hilft nichts.«
    Der Sicherheitschef schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter.
    »Wem sagst du das, Pete? Wem sagst du das?«
    Kommol drehte sich noch einmal zu dem Container.
    »Und damit heizt ihr wirklich das ganze Zelt? Mit diesem lütten Ding?«
    »Hoho, lüttes Ding«, feixte Heilmann. »Da merkt man, dass du lange in Hamburg warst. In Hamburg, im ›Salambo‹. Aber lass das nicht den Boss hören, das mit dem lütten Ding, auf seine Heizung ist er nämlich bestialisch stolz, der Gute.«
    »He, he, ich hab nie was zu der Heizung gesagt. Oder hast du was gehört?«
    Wieder ein Schlag auf die Schulter.
    »Ich hab nix gehört. Gar nix. Was ich aber gerne hören würde, sind Neuigkeiten von deiner russischen Freundin. Gibt’s da was Neues? Hast du ihr von mir erzählt?«
    Kommol schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Mensch, gut, dass du’s sagst, das hätte ich jetzt glatt vergessen. Ich hab gleich gestern Abend mit ihr telefoniert und ihr von dir erzählt, und sie war echt begeistert. Im Moment ist sie in Sankt Petersburg, aber in zwei Wochen kommt sie nach Kassel und ist ganz heiß drauf, dich kennenzulernen .« Er hob warnend den Zeigefinger. »Allerdings sagt sie, dass sie keine Amateure gebrauchen kann, sondern nur Profis, das soll ich dir ausrichten.«
    Heilmanns Augen begannen zu leuchten.
    »Da hat sie aber Glück, ich bin nämlich ein professioneller Ausdauersportler in der Horizontalen. Ein richtiger Hengst bin ich, sag ihr das.«
    »Das weiß sie schon, deshalb freut sie sich ja so drauf, dich kennenzulernen . Und wenn ich mich recht erinnere, kannst du auch schon mal anfangen, dich auf sie zu freuen.«
    »Ist geritzt, Mann. Ist geritzt.«
    Er deutete auf den linken der drei Container.
    »Komm, wo wir gerade hier sind, zeig ich dir noch die Elektrozentrale. Ist auch verdammt wichtig, aber längst nicht so laut wie die Heizung.«
    Mit dem Schlüssel in der Hand, ging Heilmann die fünf Meter zu dem Container, öffnete die Tür und ließ Kommol das Innere der Stahlschachtel begutachten.
    »Sind ja nur

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