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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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erleuchteten Gang geführt, dessen Wände mit impressionistischen und surrealistischen Kunstwerken bedeckt waren. Die Zusammenstellung von Farben, die Ausgewogenheit und Bildkomposition sprachen von einem derart ausgezeichneten Geschmack, daß er jenseits des Beurteilungsvermögens der Besucher lag. Fünf Kunstobjekte hingen an jedem Wandstück, jedes einzelne äußerst vorteilhaft angebracht.
    Die Gruppe blieb vor einer Tür stehen. „Dies ist das erste Zimmer“, sagte der Roboter. „Da ich weder etwas von euren Schlaf- und Lebensgewohnheiten noch von euren sexuellen Partnerbeziehungen weiß, fürchte ich, daß ich euch fragen muß, wie ihr auf die Zimmer verteilt werden wollt.“
    Stoor sah erst die anderen an, dann fragte er schelmisch grinsend: „Wie groß sind die Zimmer denn?“
    „Wollt ihr ein Zimmer für alle zusammen?“ fragte der Automat.
    Tessa lachte. „Lieber Gott, nein – alles, bloß das nicht!“
    „Nein“, sagte Stoor. „Weißt du, mein lieber Freund hier, Raim … er ist mein Leibwächter. Ich habe ihm einmal das Leben gerettet, und gemäß seiner maaradinischen Herkunft ist er verpflichtet, bis zum Ende meines Lebens bei mir zu bleiben. Er schläft sogar bei mir, aber …“ – Stoor hob eine Hand und grinste sich in den Bart – „… er schläft nicht mit mir, falls du verstehst, was ich meine.“
    Varian lächelte, und der Roboter gab überflüssigerweise eine bejahende Antwort, mit der er zustimmte, Stoor und Raim könnten das Zimmer hinter dieser Tür nehmen. Er drückte Stoors Handfläche gegen eine kleine, schwarze Platte neben der Tür, und diese blitzte in einem stoischen Weiß auf. Er wiederholte die Prozedur mit Raims Hand – unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren eines Handflächendruckschlosses.
    Als der alte Mann mit seinem Freund das Zimmer betrat, führte der Roboter Varian und Tessa zur nächsten Tür auf derselben Gangseite. „Wollt ihr beide ebenfalls ein Zimmer zusammen nehmen?“
    „Ja“, sagte Tessa. Sie wollte Varian dabei nicht ansehen, und dieser lächelte breit über ihre Schüchternheit, die trotz des bestürzenden Traumas ihrer Vergangenheit überlebt hatte.
    Sie betraten ihr Zimmer, nachdem sie ihre Handflächen gegen das Schloß gedrückt hatten, und sahen, daß es in Pentagonform fünf Wände aufwies. Jede einzelne Wand schien sanft zu leuchten, jede in einer anderen, doch komplementären Farbe. Die Farben waren in Erdtönen gehalten: pastellhafte Gelb-, Orange-, Brauntöne und Elfenbein. An der gegenüberliegenden Wand hing eine große, schwarze Platte, die den Großteil des Wandstücks bedeckte und aus dem gleichen Material zu bestehen schien wie das Handflächenschloß. Der Roboter zeigte ihnen das Zimmer und deutete schließlich auf eine Plattform, die offensichtlich das Bett darstellte, obwohl es auf etwas ruhte, das wie eine Zikkurat aussah und weniger wie ein Bettgestell. Der Roboter erklärte, daß das Bett mit einer gelantineartigen Substanz gefüllt sei, die im Labor entwickelt worden und eigentlich ein halborganisches Material sei, das sich dem Körper der Person völlig anpassen würde, die sich darauf legte. Als ein Zwitter aus Pflanze und Tier wartet die Substanz mit einem Maximum an Schlaf- und Erholungskomfort auf – dies oder so etwas Ähnliches sagte der Roboter. Man konnte sie auch als Bad und Toilette benutzen; und sie basierte auf Prinzipien, die sich zwar als effektiv erwiesen, dennoch nicht leicht zu verstehen waren. Der Schirm an der gegenüberliegenden Wand bescherte einem, sobald man ihn einschaltete, ein Panorama des Umlandes der Zitadelle, inklusive des Carrington-Höhenzuges, der sich mit schneebedeckten Gipfeln in den weit entfernten Horizont bohrte.
    Der Raum steckte voller Nischen und innenarchitektonischer Ideen und bestand aus einem Material aus einer anderen Zeit. Es stellte wahrhaft die Krönung des Versuchs dar, Wärme, Komfort und Sicherheit zu gewährleisten, aber für Varians Geschmack störte hier etwas. Der Raum strahlte eine Kälte aus, die physische Existenz zu besitzen schien und an die er sich nie gewöhnen würde. Er konnte dieses Gefühl nicht anders beschreiben, als in Gedanken die total antiseptische Note dieses Zimmers, überhaupt der ganzen Zitadelle, zu beklagen. Nirgends fand sich ein Staubkorn oder eine Spur von Leben. Nicht ein Fingerabdruck, ein Schmierfleck oder sonst das geringste Anzeichen dafür, daß sich etwas nicht an seinem richtigen Platz befand.
    Man versorgte sie

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