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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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entscheiden.“
    „Ich werde erst über Euer Angebot nachdenken, falls es Euch nichts ausmacht.“
    Athene lächelte und kehrte in den Wald zurück, wo sie sich bald mit den bunten Farben der Bäume vermischte. Im Nu war sie verschwunden.
    Er starrte immer noch auf die Stelle, wo sie verschwunden war, als er erneut seinen Namen hörte.
    Diesmal drehte Varian sich langsam um und hatte schon erwartet, ein paar Schritte von ihm entfernt die liebreizende Aphrodite zu sehen, bevor er sie tatsächlich erblickte.
    „Ich habe Euch schon erwartet“, sagte er und lächelte sardonisch.
    „Wirklich?“
    „Laßt uns nicht viel Federlesens machen und rasch zur Sache kommen: Falls ich mich für Euch entscheide – was bekomme ich dafür?“
    Aphrodite kicherte. „Du bist ziemlich pragmatisch, nicht wahr?“
    „Wenn eine Situation das erfordert. Ich komme mir vor, als würde ich an irgendeinem riesigen Spiel teilnehmen. Also habe ich mir gedacht: Versuch doch mal herauszufinden, worum es hier geht.“
    Aphrodite lächelte noch immer und maß ihn dabei mit ihren Blicken. „Was haben die anderen geboten? Das Übliche? Reichtum? Macht?“
    „Es variierte leicht“, sagte Varian. „Die erste versprach mir eine Kombination von beidem, die zweite Wissen und Erkenntnis.“
    „Wissen! Eine ernst zu nehmende Gegnerin“, sagte Aphrodite.
    Varian beobachtete sie. „Im Vergleich wozu?“ fragte er.
    Aphrodite zupfte an einer Öse am Halsteil ihres Gewands.
    „Dazu“, sagte sie, und das Gewand fiel rauschend nach unten. Nackt stand sie vor ihm – für seine Begriffe die aufregendste Frau, die er je gesehen hatte. Ihre Haut war weiß wie Elfenbein und makellos, weich und geschmeidig. Ihre Beine waren lang und fest, ihre Brüste standen hoch und stramm, ihr Bauch lag flach über dem goldenen Dreieck, das gleichermaßen leuchtete wie die blonden Locken ihres Kopfes.
    Das Blut hämmerte in seinen Schläfen – und an anderen Stellen auch. Er kämpfte mit sich, um seine Fassung zurückzugewinnen, aber noch nie zuvor hatte er einem solchen Anblick gegenübergestanden. Er preßte mühsam die Worte zwischen den Zähnen hervor und erklärte ihr, daß er dieses Angebot genau wie die anderen überdenken wolle.
    Graziös bückte sie sich, um ihr Gewand aufzuheben. Sie hielt es vor ihre Brüste und verschwand im Wald – ein Anblick, der Varian nicht mehr ungewohnt war.
    Zeit wurde zu einer bedeutungslosen Angelegenheit. Sie dehnte sich, wirbelte und tropfte wie Wachs um ihn herum. Aber das bemerkte er gar nicht. Er fühlte sich in einem Strudel von Erinnerungen und Eindrücken verloren, die ganz real erschienen, aber auf der anderen Seite …
    Er grübelte über die offensichtliche Irrealität dieser Begegnungen nach. Was hatten sie zu bedeuten? Unbegreiflich. Absurd. Wieder hatte er den Eindruck, sich in einem Spiel zu befinden. Er versuchte, das miteinander in Einklang zu bringen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Seltsamerweise machte er sich gar keine besonderen Gedanken darüber, für welche von den dreien er sich entscheiden würde.
    Bis sie dann alle drei wieder erschienen. Jede von ihnen schien ihm einen versteckten, verschwörerischen Wink zu geben.
    „Wir warten auf Eure Entscheidung“, sagte Hera.
    Varian lachte. „Ob Ihr es glaubt oder nicht, das tue ich auch.“
    Keine lächelte oder antwortete. Das ernüchterte ihn, und er sah sie sich so unbefangen an, wie ihm das unter diesen Umständen möglich war.
    „Also gut. Laßt mich meiner Entscheidung ein paar Worte zur Realität dieser Veranstaltung vorausschicken. Ihr müßt wissen, daß ich ein Skeptiker bin. Von daher bezweifle ich, daß irgend etwas hier mit rechten Dingen zugeht. Unter den momentanen Bedingungen würde ich mich für Wissen und Erkenntnis entscheiden – ich kann wohl annehmen, Ihr wißt von Euren kleinen Angeboten? Außerdem halte ich Euch drei alle für gleich ‚rein’ – so hat es doch in der Nachricht gestanden, nicht wahr?“
    Jetzt hellte sich Athenes Gesicht auf. Die Spur eines Lächelns erschien auf ihren Mundwinkeln.
    „Trotzdem“, fuhr Varian fort, „will ich nicht glauben, daß das Ganze hier etwas anderes als ein Märchen sein sollte. Obwohl ich kein Anhänger der Idee bin, einen Aspekt des Lebens für einen anderen zu opfern, glaube ich doch, daß das Leben wirklich ein einziger Vorbeimarsch von Wahlen, Ablehnungen und Opferungen ist.“
    „Kommt zur Sache“, sagte Hera, die begriffen zu haben schien, daß ihr Angebot der Weltherrschaft

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