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Zitronen im Mondschein

Zitronen im Mondschein

Titel: Zitronen im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mayer Gina
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wieder zurück und wischte sie verstohlen an ihrem Rock ab. Sie sog unmerklich Luft durch die Nase ein, aber sie roch keinen Schweiß. Vielleicht überdeckte ja der Zigarettenrauch den Geruch. »Und du machst jetzt in Hüten?«
    »Deine Mutter hat mich angelernt. Ich bin dir so dankbar …« Hildes hellblaue Augen glänzten auf einmal feucht. War es die Rührung oder die schlechte Luft?
    »Schon recht«, sagte Mira schnell. »Schönes Geschäft hier, nicht wahr?«
    »Oh, es ist ganz traumhaft.« Hildes Blick wanderte so erstaunt durch den Raum, als habe sie ihn vorher noch gar nicht wahrgenommen. »Und die vielen, vielen Menschen.«
    Mira nickte ungeduldig. Sie hatte auf einmal genug von der Unterhaltung und von den vielen Leuten, dem Gläserklirren, dem Rauch und von Gudrun, die neben Pressmann an der Tür stand und eine Hand nach der anderen schüttelte. Sie würde noch eine halbe Stunde bleiben und sich dann unauffällig davon machen.
    Sie ließ sich von einem der Kellner ein Glas Champagner geben. Beim ersten Schluck musste sie sofort wieder an die Cocktails denken, die sie im Roten Kakadu getrunken hatte, und an Otto Franz. Ihre Augen durchsuchten durch den Raum. Nein, er war noch nicht gekommen, obwohl sie ihn gestern noch an die Eröffnung erinnert hatte. Er hatte sein Erscheinen aber doch fest zugesichert. Natürlich hatte sie ihm nicht erzählt, dass Gudrun ihn nur ihretwegen eingeladen hatte. »Wenn dir so viel daran liegt, dann soll er eben kommen. Er ist ja durchaus amüsant«, hatte sie erklärt, als Mira sie zum dritten Mal nach einem Einladungsbillet für ihn gefragt hatte.
    Die Uhr über der Tür zeigte inzwischen Viertel vor neun. Mira nippte noch einmal an ihrem Glas, dann stellte sie es halb leer zurück auf das Tablett eines vorbeieilenden Kellners. Sie wollte weg hier. Ein Blick zu Gudrun, sie unterhielt sich jetztmit Miras Mutter. Wahrscheinlich sprachen sie über die Schwingungen des Raums oder über die neuesten Hutkreationen.
    Auf dem Weg zum Ausgang stieß sie mit einer großen Frau zusammen. »Verzeihung«, sagte Mira, obwohl die andere genauso schuld war an dem Zusammenstoß. Ein irritierter Blick unter bogenförmig gezupften Augenbrauen – Frau Pressmann.
    »Keine Ursache.« Das sorgfältig ausgemalte M der Oberlippe verzog sich zu einem Lächeln. Einen Moment lang standen sie sich zögernd gegenüber.
    »Sie sind eine Bekannte von Gudrun?«, erkundigte sich Frau Pressmann.
    »Mira Schwarz«, sagte Mira. »Wir kennen uns. Ich war damals mit Gudrun in der Oper.«
    Die geschminkten Augen zogen sich zusammen, dann wurden sie ganz groß. »O ja, natürlich. Bitte verzeihen Sie. Diese vielen Leute – wer soll sich da noch zurechtfinden?« Sie hob ihr Cocktailglas und prostete Mira zu. »Darf ich übrigens vorstellen: meine Freundin Annabell von Rinsen.« Das Glas wanderte ein Stück nach rechts. Die blonde Dame an Frau Pressmanns Seite lächelte gelangweilt.
    »Guten Abend«, sagte sie, ohne Mira wirklich anzusehen. »Iris, Liebste, ich befürchte, wir müssen weiter, sonst wird es zu spät für die Soiree.«
    »Die Zeit, sie eilt«, sagte Frau Pressmann und lachte. »Wir müssen uns aber noch von Gudrun verabschieden, die Kleine ist schließlich der Star des Abends. Wenn sie nur endlich aufhören würde, mit dieser entsetzlichen Frau zu reden.« Sie zwinkerte Mira zu, als teilten sie beide ein Geheimnis.
    Miras Augen flogen zu Gudrun, die immer noch mit ihrer Mutter sprach, zu Frau von Rinsen, die ihre Mutter nun ebenfalls neugierig anstarrte, und zurück zu Frau Pressmann, die ihren Cocktail austrank.
    Diese entsetzliche Frau ist meine Mutter, wollte Mira sagen, so laut und deutlich, dass es nicht nur Frau Pressmann hörte, sondern auch ihre Freundin und alle Umstehenden. Sie wollte, dass Frau Pressmann erbleichte oder errötete, dass sie sichschämte und sich entschuldigte. Aber als sie den Mund öffnete, brachte sie keinen Ton heraus. Sie stand einfach nur da und starrte Frau Pressmann dümmlich an, die einen unbehaglichen Blick mit ihrer Freundin wechselte. »Nun denn.« Frau Pressmann reichte Mira die Hand. Einen Moment lang lagen die weichen, gepflegten Finger in Miras aufgesprungener Hand.
    »Es war mir ein Vergnügen«, sagte Frau Pressmann. Als sie sich wegdrehte, sah Mira, dass sie ihre Finger am Kleid abwischte, genauso verstohlen, wie Mira ihre Hand abgewischt hatte, nachdem Hilde sie gehalten hatte.
    So behutsam wie möglich zog sie ihren Mantel unter dem Berg der Jacken und

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