ZITRONENLIMONADE (German Edition)
war simpel, prägnant und zutreffend! Gefiel mir!
Ich
musste zugeben, dass ich mich jetzt schon an der Vorstellung ergötzte, wie Mama
und Sabine grimmig entschlossen wie eine feindliche Armee die Burg - bzw. unsere
Wohnung - stürmen und meine persönlichen Siebensachen zurück erobern würden!
Und Mark musste sich dabei von ihren Blicken töten lassen!
Gleichzeitig
wollte ich meine Sachen gar nicht aus der Wohnung holen, denn das wäre ja das
endgültige Eingeständnis gewesen, dass ich mich mit der Trennung abgefunden
hatte. Soweit war ich noch nicht. Immer noch versalzten mir bittersüße
Empfindungen meine gesundheitlichen Fortschritte.
Jedes
Mal, wenn ich wieder etwas Neues erreicht hatte, dachte ich spontan, das muss
ich Mark erzählen! Paradoxerweise hatte er mir die ganze Zeit weismachen
wollen, meine Beweglichkeit käme ganz schnell wieder. Und jetzt, wo ich tatsächlich
sichtbare Erfolge erzielte, hatte er sich aus meinem Leben verabschiedet und es
interessierte ihn offensichtlich nicht die Bohne, wie es mir ging.
Ganz tief in meinem Unterbewusstsein lauerte
immer noch die Hoffnung, ich würde mich total erholen, er sähe mich zufällig (man
konnte ja dem Zufall auch etwas auf die Sprünge helfen) vollkommen gesund und top
gestylt auf der Straße und würde sich entgeistert fragen, wie er so eine tolle
Frau jemals verlassen konnte. Er würde mich auf Knien um Verzeihung bitten, ich
würde ihm gnädig vergeben, wir würden uns selbstvergessen küssen und: Vorhang!
Warum nicht? Robert Wallners Ex schien ja ebenfalls wieder zur Besinnung
gekommen zu sein.
Apropos
Robert, eigentlich wartete ich immer noch auf den versprochenen Besprechungstermin
mit dem Anwalt. Vermutlich konnte ich nun darauf warten, bis ich schwarz würde. Robert war ja nun mit Sonja Krautstampfer
beschäftigt.
Mama
- tatkräftig wie immer - machte Zukunftspläne für mein Leben nach der Reha. Aus
meinen nostalgischen Gedanken an Mark gerissen, hörte ich gerade eben:
"…..Unser Haus kommt ja wegen der Hanglage und der vielen Treppen nicht
infrage und wir haben uns auch schon einige passende Wohnungen für dich
angesehen, Schatz. Nicht wahr Hansjürgen, die in dem Haus gleich bei uns um Eck
wäre doch praktisch, Tiefgarage, Aufzug, alles barrierefrei und nagelneu."
Alarmiert sah ich meine Erzeuger an. Mein Vater blickte
mich hilflos an und zuckte unmerklich mit den Achseln. Laut unterbrach er den
überschwänglichen Redeschwall meiner Mutter: "Jetzt besprich´ das doch
erst einmal in Ruhe mit Christina. Du weißt doch gar nicht, ob sie wieder nach
Ludwigsburg zurückkommen möchte."
Wie,
was, Ludwigsburg? Zurück kommen? Nie im Leben! Damit wir uns nicht falsch
verstanden: Ludwigsburg war eine wunderschöne Stadt mit einer tollen
Fußgängerzone zum Shoppen. Auch das Blühende Barock rund ums Ludwigsburger
Schloss liebte ich als Blumenfreundin sehr und gerne besuchte ich meine Geburtsstadt,
aber die Betonung lag auf Besuch - ergo:
vorübergehend. Ich war ihr sozusagen entwachsen. Ich war Münchnerin geworden,
jawohl. Und wenn es so etwas wie eine Stadtbürgerschaft gäbe, hätte ich die
schon längst in München beantragt, ich wäre auch bereit gewesen, für meine
Integration Bayerisch - Kurse zu besuchen. Die Aussicht, in die Stadt meiner Kindheit unter die Fittiche
meiner überfürsorglichen Mutter zurück zu kehren, lähmte mich im wahrsten Sinne
des Wortes.
Ich
liebte meine Eltern, keine Frage, aber mit Dreißig ist man in jedem Fall zu alt,
um sich von ihnen umsorgen zu lassen.
Mama
war nicht zu bremsen. "Kind, natürlich will ich dich zu nichts zwingen.
Wir können auch in München eine schöne Bleibe für dich finden, und solange du
noch nicht selbstständig für dich sorgen kannst, ziehe ich zu dir."
Okay,
München klang schon besser. Aber wollte ich wirklich dorthin? Alles würde für
mich völlig anders sein als vorher. Kein Job, kein Mark, keine Cabriotouren
(jedenfalls vorläufig nicht), Shopping stand nach Ostersamstag auch nicht mehr
oben auf meiner Hitliste. Und dann: Mama und ich zusammen in einer Wohnung? Das
könnte für meine Genesung und meine Nerven - wie sagte Peter so schön -
kontraproduktiv sein.
Verwirrt
schüttelte ich den Kopf. "Mama, momentan weiß ich überhaupt noch nicht,
wohin ich gehe. Das muss ich mir in aller Ruhe noch durch den Kopf gehen
lassen. Ich lasse es dich schon rechtzeitig wissen, wenn es soweit ist.
Jedenfalls danke für Euer Hilfsangebot."
Um
der Wahrheit
Weitere Kostenlose Bücher