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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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sicher, ob er einfach selbst in die Küche gehen durfte, um sich etwas zu essen zu machen. Bertha war zwar stets freundlich, aber er hatte das Gefühl, dass sie ihm manchmal finstere Blicke zuwarf.
    Kurz entschlossen öffnete er ein Glas Birnenkompott. Es schmeckte nach Kindheit – er leerte es komplett. Kurz darauf setzten heftige Blähungen ein. Er hatte stets geglaubt, dies passiere nur bei Verzehr von rohem Obst. Wie man sich irren konnte, verdammt.
     
    *
     
    Gegen vier am Nachmittag betrat Flo das Haus. Vormittags hatte sie im Schönheitssalon und anschließend auf der Kinderstation gearbeitet. Sie stellte ihre Einkaufstasche in der Küche ab. Ihr war das Waschpulver ausgegangen und sie hatte eine Packung Eier erstanden. Immerhin war am Wochenende Ostern. Im Laufe des Tages war die Temperatur stetig gestiegen. Der Winter war endgültig vorbei.
    Irene zeigte ihr im Laden die Patchworkeier für die Osterdekoration. Sie gefielen ihr so gut, dass sie selbst welche verzieren wollte. Stoffschnipsel hatte sie zur Genüge.
    Marc schien sie gehört zu haben, denn er tauchte plötzlich in der Küche auf.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn. »Ist Kevin schon da?«
    »Ja, oben in seinem Zimmer.«
    »Gut, dann kann ich gleich die Hausaufgaben mit ihm durchgehen. Könntest du mir helfen? Ich würde gern Eier auspusten und bin etwas unter Zeitdruck. Nachher ist noch die Praxis sauber zu machen. Bis dahin will ich mit allem anderen fertig sein.«
    »Mathe bin ich mit Kevin bereits durchgegangen.«
    Sie hielt überrascht inne. »Du hast was?«
    »Was ist dabei, wenn ich mich etwas nützlich mache? Zu allzu vielen Dingen tauge ich ja nicht mehr. Kevin hatte eine Frage und da …« Er brach ab und wich ihrem Blick aus.
    Es ging ihm wieder schlechter, sie sah es in seinen Augen, auch wenn er sich gut darauf verstand, rasch die Eier zu inspizieren, als wären sie das Faszinierendste auf der Welt.
    »Im Schubfach sind Rouladennadeln.« Flo deutete nach links. »Und Schüsseln findest du hier.« Sie öffnete eine Schranktür. »Pustest du die Eier aus, dann kann ich mir rasch einen Tee machen. Möchtest du auch einen? Heute Abend gibt es Rührei. Was hast du dir zum Mittag gemacht?«
    »Birnenkompott. Bin gleich wieder da.« So rasch er konnte, flüchtete er.
    Himmel, wie satt musste er diese Verdauungsprobleme haben.
     
    »Wenn dies für den Rest meines Lebens so bleibt, nehme ich mir am besten gleich einen Strick«, sagte er, als er wieder die Küche betrat.
    Sie saß bereits am Tisch und trank Tee. Neben ihre Tasse hatte sie eine zweite gestellt. Sie schob sie wortlos zu ihm hinüber. Ihr Blick ruhte auf seinem Gesicht. Rasch nahm er ein Ei zur Hand und starrte unschlüssig darauf.
    »Was ist damit? Noch Hühnerkacke dran?«
    »Igitt, ich hoffe nicht.«
    »Du hast doch nicht wieder getrunken?«
    »Was heißt hier wieder? Da habe ich mich einmal vergessen, und schon plustert Birdie das Gefieder auf. Außerdem kann ich saufen, so viel ich will, wenn mir danach ist .«
    »Auweia, hat da jemand schlechte Laune. Gut – Themenwechsel. Ich stelle nachher die Waschmaschine an. Kannst du mir deine Schmutzwäsche bringen?«
    »Das Auspusten der Eier ist schwerer, als ich dachte.«
    »Pass auf, dass dir in deinem derzeitigen Zustand nichts entfleucht.«
    Er richtete sich kerzengerade auf. »Hoffentlich nicht.« Und dann beantwortete er etwas verspätet ihre Frage. »Das musst du wirklich nicht.«
    »Sei nicht albern. Kommt alles auf die Rechnung. Sauber machen, Essen kochen, einkaufen, Wasser, Strom, Wäsche waschen.«
    »Geschäftstüchtig bist du jedenfalls.«
    Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. »Jeder auf seine Art. Wie bist du in deiner Jugend zu Geld gekommen? Ich meine, außer, dass du dich nackig gemacht hast.«
    »Du bist mal wieder zu neugierig.«
    »Vielleicht kann ich noch etwas lernen.«
    Er stieß ein belustigtes Schnauben aus. »Diesmal nicht.«
    Flo hätte zu gern gewusst, welche Erinnerung für sein anzügliches Grinsen verantwortlich zeichnete. Leider tat er ihr nicht den Gefallen, und so steckte sie ihm einfach die Zunge raus. Kurz presste er eine Hand auf seinen Bauch. Abgesehen von der lila Verfärbung seines Veilchens, war der Rest seines Gesichtes leichenblass.
    »Was hast du denn?«, fragte sie besorgt.
    Er blinzelte entnervt. »Blähungen, wenn du es genau wissen willst.«
    »Ach so. Ich dachte schon, es wäre was Ernstes. Das Birnenkompott?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Verkrampf dich nicht, dann

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