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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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meines alten Herrn nach seiner Trennung von meiner Mutter nicht annehmen wollte. Ist eine vertrackte Geschichte.«
    »Keine Lust, sie mir zu erzählen? Hin und wieder bin ich neugierig, Beachboy.«
    »Ist mir nie aufgefallen.«
    »Hach, war die Streicheleinheit göttlich. Deine Handarbeit ist großartig, ehrlich. Du solltest dir das patentieren lassen. Staatlich geprüfter Rückenkrauler oder so ähnlich.«
    »Freut mich, das zu hören.«
    »Ich sollte jetzt aber dennoch nach oben gehen. Vielleicht kann ich mich eines Tages mal revanchieren?«
    Als sie sich zu ihm umdrehte, musterte er sie nachdenklich. »Was?«
    »Nun, ist doch gut möglich, dass du auch mal …«
    Er machte große Augen.
    »Äh … angefasst werden willst«, beendete sie den Satz.
    »Wie meinst du das?«
    »Weiß ich auch nicht. Manchmal rede ich Blödsinn. Hör nicht drauf, gute Nacht.«
    »Schon fliegt mein Vögelchen davon.«
    Flo hastete die Treppen hinauf. Da hatte sie gerade noch die Kurve bekommen, herrje. Hatte sie ihm etwa angeboten, mit ihr zu schlafen? Ganz sicher nicht. Die wohlige Wärme in seinem Bett und das Spiel seiner sanften Finger waren ihr kurzzeitig zu Kopf gestiegen. Hier im kühlen Treppenhaus setzte ihr nüchterner Verstand wieder ein. Gut so. Immerhin hatte sie nie ein übergroßes Bedürfnis nach Sex verspürt. Wenn sie ehrlich war, hätte ihr ein nie endendes Vorspiel vollauf genügt. Leider hatte Val das stets anders gesehen. Oder wie sollte sie sein rasches Vordringen sonst verstehen? Wenn er schnell gekommen war, hatte sie stets das Gefühl gehabt, man hätte sie auf dem Bahnsteig vergessen. Mit einer unerfüllten Sehnsucht im Bauch, von der sie nicht mal wusste, wonach. Flo ahnte sehr wohl, dass es noch etwas gab, was viel tiefer ging, als eine eilige Rein-raus-Bewegung. Leider erschloss sich ihr nicht, was das war.
     
    *
     
    Marc starrte noch lange auf die Tür, hinter der sie verschwunden war. Im Sprücheklopfen war er immerhin noch unschlagbar. In Sachen Sex blieb alles tote Hose. Zum Glück ahnte das Vögelchen nichts davon.
    Am Morgen stand er auf. Er musste sich beeilen, wenn er wollte, dass Flo ihn mit in die Stadt nahm. Aber er kam nicht so gut in Gang. Curtis hatte recht behalten. Das Veilchen sah sensationell aus, bemerkte Marc bei einem missmutigen Blick in den Spiegel. Selbst wenn er sich seitlich stellte, um sein rechtes Bein auszublenden, starrte er unwillkürlich auf seine linke Gesichtshälfte. Vorsichtig tastete er nach seiner Nase. Wenigstens war die kaum noch geschwollen.
    »Oh, du bist schon auf?«, begrüßte Flo ihn, als er die Küche betrat.
    Er nickte kurz. »Kannst du mich am St. Elwine Hospital absetzen? Ich will mich für die Krankengymnastik anmelden.«
    »Klar, kein Problem.« Sie fragte sich allerdings, warum er nicht einfach zum Telefon griff. Ihr Gesicht blieb ein offenes Buch.
    Marc sah sie genauer an. Sie war wie immer: munter und fröhlich. Okay, dann hatte er sich bestimmt nur eingebildet, dass sie ihm Sex angeboten hatte. Etwa aus Mitleid? Kurz stieg Übelkeit in ihm auf. In Zukunft würde er vorsichtiger sein müssen, mit dem, was er sagte. Eine Frau mit ihrer Fantasie konnte leicht falsche Schlüsse ziehen.
    »Hey«, rief sie aus und starrte ihn an. »Niemand zu Hause?« Flo klopfte federleicht gegen seine Stirn.
    »Was?«
    »Mit Morgenmuffeln kann ich nicht besonders gut umgehen.«
    Aber hallo – er war doch nun wirklich kein Morgenmuffel. Er grübelte nur zu viel. »Entschuldigung, wie lautete deine Frage?«
    »Welche Sorte möchtest du?« Sie deutete auf die Marmelade.
    »Egal.«
    »Egal ist aus.«
    Marc hatte Glück, ein Patient war nicht erschienen, und so konnte er gleich zur ersten Krankengymnastiksitzung bleiben.
    Die Physiotherapeutin schien erfreut, ihn wiederzusehen. »Ist es mit dem Phantomschmerz besser geworden?«
    Er machte eine vage Handbewegung. Dr. Myers hatte ihm angeboten, sich jederzeit wieder an ihn zu wenden. Es würde noch mehrere Möglichkeiten geben, die Sache in den Griff zu bekommen. Beispielsweise eine einmalige Botoxinjektion, ja – er hatte richtig gehört, wie Myers erklärt hatte, in den Stumpf, in die Nähe der abgeschnittenen Nerven. Dies war eine relativ neue Therapieoption, die verhinderte, dass sich im Umkreis von ein bis zwei Zentimetern die Muskulatur zusammenzog und so den betroffenen Nerv einengte. Auch eine Sympaticusblockade wäre denkbar. Dabei würden unter Röntgenkontrolle die neben der Wirbelsäule befindlichen

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