Zitronentagetes
ist es schneller vorbei, als du denkst. Lass es einfach raus.«
»Bestimmt nicht jetzt«, zischte er zwischen zusammengepressten Lippen.
»Mann, machst du es dir schwer, Cowboy. Trink den Tee, das hilft bestimmt. Aber gib mir erst noch deine Wäsche.«
»Lass das doch.«
»Hast du Angst wegen der Schmauchspuren in deinen Unterhosen?«
»Ich fasse es nicht. Das Vögelchen macht wirklich vor nichts Halt.« Sein Gesicht wurde so rot wie eine reife Tomate. Allerdings konnte das auch vom Eierauspusten kommen.
Nach Praxisschluss sah Charlotte vorbei. Marc riet ihr zu einer neuen Heizungsanlage und bot seine Planung an. Sie wollte sich die Sache durch den Kopf gehen lassen. Plötzlich schwankte sie besorgniserregend.
Marc fing sie auf. »Hoppla, ist etwas nicht in Ordnung?«
»Schon gut.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
Bertha kam dazu und zog die Stirn kraus. »Du kannst es nicht erzwingen, Schätzchen. Lass lieber der Natur freien Lauf. Du schadest dir mehr, als du glaubst.«
»Ach, Berthachen.«
Noch immer hielt Marc sie fest und berührte dabei ihre Brust. Charlotte war offensichtlich so schwindelig, dass sie es nicht bemerkte. Bertha schon. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Jetzt erst begriff er und zog hastig seine Hand fort.
Floriane versetzte diese Szene einen Stich. Klar, bei großen Brüsten griffen Männer zu. Bei ihr hatte er keine Anstalten gemacht.
Bertha fing ihren verletzten Blick auf. Nun, sie hatte es ja vorausgesagt: Mit diesem Mann im Haus würde es keinen Frieden geben. Sein Gemütszustand wechselte viel zu oft. Bisher hatten sie ihn übellaunig, unverschämt, stur oder schweigsam erlebt.
Tyler war es damals, als er für einige Wochen hier wohnte, auch schlecht gegangen, hatte ihr Bertha erst kürzlich berichtet. Aber er hatte sich stets tadellos benommen, besonders Charlotte gegenüber. Auf Tyler O’Brian ließ Bertha einfach nichts kommen. Er war ihr wie ein eigenes Enkelkind ans Herz gewachsen. Den großen blonden Mann mit den kalten, grauen Augen mochte sie nicht besonders. Seine Mutter gebärdete sich merkwürdig, sein Vater hatte im Knast gesessen. Zugegeben, das hatte ihr Liebling Tyler auch. Nur war der unschuldig gewesen. Das wusste sie – ein Drama, was das Jungchen durchgemacht hatte.
Obwohl George Cumberland stets wie ein Gentleman auftrat, traute Bertha den Männern dieser Familie nicht über den Weg. Sie hatten etwas Anzügliches an sich.
Bertha folgte ihr in die Praxisräume. »Flo?«
»Ja.«
»Dieser Ausdruck eben auf deinem Gesicht.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Wenn ich nicht aufpasse, verliebst du dich noch in diesen Haudegen.«
Sie musste lachen. »Bertha, du bist offenbar fest entschlossen, es nicht so weit kommen zu lassen.«
»Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen, Kleine.«
Flo rauschte an Janet, Charlottes Sprechstundenhilfe, vorbei und fuhr mit dem Wischmopp an Ecken und Kanten der Schränke entlang. War sie jetzt ernsthaft sauer? Unsinn – das war ein Versehen gewesen. Marc war doch kein Busengrabscher. Immerhin kannte sie ihn bereits gut. Oder bildete sie sich das nur ein? Durch ihre Zyklusschwierigkeiten spielten bestimmt nur ihre Hormone verrückt. Das würde sich bald wieder legen.
Nach dem Abendbrot stürzte Kevin nach oben, um seine geliebte Vorabendserie nicht zu verpassen.
»Ist zu schade zum Wegschmeißen – hier.« Flo schob Marc das letzte Stück Ananas in den Mund.
Marc sah zu komisch aus, wie er die Zunge aus seinem Mund hängen ließ. Flo lachte. »Was ist?«
»Die Ananas brennt mir auf der Zunge.«
Flo deutete auf die Eierbox. »Das kommt vom vielen Blasen am Nachmittag.«
Marc verschluckte sich und begann zu husten.
*
Die Osterfeiertage verbrachte Marc bei seinem Vater in Baltimore. Der Zeitpunkt der Einladung und Georges Erscheinen, um ihn abzuholen, waren praktisch identisch. Dad setzte auf Überraschungsangriff – und es funktionierte.
Marc bewohnte ein Gästezimmer und sie ließen ihm weitestgehend seine Ruhe. Nur seine kleine Schwester, Stiefschwester, wie er immer wieder im Stillen korrigierte, ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Offensichtlich hatten ihre Eltern ihr erklärt, dass es sich bei Marc um ihren Bruder handelte. Diese Tatsache schien die Kleine zu faszinieren und sie wollte Marc offenbar besser kennenlernen. Rosie stellte ihm unzählige Fragen. Da er bereits die Erfahrung gemacht hatte, wie hartnäckig sie sein konnte, verwarf er die Absicht, sie zu ignorieren, oder
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