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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Sie mich?« Die Stimme hinter ihm überschlug sich fast. »Ins Haus, aber dalli!«
    George stolperte vorwärts. Ihm fiel ein, dass er keinen Hausschlüssel besaß. Umständlich tat er so, als würde er seine Taschen danach absuchen, doch der Typ ließ sich nicht ins Boxhorn jagen. Er drückte bereits auf den Klingelknopf.
    »Um diese Zeit ist niemand zu Hause. Ich muss die Schlüssel verlegt haben.« George schrie fast, in der Hoffnung, Jenny würde ihn hören und nicht öffnen.
    Offenbar war der Mann zu allem entschlossen. Er schlug mit der Waffe eine Scheibe in der Haustür ein. Nun war es ein Leichtes, hindurchzufassen und die Klinke von innen zu betätigen.
    Jenny war nirgends zu sehen. Bestimmt hatte sie ihn bemerkt und sich mit Rosie versteckt. Nur wo? Egal, Hauptsache, sie waren sicher. Er klammerte sich an diesen Gedanken.
     
    *
     
    Marc checkte gerade seine E-Mails, als sein Handy läutete.
    »Guten Morgen, meine Schöne«, rief er gut gelaunt, doch beim Klang von Jennys Stimme erlosch alles in ihm. Er spürte das Unheil, noch bevor sie es ausgesprochen hatte. O Gott, was sagte sie da? Selbst wenn er das Gaspedal seines BMW durchtrat, er hätte keine Chance, rechtzeitig in Baltimore zu sein.
    »Ich muss Schluss machen«, flüsterte sie panisch.
    Das gab ihm den Rest. Sollte er zur Untätigkeit verdammt sein? Das konnte er nicht hinnehmen. Nicht nach allem, was er durchgemacht hatte. Seine Familie war in Gefahr. Marcs Atem stockte.
     
    *
     
    »Schönes Spiel, ja.« Rosie kicherte.
    Sie sagte Piel statt Spiel. »Ja, mein Schatz. Wir machen noch ein anderes. Wer am längsten still sein kann. Mucksmäuschen, schaffst du das ?«
    Rosie nickte. Sie lagen dicht aneinandergedrängt unter dem großen Bett im Schlafzimmer. Jenny wünschte, sie hätte daran gedacht, das Telefon mitzunehmen. Vielleicht hätte sie die Polizei rufen können? Nach dem Gespräch mit Marc war sie in Panik mit Rosie die Treppe hinaufgerannt. Im Stillen begann sie zu beten. Wie lange mochte es ihr noch gelingen, ihre Angst vor der Kleinen zu verbergen? Als sie vom Küchenfenster aus beobachtet hatte, wie der Mann George eine Pistole an den Kopf hielt, war ihr schlagartig alles klar geworden. Hoffentlich konnte Marc Hilfe holen. Doch was, wenn die Cops es nicht rechtzeitig schafften?
     
    *
     
    Rafe ließ seinen Wagen am Straßenrand stehen und betrat die Einfahrt. Das Haus stand offen, so musste er seinen Schlüssel nicht zum Einsatz bringen. Er ging hinein.
    »Sie haben einen Safe, ich weiß das. Machen Sie ihn auf.« Rafe hatte sich nicht getäuscht. Er kannte diese Stimme viel zu gut. Abscheu und Bedauern vermischten sich in seinem Inneren. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Er folgte den Geräuschen und bewegte sich dabei lautlos. »Es ist vorbei, Parker.«
    Hastig wandte sich der Angesprochene um, das Gesicht zu einer hässlichen Fratze entstellt. Er wirkte gehetzt und übermüdet, das sah Rafe sofort. »Nimm die Waffe runter, gib sie mir, Parker. Du hast genug Unheil angerichtet. Gib auf.«
    Der junge Mann stieß ein irres Kichern aus. »Was machst du hier?«
    Rafe antwortete nicht, denn sein Neffe fuchtelte mit der Pistole herum. Gut möglich, dass sich ein Schuss löste. »Ganz ruhig«, versuchte Rafe, ihn zu besänftigen.
    »Lass den Psychoscheiß! Vor ein paar Monaten war es dir noch scheißegal, was aus mir wird. Jetzt habe ich nichts mehr zu verlieren, Onkel Rafe.«
    Als George Cumberland es wagte, sich vorsichtig umzudrehen, brach die Hölle los.
    »Das habt ihr jetzt davon«, kreischte Parker. In seinen Augen glitzerte purer Wahnsinn.
    Rafe versuchte, seinen Neffen zu beruhigen, aber es half nichts. Schon hielt er die Waffe gegen Georges Schläfe.
    »Still jetzt!«, brüllte Parker.
    Rafe rührte sich nicht. Die kleinste Bewegung und sein Neffe würde Cumberlands Leben auslöschen, da bestand nicht der geringste Zweifel. »Parker, ich bitte dich inständig.«
    »Ach ja, jetzt auf einmal. Vor Monaten bat ich dich um Geld. Du hast es mir verweigert.«
    »Ich habe dich auf Bitten deines Vaters bei mir eingestellt, sodass du über ein festes Einkommen verfügen konntest. Außerdem gab ich dir oft einen Vorschuss. Dein Problem war nicht das Geld, sondern deine Spielsucht.«
    »Weiß ich selbst. Aber zunächst musste ich eine Summe zurückzahlen an jemanden, der keinen Spaß versteht.«
    »Und da dachtest du, bei Cumberland ist Geld zu holen und hast ihn erpresst.«
    »Du hast mich genug Überstunden schieben lassen. Ich hatte also

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