Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
Vom Netzwerk:
Hinweise führten in eine Richtung: Rafe Masterson. Ich sollte mir den Kerl vorknöpfen.«
    »Besser, wir gehen jetzt alle schlafen, Dad.« Dass Jenny seinen Vater im gemeinsamen Schlafzimmer übernachten ließ, war vielleicht kein schlechtes Zeichen.
    Am nächsten Vormittag hatte Marc einen Termin, den er unmöglich absagen konnte. Er musste zurück. Der Bus würde zu lange brauchen, daher brachte Dad ihn nach St. Elwine. Anschließend fuhr George wieder nach Baltimore.
    Einen Tag später starrte Marc entsetzt in die Tageszeitung. Mord in Baltimore? Die Sekretärin einer Sicherheitsfirma war tot aufgefunden worden. Er brauchte den Artikel nicht erst zu Ende zu lesen, um eine Bestätigung seiner bösen Ahnung zu bekommen. Er tat es dennoch. Im Anschluss griff er nach seinem Handy. George war nicht zu erreichen. Er versuchte es bei Jenny. Sie wusste nicht, wo ihr Mann steckte. Die Nacht hatte er jedenfalls nicht im Haus verbracht.
    »Verdammte Scheiße«, fluchte Marc. Er sprang so heftig auf die Füße, dass der Küchenstuhl polternd zu Boden fiel. Er musste nach Baltimore und seinen Vater finden, um ihn zur Rede zu stellen. Bestimmt hatte er die Frau nicht töten wollen. Aber etwas war gehörig schiefgelaufen – wieder einmal.
    Marc jagte den Beltway entlang. Wenn Dad erneut in den Knast musste, würde er nie mehr rauskommen. Ein scharfer Schmerz krampfte bei diesem Gedanken sein Herz zusammen. Gerade jetzt, wo sie sich so gut verstanden, alles zwischen sich geklärt hatten. Da musste George die Nerven verlieren und … Es schauderte ihn. Unmöglich, weiter in diese Richtung zu denken. Vor Frustration füllten sich seine Augen mit Tränen. Hastig wischte er mit dem Handrücken darüber. Als er endlich in die Straße bog, in der sein Vater wohnte, wurde ihm eiskalt. Zwei Streifenwagen standen mit eingeschaltetem Blaulicht keine hundert Meter vom Haus der Cumberlands entfernt.
    Marc fühlte sich verloren, als er aus seinem BMW stieg und das Treiben der Polizei beobachtete. Wie sollte es ihm gelingen, sich darauf gefasst zu machen, dass sie gleich seinen Vater in Handschellen abführen würden?
    Jemand berührte ihn an der Schulter. »Eine Million für deine Gedanken.«
    Er fuhr zusammen. »Bist du verrückt? Was machst du hier?«
    »Zufällig wohne ich ganz in der Nähe. Was du nicht von dir behaupten kannst, mein Sohn.«
    »Weißt du, was bei Rafe passiert ist?«
    »Die Zeitungen sind voll davon. Sag mir nicht, du verdächtigst mich.«
    Marc fühlte sich ertappt und starrte zu Boden. »Ich …«
    Die Schultern seines Vaters sackten nach vorn. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Als Marc den Blick hob, hätte er seinen Vater am liebsten in den Arm genommen. George wirkte wie ein Kind, das man am Weihnachtsabend von zu Hause fortgeschickt hatte. »Dad … es … es tut mir leid.«
    »Schon gut.«
    Nein, gar nichts war gut. »Gehen wir zu Starbucks einen Kaffee trinken?«
    »Lass nur, Marc.«
    Sein Vater zog sich in sich selbst zurück. Langsam schlurfte er mit gesenktem Kopf davon. Verdammt.
    »Die Leute werden immer dreister«, sprach ihn eine Passantin an. »In unserer Straße wird mit Hehlerware gehandelt. Wo soll das noch hinführen?«
    Wortlos starrte er die Frau an. Er hatte momentan andere Probleme. Es war sinnlos, seinem Vater zu folgen. Er wusste, er wollte allein sein. Auch in diesem Verhalten glichen sie einander. Marc überlegte kurz und rief seine Sekretärin an. Er würde umdisponieren und die Zeit in Baltimore nutzen, wenn er schon hier war. Danach sah er weiter. Vielleicht brachte eine Unterhaltung mit Jenny etwas.
    Ein paar Stunden später saßen sie sich in ihrem Garten gegenüber. Rosie kurvte einen Puppenwagen in gefährlichem Tempo über den Rasen. Marc erzählte Jenny seine Version der Geschichte. Sie hörte ihm aufmerksam zu.
    »Glaubst du auch, dass dieser Masterson etwas mit der Sache zu tun hat?«, wollte sie wissen.
    »Ich …« Er schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht, nein. Aber es kann auch kein Zufall sein, dass seine Sekretärin überfallen wurde.«
    »Ja, schwer vorstellbar, nach allem, was passiert ist.«
    »Dad ist … niedergeschlagen. Weil ich ihn verdächtigt habe, die Frau …«
    »O Gott, Marc.«
    »Ich weiß, ich bin ein Trottel und ein schlechter Sohn obendrein und … es tut mir ja auch leid. Ich …«
    Sie legte ihren Finger auf seine Lippen, um ihn am Weitersprechen zu hindern. Ihre Blicke trafen sich. »Was machen wir nun?«, flüsterte Jenny.
     
    *
     
    Wie

Weitere Kostenlose Bücher