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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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konnten sich diese Augen nur derart gleichen? Beinahe gerieten Jennys Gedanken ins Stocken. Jetzt erst wurde ihr bewusst, dass ihr Finger noch immer seinen Mund berührte. Hastig zog sie ihn weg. Auch ihre Freundin Amy war letztens sehr gerührt gewesen. »Einen flüchtigen Augenblick lang wäre ich gern an Rosies Stelle« , hatte sie gesagt, als Marc die Kleine getröstet hatte. »Diese überaus sanfte Seite an ihm ist neu. Entweder, er hat sie damals gut vor mir verborgen – immerhin waren wir mehrere Jahre ein Paar -, oder der Unfall hat ihn verändert.«
    Sie nahm Letzteres an.
    »Ich möchte dich um etwas bitten«, sagte er.
    Alles. Noch immer saßen sie so dicht nebeneinander, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte.
    »Wenn … wenn du es irgend kannst, dann nimm Dad wieder auf. Er liebt dich von ganzem Herzen. Ich habe ihm unrecht getan. Er braucht dich und Rosie. Kannst du dir nicht einen Schubs geben? Bitte.«
    Einen Moment lang verschlug es ihr die Sprache. Dann begann sie zu lachen, obwohl sie am liebsten geheult hätte. Verdattert starrte er sie an. Er kapierte nichts, wie sollte er auch. Jenny ließ es sich nicht nehmen, sich an ihn zu schmiegen. Wenigstens roch er anders als George. Wie sie erwartet hatte, legte er die Arme um sie. Ach, war das schön. So konnte sie es eine Weile aushalten und brauchte ihm auch nicht in die Augen zu sehen. Was ein Vorteil war, bei dem, was sie ihm sagen wollte.
    »Ich habe mich in dich verliebt, Marc.«
    »Du bist süß und ich liebe dich auch.«
     
    *
     
    Flo musste sich beherrschen, um nicht loszuflennen. Selten war es ihr schlechter gegangen als gerade eben. Sie lief ziellos durch die Innenstadt und traf auf George.
    Ungefragt setzte sie sich in dem Straßencafé zu ihm. Er sah so grauenvoll aus, wie sie sich fühlte. Na prima. »Was ist passiert?«
    Er sah durch sie hindurch. »Nichts Besonderes. Mein Sohn verdächtigt mich, eine junge Frau umgebracht zu haben.«
    Oje, sie war klug genug, seine Aussage nicht zu kommentieren. Immerhin kannte sie Marc viel zu gut. Der Fall ließ sich unmöglich als Bagatelle abtun. Sie verstand die Beweggründe beider Männer und sie nahm die Situation als willkommene Ablenkung von ihrer eigenen Misere. »Was machen wir?«
    »Ich muss mit Masterson reden.«
    »Hältst du das für klug?«
    »Keine Ahnung. Es lässt mir keine Ruhe. Ich muss wissen, woran ich bin, so oder so.«
    Durchaus nachvollziehbar, aber sein jetziger Zustand bereitete ihr Sorge. »Dann begleite ich dich.«
    »Blödsinn.«
    »Keineswegs.«
    »Du hast mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
    »Quatsch, ich stecke mittendrin. Ich komme mit und basta.«
    »Könnte mir vorstellen, dass deine resolute Art meinem Herrn Sohn gehörig auf den Pinsel geht.«
    »Manchmal.«
    Georges Mundwinkel zuckten.
    »Immerhin läuft er wieder und hat sich nicht aufgegeben. Also scheint es zu funktionieren.« Sie sah ihm an, dass er mit sich rang. Sie war es gewesen, die Marc immer wieder Mut zugesprochen hatte. Ihn in seinen schwersten Stunden ertragen hatte. Er stand in Florianes Schuld und er wusste, dass sie es wusste. Unwichtig, was ihre Motive damals gewesen waren. Er willigte nicht direkt ein, sie heftete sich einfach an seine Fersen.
    Masterson saß in seinem Büro. Wenn das überhaupt möglich war, sah der Mann noch schauderhafter aus als George. Das Vorzimmer war nicht besetzt, und so waren sie einfach durchmarschiert. Rafes Augen waren rot geädert. Ob er geweint hatte?
    Floriane fühlte sich unwohl. »Es tut mir sehr leid, was passiert ist. Sie standen sich sehr nahe?« Warum plapperte sie nur wieder aus, was ihr in den Sinn kam?
    Zu ihrer Überraschung begann er zu erzählen. Es stellte sich heraus, dass Masterson mit seiner Sekretärin seit zwei Jahren liiert war. Zwar wohnten sie in getrennten Wohnungen, verbrachten aber recht viel Zeit zusammen.
    George räusperte sich. »Mein aufrichtiges Beileid. Ich bin eigentlich gekommen, um Ihnen von einem Einbruch in meinem Haus zu berichten.«
    »Wie meinen Sie das?« Zum ersten Mal hob Rafe den Kopf.
    »Wie ich es sage.«
    »Hier ist kein Alarm eingegangen.« Sein messerscharfer Verstand funktionierte noch.
    »Eben.« George richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
    »Wann war das?«, wollte Masterson wissen.
    George berichtete so genau wie möglich.
    Rafe hörte zu, mitten im Monolog veränderte sich allerdings sein Gesichtsausdruck.
    »Ich dachte mir, Sie sollten das wissen«, beendete George seine Schilderung.

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