Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
um ihn dann jeweils mit blauem Filzstift nachzuziehen. Möglicherweise verwendete er dazu einen Tisch mit einer Glasplatte, die von unten beleuchtet wurde. Die Größe und Neigung der Buchstaben konnte mit einem kurzen Griff an den Vergrößerungsapparat oder einer leichten Verschiebung des Papiers verändert werden.
Mithilfe des Vergrößerungsgerätes konnte Zodiac in einer Handschrift schreiben, die nicht seine eigene war, sondern eine Mischung aus den Handschriften anderer Leute.
Natürlich war das eine äußerst mühsame und zeitaufwändige Prozedur. Das würde erklären, warum der Killer bei seiner ersten Nachricht seit mehr als drei Jahren in dem sauber geschriebenen Text Wörter durchgestrichen hatte, anstatt den Brief noch einmal von vorne zu beginnen. Der Killer musste also Zugang zu einer privaten Dunkelkammer haben - und das für eine ausreichend lange Zeit, um auf so mühsame Weise einen Brief zu schreiben.
Mit dieser raffinierten Methode hatte sich der Killer eine völlig neue Handschrift zugelegt. Selbst wenn die Polizei seine natürliche Handschrift überprüft hätte, wäre möglicherweise niemandem eine Ähnlichkeit mit den Zodiac-Briefen aufgefallen.
Die Methode des Zodiac mochte es einerseits schwierig machen, ihn anhand seiner Briefe aufzuspüren, doch er hatte in seinen Nachrichten immerhin den entscheidenden Hinweis auf seine ausgeklügelte Technik hinterlassen. Es ist einfach nicht von der Hand zu weisen, dass nicht einmal ein professioneller Grafiker oder Zeichner 340 Zeichen und Symbole mit einer solchen Perfektion zu Papier bringen könnte, ohne irgendeine Vorlage zu verwenden.
Irgendwo musste es ein Basis-Alphabet geben, auf dessen Grundlage die Briefe verfasst werden konnten.
Ich war überzeugt, dass die Technik, die der Schreiber offensichtlich bei dem jüngsten Brief angewandt hatte, ein Merkmal war, das man auch bei anderen Zodiac-Botschaften finden konnte. Der Brief vom April stammte tatsächlich von Zodiac. Er war tatsächlich wieder da!
Sherwood Morrill bestätigte meine Theorie.
16
Donald Jeff Andrews
Mittwoch, 9. August 1978
»Ich kann Ihnen sagen, wer der Zodiac ist«, behauptete der Unbekannte, der mich am Abend des 9. August 1978 anrief. »Das ist ein derartiger Filmfreak, dass er bei seinen Taten sogar teilweise mitgefilmt hat.« Jack Rosenbaum hatte in seinem Artikel im San Francisco Progress erwähnt, dass ich mich intensiv mit dem Zodiac-Fall beschäftigte. So war der Anrufer auf meinen Namen gestoßen.
Der Mann weigerte sich, mir seinen Namen zu verraten, hatte aber nichts dagegen, dass ich unser Gespräch aufzeichnete.
»Wir haben einen gemeinsamen Freund namens Greg, ein Amateurfunker, der oft mit dem Mann gesprochen hat. Der Typ heißt Don Andrews (Name geändert). Im Jahr 1969 erholte er sich gerade nach einer tiefen Depression.
Nun, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendein anderer als dieser Andrews der Zodiac sein könnte. Mein Freund Greg erzählte mir einmal, dass ihm Andrews irgendwie verdächtig vorkam, aber ich meinte damals, dass er auf dem Holzweg wäre. Im Laufe der Jahre haben wir dann aber immer mehr Dinge erfahren, die absolut passen.«
Der Anrufer verriet mir schließlich, dass auch Narlow in Napa schon ein Auge auf Andrews geworfen hatte.
»Ich habe keine Ahnung, warum Narlow nichts weiter unternimmt. Wahrscheinlich weiß er nicht, wie er weiter vorgehen soll. Narlow hat sich einmal sechs Stunden lang mit dem Mann unterhalten. ›Er hat mich so verwirrt‹, erzählte mir Narlow, ›dass ich hinterher nicht mal mehr einen Bericht schreiben konnte.‹ Wenn man sich mit dem Kerl unterhält, kommt man selber kaum mehr zu Wort.
Gesundheitlich geht es ihm nicht schlecht. Ich habe ihn öfter mal gesehen. Nur sein Sehvermögen ist ziemlich schwach. Ich persönlich hätte keine Angst vor ihm - ich bin selbst einsneunzig groß. Es ist weniger seine körperliche Kraft, die einem Angst machen kann, sondern seine Persönlichkeit. Bei einem früheren Job wurde er gefeuert, weil er mit niemandem auskam. Narlow hat Dons Akte jedenfalls in seinem Schreibtisch eingeschlossen. Alle anderen Verdächtigen behandelt er ganz offen.
Der Mann sieht fast so aus wie Lon Chaney als ›Glöckner von Notre Dame‹. Er hat auch einen leichten Buckel. Es gibt da jemanden, einen gewissen Marvin Bernell (der Name wurde geändert), der viel mit Don zusammen ist. Er bewahrt alte Filmdosen für Andrews auf, und da drin, glauben wir, steckt das
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