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Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Graysmith
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Briefes als Erster angezweifelt hatte. Keith L. Woodward vom Los Angeles Police Department betrachtete den Brief ebenfalls als Fälschung.
    »Aber«, fügte Gain hinzu, »wer immer diesen Brief geschrieben hat, muss viel über den Killer wissen. Er weiß jedenfalls in allen Einzelheiten, wie Zodiac seine Briefe verfasst.«
    Aber wenn Zodiac den jüngsten Brief nicht geschrieben hat - wer hat es dann getan?

    Samstag, 5. August 1978

    Im Urlaub beschäftigte ich mich etwas eingehender mit dem Zodiac-Brief vom April. Der Schreiber hatte den Brief, wie üblich, überfrankiert, die Briefmarken verkehrt aufgeklebt und den Appell »Please Rush to Editor« auf den Umschlag geschrieben. Außerdem hatte er nach »yours truly« völlig unüblicherweise einen Doppelpunkt gesetzt, dafür nach der Anrede auf ein Satzzeichen verzichtet und außerdem alle vorkommenden Namen, mit Ausnahme des eigenen, mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben. Die Abstände zwischen den Wörtern und Buchstaben waren typisch für Zodiacs Briefe, und die Buchstaben d und k waren so geschrieben wie in den Briefen von 1969.
    Wenn der neue Brief nicht echt sein sollte, aber nicht von einem Polizisten gefälscht wurde - wie hätte der Fälscher das alles wissen sollen, ohne die Zodiac-Briefe je gesehen zu haben?
    Ich sah mir jeden einzelnen Brief an, der je in einer Zeitung abgedruckt worden war, um zu sehen, wie viele Informationen über die Briefe in die Öffentlichkeit gelangt waren. Die meisten Briefe waren nie im Bild gezeigt worden; es war lediglich der Wortlaut abgedruckt worden. Nur einige wenige Briefe waren - in gekürzter oder verkleinerter Form - abgebildet worden. Aus der Handschrift des jüngsten Briefes musste man jedoch den Schluss ziehen, dass er mit Sicherheit von jemandem stammte, der alle Briefe gesehen hatte.
    Eine Sache gab mir allerdings zu denken: der Ausdruck »dieses Stadtschwein« war in keiner der früheren Botschaften vorgekommen. Zodiac nannte die Polizisten üblicherweise »blaue Idioten« oder »blaue Schweine«. Als ich die Briefe ein zweites Mal durchging, fand ich auf einer Postkarte vom 5. Oktober 1970, ganz klein und von oben nach unten geschrieben, den Ausdruck »Stadtpolizei-Schweine-Bullen«. Das war wohl kaum ein Detail, das irgendjemand aufgegriffen hätte, um einen falschen Zodiac-Brief zu schreiben. Doch der Killer mochte es durchaus noch im Gedächtnis haben.
    Wenn es sich tatsächlich um eine Fälschung gehandelt hätte, so hätte jemand, der keinen Einblick in die Ermittlungen der Polizei hatte, niemals eine so perfekte Kopie mit all den unveröffentlichten Details zustande bringen können. Ein neidischer Rivale innerhalb der Polizei hätte vielleicht das Motiv haben können, Toschis Ruf zu schädigen. Doch der Fälscher hätte niemals wissen können, ob der Brief tatsächlich als falsch befunden wurde.
    Es war ein warmer Abend, und die Sonne schien durch das Fenster herein. Ich hatte die Kopien aller Zodiac-Briefe auf dem Teppich ausgelegt und hielt, das helle Licht nützend, den neuen Brief über die alten, um nach irgendwelchen Abweichungen zu suchen. Es gab überhaupt keine.
    Ich nahm die Fotokopie des April-Briefes, riss sie sorgfältig in zwei Hälften und verglich die obere Hälfte der Nachricht mit der unteren. Die Buchstaben zeigten keinerlei Unregelmäßigkeiten und wirkten fast ein bisschen zu perfekt. Es war, als hätte der Schreiber den Brief mit Stempeln gedruckt. So perfekt schreibt kein Mensch.
    Konnte es sein, dass der April-Brief von einer Vorlage abgepaust war und dass Zodiac gar nicht wirklich zurückgekehrt war, wie ich angenommen hatte? Ich wusste, dass der Killer oft mitten in einem mit viel Sorgfalt geschriebenen Brief ein Wort durchgestrichen hatte, so wie es auch im neuen Brief der Fall war. Warum fing er den Brief nicht neu an? Es war fast so, als würde er nicht flüssig schreiben, sondern mühsam einen Buchstaben nach dem anderen zu Papier bringen.
    Ich riss einen der früheren Zodiac-Briefe in der Mitte auseinander und hielt die beiden Hälften im hellen Licht übereinander. Plötzlich wurde mir klar, wie diese Briefe zustande gekommen waren.
    Die Vorgehensweise sah wahrscheinlich so aus:
    Zodiac fotografierte aus verschiedenen Quellen einzelne Buchstaben auf 35-Millimeter-Film. Möglicherweise griff er auf Handschriften von Freunden oder Arbeitskollegen zurück. Den Film legte er in einen Vergrößerungsapparat und projizierte so die Buchstaben einen nach dem anderen auf Papier,

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