Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Lügner.«
»Natürlich nicht«, versicherte ich.
»Diese Leute behaupten, ich hätte den letzten Zodiac-Brief gefälscht«, sagte er.
Toschi erzählte mir, dass ihn DeAmicis vergangenen Freitag um elf Uhr zu sich gerufen und ihn von den Vorwürfen gegen ihn informiert habe. Sein Vorgesetzter forderte ihn auf, über die Sache nachzudenken. Um 13 Uhr wurde er dann zu den Anschuldigungen befragt.
Am Samstag um 15.10 Uhr kam DeAmicis zu Toschi nach Hause und teilte ihm mit, dass Gain beschlossen hatte, auf eine formelle Anklage vor der Kommission zu verzichten und die Sache mit Toschis Versetzung aus der Welt zu schaffen, die mit kommendem Montag in Kraft treten würde. In einer Pressemitteilung sollte verlautbart werden, dass Dave vor zwei Jahren drei Briefe unter falschem Namen an Maupin geschickt habe. »Warum muss es eine Pressemitteilung geben, nur weil ich versetzt werde?«, fragte Toschi.
Der Chronicle -Kolumnist Warren Hinckle, der schillernde Sensationsreporter mit der Augenklappe, schrieb: »Ein ehrgeiziger Schreiber und sein PR-Gehilfe haben in Polizeikreisen und in den Medien einigen Staub aufgewirbelt (…) Maupin hat sich diese Woche einen Namen gemacht - auf Kosten von Dave Toschi, einem anständigen Cop, der eine Schwäche dafür hat, seinen Namen in der Zeitung zu lesen (…) Die ganze Sache war ein abgekartetes Spiel, mit dem Ziel, den Ruf eines Mannes durch gezielte Andeutungen und Behauptungen zu ruinieren. Polizeichef Charles Gain hat mitgespielt und mit einer Pressemitteilung dafür gesorgt, dass die Medien dem Inspektor nun genüsslich den Prozess machen können, bevor Handschriftenexperten die Sache überprüfen und die Wahrheit herausfinden können.«
Toschi sagte gegenüber dem Examiner , dass »ich durch die Sache mit den drei Briefen, die ich geschrieben habe, für alle von vornherein schuldig bin, auch die Zodiac-Briefe gefälscht zu haben. Jemand hat mir gegenüber die Vermutung geäußert, dass Maupin und Maley die Einzigen sind, die etwas von der ganzen Sache haben, und dass sie deshalb die Behauptung aufgestellt hätten, um für Maupins Artikel und sein Buch Werbung zu machen.
Das muss man sich mal vorstellen: Ein freier Journalist und sein PR-Mann behaupten irgendetwas über »eine Übereinstimmung« mit einem Zodiac-Brief - und fünfundzwanzig Jahre harter Arbeit sind plötzlich wertlos geworden! Darf es denn sein, dass ein Mensch ruiniert wird, nur weil jemand eine vage Behauptung über den Ton in einem Brief aufstellt? Aber wie es aussieht, kommt man mit so was leider durch!«
Ich sah mir meine Aufzeichnungen über Toschis Karriere an. Der Mann war einmal ins Meer gesprungen und hatte eine Frau herausgezogen, er hatte 1953 drei Leute vor Gasdämpfen in Sicherheit gebracht, hatte 1956 einem Barkeeper nach einer Messerattacke mit rascher erster Hilfe das Leben gerettet, hatte einen wütenden Angestellten entwaffnet und einen Mordfall in Reno in nicht einmal drei Stunden gelöst. Einmal war Toschi durch zwei Schüsse mit einer Schrotflinte aus einem Fenster fast getötet worden, was ihn nicht daran hinderte, die Treppe hinaufzustürmen, die Tür einzutreten und zwei Jugendliche festzunehmen.
Als Toschi noch einmal in sein altes Büro kam, um seinen Schreibtisch auszuräumen, erfuhr er, dass sie sein Adressbuch beschlagnahmt hatten, um seine Handschrift zu überprüfen. City Supervisor Dianne Feinstein meinte nach einem Besuch bei Toschi, der zu Hause ärztliche Betreuung erhielt: »Es ist einfach empörend. Dieser Mann wird vom Department völlig unschuldig gekreuzigt. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so wie jetzt er ohne irgendwelche handfesten Beweise fertig gemacht wird.« Eine Woche nach Toschis Versetzung verkündete Gain, dass Toschi den Zodiac-Brief nicht geschrieben habe, dass er aber seiner Einschätzung nach auch nicht vom Zodiac-Killer stamme. Er hielt jedoch den Exorzist-Brief von 1974 für echt.
Morrill und DeGarmo hatten den Eindruck, dass Gain mit seinem Verhalten die künftigen Ermittlungen im Zodiac-Fall sabotierte.
Am 2. August ging Gain mit den Berichten von drei Handschriftenexperten an die Öffentlichkeit. Shimoda, dem es von seinen Vorgesetzten verboten wurde, über den Zodiac-Fall zu sprechen, nahm sein früheres Urteil zurück, weil er »nur anhand von Fotokopien« gearbeitet hätte. Terry Pascoe, ein ehemaliger Schüler von Morrill, behauptete, dass es sich um eine Fälschung handle. Pascoes Chef Robert Prouty war derjenige, der die Echtheit des
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