Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
späteren Mord gehandelt hatte?
Montag, 13. Oktober 1969
Um neun Uhr wurden Stines Fingerabdrücke an die Mordkommission geschickt, wo man sie mit den Abdrücken verglich, die im Taxi gefunden wurden. Die blutigen Abdrücke stammten nicht von Stine.
Fingerabdrücke werden generell in folgende Typen unterteilt: »Arch« - ein Fingerabdruck, der vor allem Bogenlinien enthält; »Tented Arch« - mit Linien, die an ein Zeltdach erinnern; »Loop« - mit Schleife; sowie »Whorl« - mit Windung, Ellipse oder Spirale. Als »Grat« bezeichnet man die erhöhten Linien des Abdrucks, die ein ganz bestimmtes Muster bilden. »Minutien« nennt man die charakteristischen Punkte eines Fingerabdruck-Bildes, wie Verzweigungs- und Endpunkte von Linien. Diese Minutien werden aus den Fingerabdrücken abgelesen und ihre Anzahl, Art und Position verglichen. Bei Teilabdrücken kommt es darauf an, möglichst viele dieser charakteristischen Punkte zu finden, um eine eventuelle Übereinstimmung feststellen zu können. Sind weniger als zwölf übereinstimmende Punkte vorhanden, so muss die Meinung eines Experten eingeholt werden.
Toschi und Armstrong suchten die Adressen auf, an denen die Fahrgäste des betreffenden Tages abgesetzt wurden, und konnten etwa ein Drittel der Personen ausfindig machen, die am Samstag mit diesem Taxi gefahren waren. Im Laufe des Tages wurden diese Personen von einem Mitarbeiter des kriminaltechnischen Labors besucht, um ihre Fingerabdrücke mit den im Taxi vorgefundenen zu vergleichen. Auf diese Weise konnte sichergestellt werden, dass die Betreffenden nicht als Täter infrage kamen.
Im Labor war der Experte Bob Dagitz unterdessen damit beschäftigt, die gefundenen Abdrücke zu analysieren. Als sich der Mörder vorgebeugt hatte, um das Armaturenbrett abzuwischen, hatte er sich auf die Strebe zwischen dem vorderen und hinteren Fenster aufgestützt und dabei Abdrücke der rechten Hand hinterlassen.
»Mittelfinger und Ringfinger der rechten Hand«, schrieb Dagitz nieder. »8 Punkte auf 2 Fingern. Blutig.«
6
Zodiac
Dienstag, 14. Oktober 1969
Die Redakteurin Carol Fisher war beim Chronicle für Leserbriefe zuständig. Sie teilte sich mit den beiden Leitartiklern ein kleines Büro im zweiten Stock. Während die beiden Leitartikelschreiber, der Herausgeber und ich um halb elf Uhr gerade in der Redaktionskonferenz sa ßen, arbeitete sie sich durch die vielen Briefe, die täglich von Lesern der Zeitung hereinkamen. Auf einem der Briefe war die Adresse mit blauem Filzstift wie folgt angegeben:
S. F. Chronicle
San Fran
Calif.
Please Rush to Editor
Please Rush to Editor
(Bitte rasch an den Chefredakteur weiterleiten)
Der Poststempel zeigte, dass der Brief am Tag zuvor in San Francisco aufgegeben worden war. Statt eines Absenders fand sich nur ein Symbol auf dem Umschlag.
Ein Kreis mit einem Kreuz.
Vorsichtig öffnete Carol den Umschlag und zog einen gefalteten Brief heraus. Als sie ihn auseinander faltete, fiel ein ungefähr sieben mal zwölf Zentimeter großes Stück Stoff, das sauber irgendwo herausgetrennt worden war, auf ihren Schreibtisch. Der grau-weiße Stoff war offensichtlich mit Blut befleckt.
Zodiac hatte seinen fünften Brief geschrieben.
Rasch überflog sie die dicht aneinander gefügten Zeilen:
Hier spricht der Zodiac
Ich habe gestern Nacht den
Taxifahrer an der Ecke
Washington St & Maple St
getötet. Als Beweis lege ich
ein blutbeflecktes Stück seines
Hemdes bei. Ich bin der
der auch die Leute in der
North Bay Area umgebracht hat.
Die Polizei von S. F. hätte mich
gestern erwischen können, wenn
sie den Park ordentlich durchkämmt hätten
anstatt ein Motorradrennen zu
veranstalten, bei dem es offenbar darum ging,
wer mit seiner Maschine den meisten Lärm
machen kann. Die Polizisten hätten einfach
in ihren Wagen sitzen bleiben und darauf
warten sollen, dass ich aus der Deckung
hervorkomme.
Der Brief schloss mit einer wirklich schaurigen Drohung. Es ist dies übrigens das erste Mal, dass auch dieser Teil des Briefes veröffentlicht wird.
Schulkinder wären übrigens auch ganz nette
Ziele, ich glaube, ich werde demnächst einmal
einen ganzen Schulbus auslöschen. Ich
schieße einfach auf einen Vorderreifen und nehme
dann die Kleinen einen nach dem anderen aufs Korn,
wenn sie aus dem Bus gelaufen kommen.
Carol verständigte uns sofort und lief mit dem Brief, den sie mit zwei Fingern festhielt, zur Stadtredaktion. »Ich habe das hier gerade in meiner Post gefunden.« Der zuständige
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