Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Gummihandschuhe. Im Autopsiebericht werden in jedem Fall Alter, Geschlecht und Hautfarbe angegeben, außerdem eine Beschreibung des Körperbaus sowie der auffälligen Merkmale des Toten. Es werden auch bestimmte Folgeerscheinungen des Todes, wie Leichenstarre, Abkühlung, Totenflecke und Leichenfäulnis festgehalten. Neben einer äußeren Untersuchung von Kopf und Rumpf wird auch das Körperinnere genau untersucht; dies betrifft die inneren Organe ebenso wie den Mageninhalt, den Halsbereich, das Rückenmark, den Kopf, die wichtigsten Blutgefäße und das Herz. Schließlich wird ein rotes Schildchen mit einem Stück Draht an den rechten großen Zeh der Leiche gehängt.
Als Erstes, bevor Blut und Schmutz entfernt werden, müssen noch unter Anleitung des Pathologen Nahaufnahmen von der angekleideten Leiche gemacht werden. Wichtig ist auch, dass jeder noch so kleine Fremdkörper von der Wunde entfernt wird, um ihn zu untersuchen. Eine vollständige Autopsie wird auch dann durchgeführt, wenn der Tod nicht durch das Eindringen eines Gegenstandes in den Körper verursacht wurde, wenn er also nicht »penetriert« wurde, wie es in der Fachsprache heißt. Wenn ein Gegenstand nicht nur in den Körper eindringt, sondern auch wieder aus ihm austritt, spricht man davon, dass er »perforiert« wurde.
Der Gerichtsmediziner untersuchte nun die Wunde in Stines Kopf, die sternförmig gezackt war. Zwischen der Haut und dem durch die enorme Hitze geschwärzten Schädel wurden Pulver- und Rußspuren festgestellt. Die Flecken an der Schläfe und die große versengte Wunde selbst ließen erkennen, dass die Mündung der Waffe beim Schuss Kontakt mit der Haut gehabt hatte. In einem solchen Fall ist die Austrittswunde viel kleiner als die Eintrittswunde, während bei einem Schuss ohne Kontakt zwischen Waffe und Haut das Gegenteil der Fall ist. Im Falle des Taxifahrers trat die Kugel nicht aus, sondern blieb im Kopf stecken.
Die Leichen- oder Totenflecken, eine blau-violette Verfärbung, die durch das Absinken des Blutes in tiefer gelegene Körperteile entsteht, setzt etwa zwanzig bis sechzig Minuten nach dem Todeseintritt ein. Dies lässt erkennen, wie viel Zeit seit dem Eintritt des Todes vergangen ist. Die Muskeln um Stines Kopf, Hals, Kiefer und Augenlider hatten begonnen, sich zu versteifen, was den Beginn der Leichenstarre markierte. Es würde zwei bis drei Tage dauern, bis sich diese Starre wieder zu lösen begann.
Während der Autopsie befragte die Polizei die Teenager, die das Geschehen beobachtet hatten, und ein Polizist mit zeichnerischem Talent fertigte anhand der Beschreibung eine Skizze an.
Tom Macris, der beste Polizeizeichner des gesamten Bundesstaates, verriet mir einmal: »Du musst den Zeugen ermutigen, an sich selbst und an die Fähigkeit seines Gedächtnisses zu glauben, auch große Mengen von wahrgenommenen Details zu speichern. Man führt eine Art Interview mit dem Zeugen durch. Man bekommt ein Gespür für den Menschen, der da vor einem sitzt, für seine geistige Kapazität und seine Fantasie.« So wie Macris ließ sich auch der Zeichner in diesem Fall von Gefühl und Intuition leiten. Wie die meisten seiner Kollegen besaß auch dieser Zeichner eine reiche Sammlung von Bildern, die Menschen mit den verschiedensten Gesichtern und Frisuren zeigten. Die Zeugen sehen die Fotos durch, bis sie eines finden, das dem Verdächtigen ähnlich ist. Das liefert dem Zeichner eine Grundlage, auf der er aufbauen kann. Das Gesicht wird von vorne gezeichnet, weil auch die Fotos für die Polizeiakten so aufgenommen werden. Auf diese Weise lassen sich Fotos und Zeichnung dann besser vergleichen. Personenbeschreibungen in Mordfällen sind für gewöhnlich besonders schwierig, da ein Beobachter in den meisten Fällen vor allem die Waffe im Blick hat.
»Er war stämmig gebaut«, meinten die jungen Leute übereinstimmend, »und dürfte so um die einsachtzig gewesen sein. Er trug eine dunkelblaue oder schwarze Jacke, vielleicht einen Parka, und eine dunkle Hose.«
»Was für eine Kopfform hatte der Mann?«, fragte der Zeichner. »Eher dreieckig? Rund? Quadratisch? Ist hier auf den Fotos eine ähnliche Kopfform dabei?«
Nach einer halben Stunde zeigte der Zeichner den jungen Leuten das vorläufige Ergebnis seiner Arbeit und ließ sie über die Schulter gucken, während er zeichnete, damit sie laufend Korrekturen anbringen konnten.
»Wie hat seine Stirn ausgesehen? Und die Augen? Die Nase? Hatte er große Ohren? Wie war die Haarfarbe?
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