Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
wegfuhr. »Ein paar Mädchen, die in der Nähe der Stelle, an der auf Hartnell und Shepard eingestochen wurde, in der Sonne lagen, sahen am selben Tag einen Mann, der von ihrer Beschreibung her dem Kerl im Gemischtwarenladen entsprach«, verrieten mir die Ermittler. »Die Polizei hat diesen Mann und seinen Wagen nie gefunden.« Ich wandte ein, dass der Mann, der am See gesehen wurde, den Beschreibungen zufolge erheblich jünger als Walker sein musste.
»Wir haben dem Zeugen verschiedene Fotos vorgelegt«, erwiderten sie, »und er hat unseren Mann auf Anhieb erkannt. Seiner Ansicht nach war Walker der Mann im Gemischtwarenladen. Am Dienstag darauf nahmen wir den Mann zu einer dieser Versammlungen mit, zu denen Walker immer ging, damit er ihn in natura sehen konnte. Er war sich nicht hundertprozentig sicher, dass Walker der Mann war, den er gesehen hatte. Unser Zeuge meint, er könnte sich die Haare gefärbt haben. Er gab aber an, dass Walkers Stimme der Stimme des Mannes, der damals nach dem Weg gefragt hatte, zumindest sehr ähnlich sei. Und immerhin lag der Mord an Cecelia Shepard schon fünf Jahre zurück. Leider starb unser Zeuge zehn Tage, nachdem wir ihm Walker bei dem Treffen gezeigt hatten, bei einer Explosion. Der Tod des Zeugen galt als Unfall.«
Wir waren uns alle darin einig, dass Walker - abgesehen vom Alter - durchaus den Beschreibungen entsprach, die wir vom Zodiac-Killer hatten. Die Ermittler hatten außerdem herausgefunden, dass der Verdächtige zwischen 1942 und 1945 bei der Army Verschlüsselungstechnik unterrichtet hatte. Nachdem er zuvor sieben Monate ausgebildet worden war, stieg er gleich zum Lehrer auf. Er muss also ziemlich intelligent gewesen sein, wenn er das geschafft hat.«
Die Detectives hatten sich in der zuständigen Sozialversicherungsstelle nach Walker erkundigt und dabei entdeckt, dass er nicht nur auf seinen Namen eine Karte besaß, sondern auch noch auf drei andere Namen. »Alle Zodiac-Morde und auch die Briefe fielen in die Zeiten, in denen Walker nicht arbeitete; wenn er irgendwo beschäftigt war, passierte nichts. Er ist übrigens beidhändig, davon habe ich mich selbst überzeugen können«, berichtete einer der Ermittler.
»Walker war auch oft in Terry’s Restaurant, als Darlene dort Kellnerin war«, betonten die Detectives. »Wir wissen vom Department of Motor Vehicles, dass Walker 1968 einen viertürigen weißen Biscayne, Baujahr 61, besaß. Das Design des Wagens ist bekanntlich dem des Impala ähnlich. Wir wissen auch, dass der Mann Polizisten hasst.«
Sie erzählten mir von dem Vorfall mit dem Streifenpolizisten. »Wir wissen, dass er sein Aussehen veränderte, als er bei dem Wohnhaus der Lehrerin gesehen wurde, die die anonymen Briefe bekam. Er hat zumindest zu zwei Mordfällen einen gewissen Bezug; er kannte Darlene Ferrin, und er war höchstwahrscheinlich am Lake Berryessa. Walker ist ein jähzorniger Mensch und leidet an starken Kopfschmerzen. Er hat außerdem immer Probleme damit, wenn er am Arbeitsplatz mit Frauen zu tun hat. Das haben uns jedenfalls seine ehemaligen Vorgesetzten gesagt.«
Walker gab schließlich zu, dass er »recht oft im Terry’s war«, was natürlich keineswegs bewies, dass er der Mann war, der Darlene terrorisierte. Um mehr über Andrew Walker herauszufinden, beschlossen die Detectives, ihn zu beschatten. An den Wochenenden warteten sie jeden Abend in zwei Autos in einem kleinen Wäldchen in der Nähe seines Hauses. Eines Tages, an einem Freitagabend, schoss eines von Walkers Auto, ein Dodge Baujahr 72, die Zufahrt herunter und raste in die Nacht hinaus. Die Ermittler folgten dem bronzefarbenen Wagen mit ausgeschalteten Lichtern.
»Er weiß, dass wir da sind, drück auf die Tube«, forderte der eine Detective seinen Kollegen auf. Es gelang Walker jedoch, seine Verfolger abzuschütteln. Eine halbe Stunde später kehrten die Polizisten um und fuhren zum Haus des Verdächtigen zurück. Der Dodge stand wieder auf der Zufahrt; Walker stand an den Wagen gelehnt und rauchte eine Zigarette.
In der folgenden Woche vereinbarten die Polizisten mit der zuständigen Sozialversicherungsstelle, Walker unter irgendeinem Vorwand kommen zu lassen, um auf diese Weise Handschriftenproben des Mannes zu erhalten. Als er wieder nach Hause kam, erzählte Walker seiner Frau von der Sache und äußerte die Vermutung, »dass sie irgendwelche Beweise gegen mich sammeln wollen.« Er schilderte ihr auch den Vorfall mit dem missglückten Beschattungsversuch, und
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