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Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Graysmith
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seiner fließenden Handschrift und den großzügigen Schleifen mancher Buchstaben schon rein äußerlich von den deklarierten Zodiac-Briefen.

Sehr geehrter Herr Chefredakteur,
schicken Sie Marco dorthin zurück,
wo er herkommt, nämlich zur Hölle - er hat
eine schwere psychische Störung -
er braucht das ständige Gefühl der Überlegenheit.
Ich würde vorschlagen, dass Sie ihn an einen
Psychiater verweisen. Auf die Count-Marco
Kolumne können Sie getrost verzichten.
WEnn der Count anonym schreibt,
kann ich das auch -
(gezeichnet) das Rote Phantom
(Rot vor Wut)
    Der antifeministische Kolumnist Marco Spinelli, ein ehemaliger Friseur, verließ den Chronicle nach fünfzehn Jahren wegen dieser Drohung und ließ sich auf Hawaii nieder, um sich ein schönes Leben zu machen. Mittlerweile ist er wieder zurückgekehrt.
    Der einzige Film, in dem ein »Rotes Phantom« vorkam, lief zu der Zeit gerade in einem Stummfilmkino, einem Gebäude mit einer kuppelförmigen Decke, an der eine riesige Abbildung des Tierkreises, Zodiak genannt, aufgemalt war. Der Film hieß »Das Phantom der Oper« und stammte aus dem Jahr 1924.
    Die Polizei von San Francisco hatte indessen immer noch keinen ernsthaft Verdächtigen gefunden.

    Samstag, 24. Juli 1976

    Bill Armstrong blickte auf die Leiche hinunter, die auf dem Bürgersteig der Van Ness Street lag, und plötzlich holten ihn all die grausigen Erlebnisse ein, die ihm in seinen Jahren in der Mordkommission widerfahren waren; er beschloss in diesem Augenblick, den Job hinzuschmeißen, und ließ sich gleich am nächsten Tag in das Betrugsdezernat versetzen. Sherwood Morrill hörte außerdem, dass Armstrong einen Disput mit Toschi hatte, der auch später nie ganz bereinigt wurde. Beide Männer weigern sich jedoch bis heute, über die Sache zu reden. Im Grunde ging es wohl darum, dass der sensible intelligente Armstrong ganz einfach einen Mord zu viel miterlebt hatte.
    In Vallejo erzählte mir Sergeant Lynch: »Armstrong schien mir ganz einfach ausgebrannt zu sein. Er konnte sich nie einfach mal entspannt hinsetzen und reden. Der Bursche kam mir immer so vor, als könnte er jeden Moment explodieren.«

    Donnerstag, 29. Juli 1976

    Herb Caen schrieb in seiner täglichen Kolumne im Chronicle :

Der Inspektor der Mordkommission Dave »Trenchcoat« Toschi ist im Moment der einzige Cop in San Francisco, der an dem Zodiac-Fall arbeitet. Er hat zuletzt vor über zwei Jahren von dem Mörder gehört, als Zodiac »Der Exorzist« als »Komödie« bezeichnete und zuletzt den aktuellen »Spielstand« in seinem Wettstreit mit der Polizei angab: »ICH 37, SFPD 0«. Vielleicht wird ihn »Das Omen« wieder zu einer Reaktion bewegen.

    Nachdem sich Armstrong hatte versetzen lassen, war Toschi der einzige Ermittler in San Francisco, der einen der schwierigsten Mordfälle in der amerikanischen Geschichte bearbeitet.
    »Es ist eine riesige Aufgabe. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an den Zodiac denke. Und jetzt, wo ich der Einzige bin, der den Fall bearbeitet«, verriet Toschi, »ist es noch persönlicher geworden. Ich habe acht Schubladen voll mit Zodiac-Material, darunter die Namen von über 2 000 möglichen Verdächtigen. Ich weiß nicht, ob ich den Fall jemals lösen kann, aber ich werde auf jeden Fall alles versuchen. Ich spüre, dass er noch da ist und dass er wieder auftauchen wird.«
    Toschis Gesundheit litt unter der enormen Belastung, den geistesgestörten Killer finden zu müssen. Er wurde für seine Arbeit geachtet und bewundert, doch er machte sich im Laufe der Jahre auch einige mächtige Feinde.

    Dienstag, 31. Mai 1977

    Am 3. März hatte das FBI Kopien von allen Zodiac-Briefen angefordert. Die Bundeskriminalpolizei beschäftigte sich also immer noch mit dem Fall, ohne jedoch entscheidend zur Lösung beitragen zu können.
    Der führende Experte für Psycholinguistik, Dr. Murray S. Miron, kam anhand von 19 Zodiac-Briefen zu folgender Einschätzung des Täters, die er in einem geheimen Bericht des Syracuse Research Institute festhielt: Zodiac »hat eine Basisausbildung in Kryptografie absolviert« und »ist ein weißer unverheirateter Mann zwischen zwanzig und dreißig Jahren. Er hat höchstens eine Highschool-Ausbildung, liest wenig, lebt isoliert und zurückgezogen und ist von der Persönlichkeit her ruhig und nicht sehr einnehmend.« Miron meinte weiter, dass der Mörder über ein gutes Sehvermögen verfüge und ansonsten ein Mensch sei, der »die Passivität des Fernsehens und des Kinos«

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