Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Graysmith
Vom Netzwerk:
bevorzuge und noch nicht einmal eine kleine Sammlung von »billigen Taschenbüchern« besitze. Mirons Ansicht nach würde Zodiac »oft Kinos aufsuchen, in denen vor allem sadomasochistische Filme und okkult-erotische Filme laufen. Er ist ein Psychotiker, dessen Kommunikationsverhalten von magischem Denken und einer narzisstischen Infantilität geprägt ist, wie es für Schizophrene typisch ist.
    Solche Menschen neigen zu eigentümlichem Verhalten, um damit in gewisser Weise die dahinterliegende Psychose zu verbergen. Sie können große emotionale Schwankungen durchleben - von absoluter Euphorie bis hin zur tiefsten Depression. Solche Persönlichkeiten leben sehr zurückgezogen und geben vor, ein wohl geordnetes, ganz normales Leben zu führen.«
    Miron sah in dem Brief an Belli vom Dezember 1969 Hinweise auf die Depression, die »ihn oft überfällt (…) Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich solche Menschen in einer akuten Depression das Leben nehmen.« Nachdem Zodiac offenbar Angst davor hatte, die Beherrschung verlieren zu können, vermutete Miron, dass er »die enthemmende Wirkung des Alkohols« ebenso meiden würde wie »normale sexuelle Kontakte mit Frauen.«
    Die Briefe aus dem Jahr 1974 zeigten »einen moralisierenden Ton ohne ausdrückliche Drohungen, Prahlereien und seine üblichen Symbole. Das Moralisieren würde zu einem inneren Zustand passen, der schließlich in den Selbstmord münden könnte. Es gibt jedoch auch eine andere Interpretationsmöglichkeit dieser fortschreitenden Wandlung des Zodiac. Möglicherweise steht nicht der Selbstmord der Person bevor, sondern nur der symbolische Tod des Zodiac … Die soziopathische Persönlichkeit tritt mit zunehmendem Alter des Mannes vielleicht immer mehr in den Hintergrund.«

    Freitag, 10. Juni 1977

    Gegen zehn Uhr vormittags sprach ein FBI-Ermittler mit einer jungen Frau namens Karen in ihrer Wohnung in Vallejo. Sie war im Februar 1969 Darlene Ferrins Babysitterin gewesen und hatte den Mann, der im weißen Auto vor Darlenes Haus geparkt hatte, als Erste gesehen. Freunde hatten sie überredet, mit ihrer Information endlich zur Polizei zu gehen.
    Der Ermittler und Karen unterhielten sich beim Kaffee in ihrem Wohnzimmer. Schließlich holte der Mann seinen Kassettenrekorder hervor, stellte ihn auf den Couchtisch und nahm Kugelschreiber und Notizblock zur Hand. Obwohl er das Gespräch aufnahm, schrieb der Ermittler jedes Wort mit, das gesprochen wurde.
    Sie erzählte ihm ausführlich, was an jenem 26. Februar 1969 geschehen war.
    Eine weiße Limousine amerikanischer Bauart war seit zehn Uhr abends vor dem Haus geparkt gewesen. Der Mann am Steuer ließ das Haus nicht aus den Augen. Gegen Mitternacht zündete er ein Streichholz an, sodass sie für einen kurzen Augenblick sein Gesicht erkennen konnte.
    »Er war stämmig und hatte ein rundes Gesicht«, gab sie an. »Er hatte dunkelbraunes gewelltes Haar. Ich glaube, er war so um die vierzig.«
    Karen berichtete weiter, dass sie Darlene am nächsten Tag von dem Mann erzählt habe. »Sie schien zu wissen, wer er war. Sie sagte zu mir: ›Ich schätze, er will mich wieder überprüfen. Ich habe schon gehört, dass er wieder in der Gegend ist.‹ Darlene erzählte mir, dass sie gesehen hätte, wie er jemanden ermordet hatte. Sie erwähnte den Namen des Mannes, aber ich weiß nur mehr, dass sein Vorname sehr kurz war, nur drei oder vier Buchstaben, und dass sein Nachname auch nicht viel länger war. Es war ein recht geläufiger Name. Ich habe eigentlich ein gutes Namensgedächtnis. Er hieß …«
    Das ist es, dachte der Ermittler. »Lassen Sie sich ruhig Zeit, Karen«, sagte er. »Wir haben alle Zeit der Welt.«
    Der Polizist wartete und wartete, bis Karen schließlich mit den Achseln zuckte. »Tut mir Leid. Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern.«
    »Ich habe eine Idee«, sagte der Ermittlungsbeamte. »Kann ich mal kurz telefonieren?« Er rief Lieutenant James Husted in Vallejo an, um ihn zu ersuchen, eine Hypnosesitzung für Karen zu arrangieren. Er hoffte, dass sie sich auf diese Weise an alles erinnern konnte, was an jenem Abend im Jahr 1969 geschehen war. Husted antwortete, dass er diesen Schritt befürworte und alles in die Wege leiten würde, und auch Karen hatte gegen eine Hypnosesitzung nichts einzuwenden.

    Mittwoch, 15. Juni 1977

    Lieutenant Husted rief Lieutenant Larry Haynes vom Police Department in Concord, Kalifornien, an, der sich sofort bereit erklärte, in der Sache mit Karen zu helfen. Haynes

Weitere Kostenlose Bücher