Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
bereits zum Feind erklärt, sonst würde man uns nicht mit Red Dart attackieren. Daran wird sich nichts ändern. Es ist so weit, Caleb. Mir ist klar, warum wir uns vorsichtig herangetastet haben, allerdings konnten wir Red Dart nicht aufspüren. Zu viel steht auf dem Spiel. Wir müssen Powell, bevor es zu spät ist, von der Position stoßen, von der er das Programm in die Wege leiten kann. Er muss hergeschafft und hinter Gitter gebracht werden.«
Caleb presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Du weißt, wie ich darüber denke«, sagte er. »Lieber einen bekannten Feind als einen unbekannten. Auch wenn Powell aus dem Weg ist, befindet sich Red Dart immer noch da draußen. In weiß Gott wessen Händen. Wir müssen herausfinden, wer das Sagen hat, statt Red Dart zu suchen.«
»Die Uhr tickt, Caleb«, mahnte Michael scharf. »Er weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Er wird sein Vorhaben schneller vorantreiben – und ich darf hinzufügen, dass wir keine Ahnung haben, was er bezweckt. Wir haben nichts in der Hand.«
»Vielleicht doch«, warf Damion ein. »Sterling und ich haben Taylors System geknackt.«
Sterling zog eine Augenbraue hoch. »Wie wär’s, wenn du dich setzt und uns dabei hilfst, in den Kopf deiner lieben Mami einzudringen?«
Michael fragte nicht, wie sie es geschafft hatten, das Unmögliche möglich zu machen. Nur das Ergebnis war wichtig. Er atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe, bevor er Platz nahm. Powell hatte sich gerade ein paar zusätzliche Stunden erkauft.
25
Durch den Streit mit Michael noch immer verwirrt, folgte Cassandra der Tischdame, die sie an die Tafel mit den acht aus Zodius geretteten Frauen führte. Durch die Rolle ihres Vaters bei der Schaffung der GTECHs ohnehin schon nervös, fühlte sie sich angesichts ihrer dürftigen Garderobe auch noch befangen, als sie der Gruppe immer näher kam. Auf ihre eigene Art war jede Frau von atemberaubender Schönheit. Offensichtlich hatte sich Adam regelrecht darauf versteift, die perfekte Rasse schaffen zu wollen, sodass er nur bestimmte Frauentypen in Betracht zog.
Eine hübsche Brünette mit Bob stand auf und begrüßte Cassandra. »Hi«, sagte sie und streckte die Hand aus. »Ich bin Emma. Ich freue mich sehr, dass Sie gekommen sind.«
Cassandra schüttelte ihre Hand und blinzelte überrascht. »Sie sind Emma?«, rief sie aus. Aus irgendeinem Grund hatte sie eine altbackene Frau mittleren Alters vor Augen gehabt, keine zierliche, hinreißende Person. »Vielen Dank für die Kosmetikutensilien.«
»Ich freue mich, wenn ich helfen kann.« Emma bedeutete ihr, am oberen Ende des Tischs neben ihr Platz zu nehmen.
Cassandra suchte rasch ihren Stuhl auf, wobei sie mit großen, fast schon glotzenden Augen gemustert wurde.
»Hallo«, grüßte Cassandra mit staubtrockenem Mund. Sie war die einzige Expertin unter den Frauen. »Ich bin Cassandra Powell.« Ihr Nachname lag wie Blei auf ihrer Zunge, als sie die flachen Hände auf der farbenfrohen Tischdecke ablegte. Powell. Ihr Vater. Dieser Mann hatte die Monster geschaffen, die für die Qualen der Frauen verantwortlich waren.
»Ihre Augen.« Das kam aus dem Mund einer wunderschönen Blondine, die am anderen Ende des Tisches saß. »Emma sagte, dass Sie bei Michael wohnen. Sind Sie sein Lebensband?«
»Angestrebtes Lebensband«, erwiderte Cassandra. »Der Blutaustausch ist noch nicht vollzogen.« Und wird es vielleicht auch nie – dieser Gedanke schnitt ihr wie ein Messer durchs Herz.
»Wow«, sagte die Frau und lehnte sich wie vor den Kopf geschlagen im Stuhl zurück. »Das muss … grauenvoll sein.«
Zustimmendes Gemurmel ertönte.
Cassandra schüttelte den Kopf. »Wie bitte?«, fragte sie. »Warum sollte es grauenvoll sein?«
»Er war schließlich Adams Stellvertreter«, sagte eine der Frauen.
»Er wurde der ›Peiniger‹ genannt«, sagte eine andere.
»Michael wurde sogar von den anderen Zodius-Soldaten gefürchtet.«
Rings um den Tisch wurde Ähnliches gemurmelt, wie Cassandra bestürzt registrierte. Er war vom »Mysteriösen« zum »Peiniger« geworden. Es musste schrecklich sein, gefürchtet zu werden und zu wissen, dass hinter vorgehaltener Hand über einen getuschelt wurde. Der Wunsch, Michael in Schutz zu nehmen, wallte in ihr auf. Sie liebte ihn und wusste, dass er wiederholt das Leben anderer über sein eigenes gestellt hatte.
»Hat er gegen eine von euch die Hand erhoben?«, fragte sie herausfordernd, während sie selbst nicht für eine Sekunde daran
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