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Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Titel: Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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sorgen, abgelenkt zu werden.
    Kurz darauf bugsierte Michael eine lachende Becky durch den verlassenen Korridor zu den Toiletten hinunter und zur Hintertür hinaus. Kaum dass sie draußen waren, packte er ihren üppigen Körper und wob die Hand in ihr Haar, um sie zu küssen, doch er konnte nicht.
    Atemlos flüsterte Becky: »Ich sterbe gleich, Michael. Küss mich. Ich brauche dich und deinen Kuss.« Doch sie brauchte ihn nicht, nicht wirklich. Sie begehrte ihn und war scharf auf den Kick, mit jemandem zu schlafen, der ebenso nach einem Ausweg lechzte wie sie. Eine Zeit lang war es perfekt für Michael gewesen, und damals war sie zu einer Gleichgesinnten geworden. Eine Frau in den Armen zu halten und ihr Vergnügen zu bereiten, hatte ihm immer das Gefühl gegeben, kein Monster zu sein. Doch heute Nacht war es anders. Oder besser gesagt – sie war nicht die richtige Frau. Sie unterschied sich nicht von den anderen in der Bar.
    Michael ließ Becky los und drängte sie wieder in die Kneipe. »Du brauchst einen Drink.«
    Ein paar Minuten später trat Michael allein aus der Hintertür. Sein Verlangen war mittlerweile fast ein Urbedürfnis, dem er nicht widerstehen und das er nicht länger unterdrücken konnte. Michael entschwand im Wind und kam auf Cassandras Terrasse wieder zum Vorschein.
    Es war kurz vor Mitternacht, als Cassandra mit einem Stapel Forschungsberichten auf dem Schoß den überquellenden Stuhl ihres Schlafzimmers belegte. Eine seltene kühle Brise, die Fetzen eines flüchtigen Auguststurms mit sich führte, bewegte die Gardinen vor den geöffneten Glasschiebetüren. Da sie die Vierzehnstundentage allmählich auslaugten, hatte sie mit dem Vorsatz, früher ins Bett zu gehen, bereits ihr Nachthemd angezogen. Die X2-Forschung zerrte ebenfalls an ihren Kräften. Von fünfzehn Soldaten waren weitere fünf betroffen. Ein Drittel der Männer zeigte ein für sie ungewöhnlich aggressives Verhalten, weswegen ihr Vater verlangte, sie in Nadelkissen zu verwandeln. Da die GTECHs eine erstaunliche Waffe für die Regierung darstellten, hatte Washington seinen Impfplan angeboten. Ihr Vater würde diese Hilfe garantiert nicht aufs Spiel setzen, um Rücksicht auf die Leiden der Männer zu nehmen. Dass die GTECHs noch zurechnungsfähig waren, grenzte an ein Wunder. Dennoch rechnete Cassandra ihrem Vater hoch an, dass er Soldaten ausgesucht hatte, die über Durchhaltevermögen verfügten und sich gut entwickelten.
    Als die Vorhänge kaum merklich flatterten, sah Cassandra zur Tür. Sofort musste sie an Michael denken und fragte sich, wann oder ob er wieder mit ihr ausgehen würde. Bisher hatte er jedes Mal die Flucht ergriffen, wenn sie sich nähergekommen waren. Da es heftig zwischen ihnen knisterte – und nach all den Geschichten von seinen Eroberungen –, konnte sie sich darauf keinen Reim machen. Wenn sie auf ihren Vater zu sprechen kamen, spürte sie eine gewisse Missbilligung, daher fragte sie sich, ob es daran lag. Zwar wollte sie sich nicht in die Schar der von ihm eroberten Frauen einreihen, aber vielleicht könnte sie ja ihn erobern.
    Diese aberwitzige Vorstellung brachte sie zum Lachen, und sie gluckste noch mehr, als sie an ihre zweite Verabredung denken musste. Sie waren zu einem Minigolfplatz gefahren, und im Laufe des Spiels hatte sie es fertiggebracht, den Ball ausgerechnet in einem BMW zu versenken. Der Besitzer hatte glücklicherweise kein Theater gemacht, doch Cassandra hatte sich in Grund und Boden geschämt. Erst als Michael »Der Mysteriöse« gelächelt und ihr einen Kuss auf die Nase gedrückt hatte, hatte sie den Vorfall vergessen können. Sie entsann sich, beim Blick in seine kristallblauen, belustigten Augen eine Verbindung zwischen ihnen gespürt zu haben. In jenem Moment hatte sie eine Veränderung an ihm wahrgenommen, jenseits des Lächelns, das sie ihm endlich hatte entlocken können. Er hatte seinen Schutzschild fallen lassen.
    Der Vorhang hob sich in einer kräftigen Bö, und Cassandra hätte schwören können, dass sie ihren Namen rief. Sie schüttelte den Kopf. Diese Schwärmerei für Michael war ja nicht auszuhalten.
    In ihrem hauchdünnen, gerade bis zu den Knien reichenden Nachthemd erhob sie sich und verstaute die Akte auf dem Tisch neben dem Stuhl. Eigentlich hatte sie nur die Tür schließen und zu Bett gehen wollen, doch ihre Neugier siegte. Als sie die Gardine zurückzog, erkannte sie im trüben Licht der Terrassenlaterne in der Nähe der Tür eine Gestalt.
    Überzeugt, sich

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