Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
konnten.«
Lucian starrte Brock wütend an. »Michael und Cassandra steht eine schöne lange Fahrt auf einem verlassenen Abschnitt des Highway 95 bevor. Sie werden die Nacht nicht überleben.« Er hob Brocks Waffe an und zielte ihm zwischen die Augen. »Und Sie werden die Woche nicht überstehen, wenn Sie Red Dart nicht liefern.« Er entschwand im Wind und nahm die Waffe mit.
Brock boxte in die Luft und rannte davon. Er musste zum Stützpunkt und Powell überzeugen, ihm die Injektion gleich zu verabreichen, denn wenn Lucian seinen Willen bekam, würde Cassandra nie zu Hause ankommen. Powell hatte ihr Leben in seine Hände gelegt, doch sie würde den nächsten Morgen nicht mehr erleben.
Brock stieg in seinen Truck und knallte die Tür in dem Moment zu, als das Handy klingelte. Er spähte aufs Display. Powell. Sein Magen verkrampfte sich. Er hockte vor Cassandras Wohnung – vier von Powells Männern waren tot, und seine Tochter hatte gerade mit Michael das Weite gesucht. Dieser Anruf kam ihm im Augenblick genauso gelegen wie ein Loch im Kopf.
Er nahm ihn entgegen. »Ja, Sir. General.«
»Um dreiundzwanzighundert unter der Brücke an der Interstate 15«, sagte er. »Von dort aus werden Sie zu unserer Basis gebracht.«
Die Leitung war tot.
In fassungslosem Schweigen saß Brock da. Ein Treffen unter einer Brücke, mitten in der Nacht. Das gehörte garantiert nicht zum Standardprotokoll, was allerdings bei allem so war, was mit Red Dart im Zusammenhang stand. Powell machte ein großes Geheimnis um sein Labor.
Brock hielt sich zwar nicht für eine Memme, zitterte aber dennoch. Er war aufgeregt und hatte Angst. Allein der Gedanke daran, welch enorme Kraft demnächst durch seine Adern fließen würde, erregte ihn. Das könnte der Tag sein, der sein Leben für immer verändern würde.
15
Nur Minuten, nachdem Cassandra in der Überzeugung, dem Tod ins Auge zu blicken, auf dem Boden des Trucks gekauert hatte, beobachtete sie verwundert, wie Michael vom Las Vegas Boulevard ab- und in ein Parkhaus des Neonopolis Entertainment Center einbog. Er nahm eine scharfe Rechtskurve in die untere Ebene des 1800-qm-Gebäudes.
»Was machen wir denn in einer Shoppingmall?«
»Neonopolis ist mehr als eine Mall«, erwiderte er. »Es ist ein komplettes Entertainmentcenter mit Kinos und Spielhallen. Außerdem ist es der ideale Ort für unsere verdeckte innerstädtische Operation, die sich im Untergeschoss befindet. Die Menschenmengen verhindern Windwalking und Gefechte. Selbst Adam möchte nicht ins Gerede kommen, zumindest nicht, bis er bereit ist, das Ruder zu übernehmen.«
Ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Sag das nicht, als wäre es unvermeidlich. Als wäre es nur eine Frage der Zeit.«
Vor einer Stahlwand brachte er den Wagen zum Stehen und gab einen Code in sein Handy ein. Die Türen öffneten sich mit Lichtgeschwindigkeit, und er setzte den Truck wieder in Gang. »Bevor ich das zulasse, bringe ich ihn um.«
Mit gerunzelter Stirn merkte Cassandra, dass ihr schon die ganze Zeit eine Frage im Hinterkopf herumspukte. »Warum hast du ihn nicht schon aus dem Weg geräumt, als du in Zodius City warst?«
Er parkte den Truck neben Carrie, und angesichts der damit verbundenen Erinnerungen schnürte sich ihr die Brust zusammen.
»Oh, das wollte ich«, versicherte Michael, brachte den Schalthebel in Parkposition und stellte den Motor ab. »Du hast keine Ahnung, wie scharf ich darauf war, den Kerl auszuschalten. Ich wollte es schon, als er Area 51 überrannt hat. Aber der Dreckskerl hatte genügend Sprengstoff am Körper und auf dem Gelände verteilt, um jeden in der Umgebung mitzureißen, sobald er die Ladung gezündet hätte. Caleb und ich dachten, ich könnte ihn beseitigen, sobald er den Sprengstoff abnimmt, doch Adam plant alles minutiös. Er hat in verschiedenen amerikanischen Großstädten chemische Kampfstoffe platziert, die zum Zeitpunkt seines Todes hochgehen. Ich konnte nie in Erfahrung bringen, wer den Auslöser hat. Deshalb ist Adam unantastbar.«
Das war beinahe zu viel, um es begreifen zu können. »Der Kerl ist erschreckend. Das alles ist erschreckend.« Sie sah schnell zu Michael hinüber. »Warst du deshalb so lange in Zodius? Weil du herausfinden wolltest, wie du ihn eliminieren kannst, ohne Zivilisten zu opfern?«
»Ja«, erwiderte er leise. »Es geht dabei nicht nur um ein paar Opfer, Cassandra, es geht um Unmengen. Um Hunderttausende. Ich hatte nie vor, zwei Jahre dort zu bleiben. Eigentlich
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